Deutsche Vaterlandspartei

Deutsche Vaterlandspartei

Die Deutsche Vaterlandspartei war eine deutsche Partei, die sich im Ersten Weltkrieg in der Endphase des Deutschen Kaiserreiches bildete. Die offizielle Abkürzung war DVP.

Die Vaterlandspartei wurde 1917 als Reaktion auf die Friedensresolution des Reichstages gegründet. Gründungsmitglieder waren unter Anderem Wolfgang Kapp, Alfred von Tirpitz, Johann Albrecht zu Mecklenburg, Alfred Hugenberg und Ulrich von Hassell.[1] Die Partei vertrat alldeutsche, nationalistische Ziele und lehnte Friedensverhandlungen zur Beendigung des Ersten Weltkriegs ab.

In der Deutschen Vaterlandspartei organisierten sich die Gegner eines Verständigungsfriedens, die in Opposition zur Reichstagsmehrheit aus Linksliberalen, Zentrum und Sozialdemokraten den Kampf gegen die Friedensresolution führten.[2] Die Vaterlandspartei war eine außerparlamentarische Bewegung von rechts, mit dem Anspruch auf Integration aller rechten Parteien und Verbände. Erstmals wurde das Konzept der außerparlamentarischen Mobilisierung von rechts realisiert. Auf ihrem Höhepunkt, im Sommer 1918, hatte die Partei über 1.250.000 Mitglieder.[3] Sie verstand sich daher als nationale Sammlungsbewegung. Geprägt war die Vaterlandspartei von „cäsaristischem Herrschaftsdenken“, wobei Ludendorff und Hindenburg, die an der Spitze der "Dritten" Obersten Heeresleitung standen, als „Volkskaiser“ propagandistisch aufgebaut wurden. Ziel war ein „plebiszitärer Militärstaat“, dessen Legitimität auf Krieg und Kriegszielen beruhte, als Alternative zur Parlamentarisierung des Reiches.[1] Hierin und durch ihr annexionistisches, vor allem nach Osten zielendes Programm war die Deutsche Vaterlandspartei eine Vorläuferin der NSDAP. Intern gab es daher Aufrufe zum Staatsstreich unter der Führung von Hindenburg und Ludendorff, notfalls auch gegen Kaiser Wilhelm II..[1]

Nach der Novemberrevolution löste sich die Partei am 10. Dezember 1918 auf, allerdings waren ihre führenden Vertreter wie Kapp, Hindenburg und Ludendorff in der rechtsextremen antirepublikanischen Bewegung in der Weimarer Republik aktiv und auch maßgeblich an der Verbreitung der Dolchstoßlegende beteiligt, nach der das „im Felde unbesiegte“ deutsche Heer von der Revolution der „Novemberverbrecher“ hinterrücks erdolcht worden sei.

Inhaltsverzeichnis

Aus dem Gründungsaufruf vom 2. September 1917

Weite Kreise des deutschen Volkes stimmen mit der Stellungnahme der gegenwärtigen Reichstagsmehrheit zu den wichtigsten Lebensfragen des Vaterlandes nicht überein. [...] Wen gäbe es, der nicht mit heißem Herzen den Frieden ersehnte! Nervenschwache Friedenskundgebungen verzögern aber nur den Frieden.

Nicht Sonderbestrebungen zur Erringung parteipolitischer Macht dürfen jetzt das Deutsche Reich zersplittern, der unbeugsame, nur auf des Vaterlandes Sieg bedachte Wille muß es einen! In dankbarem Aufblick zu unserem unvergeßlichen geliebten ersten Kaiser und seinem eisernen Kanzler, den Einigern der deutschen Stämme, eingedenk des Titanenkampfes gegen den verderblichen Parteiengeist, den Otto von Bismarck in flammenden Worten vor Gott und der Geschichte anklagte, haben die unterzeichneten ostpreußischen Männer, treu den Überlieferungen ihrer Vorväter, die Deutsche Vaterlandspartei gegründet, um das deutsche Vaterland in dieser größten und ernstesten Stunde deutscher Geschichte vor dem Erbübel der Uneinigkeit und Parteiung zu schützen und zu schirmen. Die Deutsche Vaterlandspartei will Stütze und Rückhalt sein für eine kraftvolle Reichsregierung, die nicht in schwächlichem Nachgeben nach innen und außen, sondern in deutscher Standhaftigkeit und unerschütterlichem Glauben an den Sieg die Zeichen der Zeit richtig zu deuten weiß.[4]

Mitglieder

Einzelnachweise

  1. a b c Dirk Stegmann: Vom Neokonservatismus zum Protofaschismus. Konservative Partei, Vereine und Verbände 1893-1920. In: Dirk Stegmann, Bernd-Jürgen Wendt, Peter-Christian Witt (Hrsg.): Deutscher Konservatismus im 19. und 20. Jahrhundert. Festschrift für Fritz Fischer zum 75. Geburtstag. Neue Gesellschaft, Bonn 1983, ISBN 3-87831-369-1, S. 199-230, hier: S. 219.
  2. Karl Dietrich Erdmann: Der Erste Weltkrieg. dtv, München 1980, ISBN 3-423-04218-4, S. 210f.
  3. Andreas Hillgruber: Die gescheiterte Großmacht. Eine Skizze des Deutschen Reiches 1871–1945. Droste, Düsseldorf 1980, ISBN 3-7700-0564-3, S. 54.
  4. Die Deutsche Vaterlandspartei (September 1917) und Gilbert Krebs, Bernard Poloni (Hrsg): Volk, Reich und Nation, 1806–1918. Texte zur Einheit Deutschlands in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Dokumente zur deutschen Geschichte und Kultur. Presses Sorbonne Nouvelle, Paris 1994, ISBN 2-910212-02-5, S. 255f.

Literatur

  • Heinz Hagenlücke: Deutsche Vaterlandspartei. Die nationale Rechte am Ende des Kaiserreichs. Droste, Düsseldorf 1997, ISBN 3-7700-5197-1 (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 108), (Zugleich: Düsseldorf, Univ., Diss., 1993).
  • Robert Ullrich: Die Deutsche Vaterlandspartei 1917/18. Zur Entstehung, Rolle und Funktion einer extrem reaktionären Partei des deutschen Imperialismus und zu ihrem Platz im bürgerlichen Parteiensystem. 2 Bände. ungedruckte Dissertation, Jena 1971.
  • Karl Wortmann: Geschichte der Deutschen Vaterlands-Partei 1917–1918. Hendel, Halle/Saale 1926 (Halle, Univ., Diss., 1926), (Auch: Mitteldeutscher Verlag, Halle/Saale 1926 (Hallische Forschungen zur neueren Geschichte. NF 3, ZDB-ID 514189-8)).

Weblinks


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