Volksbund für Freiheit und Vaterland

Volksbund für Freiheit und Vaterland

Der Volksbund für Freiheit und Vaterland war eine 1917 gegründete partei- und lagerübergreifende Organisation die im Gegensatz zur extremistischen Vaterlandspartei für gemäßigte Kriegsziele sowie für eine Parlamentarisierung der Innenpolitik eintrat.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Der eigentlichen Gründung vorausgegangen waren verschiedene Resolutionen politisch gemäßigt eingestellter Hochschullehrer gegen die Vaterlandspartei. Da deutlich wurde, dass Resolutionen gegen die nationalistische Agitation der Vaterlandspartei nicht ausreichte, hat insbesondere Ernst Troeltsch die Initiative zur Gründung des Volksbundes ergriffen. Die Idee dazu stammte von Adolf Grabowsky und Friedrich Meinecke.

Mitglieder

Auf der Gründung am 4. Dezember 1917 sprachen Johannes Giesberts von der Zentrumspartei beziehungsweise den christlichen Gewerkschaften, der Historiker Friedrich Meinecke und der Sozialdemokrat Gustav Bauer.

Die freien Gewerkschaften traten mit ihren Mitgliedern der Organisation bei. Dadurch hatte der Volksbund eine Massenbasis, die stärker als die der Vaterlandspartei war. Vorsitzender der Organisation wurde der bürgerliche Sozialreformer Ernst Francke.

Ziele

Vor allem mit Blick auf das Ausland sollte der Volksbund für relativ gemäßigte Ziele eintreten. Ganz trennen konnte sich der Volksbund von bisherigen Vorstellungen allerdings nicht. So beanspruchte Hans Delbrück etwa weiter großen Kolonialbesitz in Afrika.[1] Mit Blick auf die befürchteten Unruhen der Arbeiter setzte er sich nach Innen unter anderem für die Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts und eine Parlamentarisierung des politischen Systems ein.

Im ersten Aufruf vom 7. Januar 1918 hieß es: „Solange der Vernichtungswille der Feinde nicht gebrochen ist, muß unser Volk wie an den Fronten so auch in der Heimat in treuer Einigkeit und in Dankbarkeit gegen unsere Brüder im Waffenrock zur Verteidigung des Vaterlandes zusammenstehen, um in äußerster Anspannung aller Kräfte die feindlichen Anschläge zu vereiteln. Um diese Einigkeit unseres Volkes und die Anspannung seiner Kräfte zu stärken, ist es ein in der Gerechtigkeit wurzelndes Gebot höchster Staatsnotwendigkeit, sofort den eingeleiteten freiheitlichen Ausbau in Reich und Staat fortzuführen, um die Gleichberechtigung aller Staatsbürger und ihre Mitarbeit an den öffentlichen Aufgaben zu sichern. Insbesondere fordert der Volksbund die schleunige Durchführung des gleichen, direkten, geheimen, allgemeinen Wahlrechts für das Abgeordnetenhaus und eine volkstümliche Reform des Herrenhauses in Preußen. ... Nicht minder muß noch während des Krieges im Reich die Koalitionsfreiheit gewährt, das Vereinsrecht gesichert, die Vertretung von Arbeitern und Angestellten in Arbeitskammern gesetzlich geordnet und dementsprechend eine Vertretung der Beamten in geeigneten Körperschaften herbeigeführt werden. Die freiheitliche Entwicklung im Innern bietet zugleich eine feste Grundlage für eine klare und offene Politik nach außen. Wir lehnen einen Verzichtfrieden ebenso entschieden ab wie einen Gewaltfrieden, der den Keim künftiger Kriege in sich birgt. Wir wollen einen Frieden der Verständigung, der Ehre, Leben und Entwicklung unseres Volkes sichert, unbeschadet etwa zu vereinbarender Grenzverschiebungen, von gewaltsamen Gebietserweiterungen und Kriegsentschädigungen absieht und das Selbstbestimmungsrecht der Völker aufrichtig wahrt."[2]

Wirkung

Allerdings gelang es ihm nicht ein Gegengewicht zur Agitation der Vaterlandspartei zu bilden. Gegen einfache Schlagworte kam der Volksbund mit einer differenzierten Argumentation nicht an. Auf der anderen Seite gingen die Forderungen des Volksbundes vielen Arbeitern nicht weit genug. Allerdings sah Meinecke im Volksbund ein Muster für die spätere Weimarer Koalition.

Einzelnachweise

  1. Holger Afflerbach: Rezension zu: Seffen Bruendel: Volksgemeinschaft oder Volksstaat. Die "Ideen von 1914" und die Neuordnung Deutschlands im Ersten Weltkrieg
  2. Chronologie der deutschen Gewerkschaften 1918

Literatur

  • Steffen Bruendel: Volksgemeinschaft oder Volksstaat. Die "Ideen von 1914" und die Neuordnung Deutschlands im Ersten Weltkrieg, Akademie Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-05-003745-8
  • Marcus Llanque: Demokratisches Denken im Krieg: Die deutsche Debatte im Ersten Weltkrieg. Berlin, 2000 S.221ff. Digitalisat

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