Volksgenealogie

Volksgenealogie

Unter dem Begriff Volksgenealogie versteht man die abstammungsgeschichtliche Erforschung der gesamten Bevölkerung einer Landschaft durch Kirchenbuchverkartung und die Aufstellung von Ortsfamilienbüchern.

Volksgenealogie ist als Begriff von Konrad Brandner, einem steiermärkischen Pfarrer, geprägt worden, und gehört der Geschichte der Genealogie an. Der Begriff ist heute ungebräuchlich geworden, in seiner Zeit war er aber durchaus zukunftsweisend.

Brandner schrieb 1920 in seinem Buch „Die Bevölkerung der Pfarre Weichselboden in Steiermark“: „Eine Genealogie …, die das gesamte Volk einer Gemeinde … umfaßt, gibt es bisher nicht. Man könnte eine solche Genealogie, die nicht einzelne Persönlichkeiten für sich, sondern … die ganze Bevölkerung eines Ortes behandelt, Volksgenealogie nennen. Der Grund, weshalb es eine derartige Volksgenealogie bis jetzt nicht gibt, mag in der Tatsache liegen, daß bis in die jüngste Vergangenheit das Interesse der Geschichtsforscher sich den führenden Persönlichkeiten, nicht aber der Masse der Bevölkerung zugewendet hat.“

Auch die Volkskörperforschung von Johann Bredt in Siebenbürgen und die Bevölkerungsgenealogie von Willy Klenck (einem Mitarbeiter von Walter Scheidt) hatten ähnliche Zielsetzungen. Das sachliche Buch von Joseph Demleitner und Adolf Roth, „Der Weg zur Volksgenealogie. Anleitung zur übersichtlichen Darstellung des sippenkundlichen Inhalts der Kirchenbücher in Familienbüchern“ (drei Auflagen 1935-1937), war die erste ausgereifte Anleitung zur Kirchenbuchverkartung nach der Familienblattmethode, wie sie heute allgemein üblich ist. Aber ohne den ideologischen Belast der Blut-und-Boden-Ideologie, in deren Dienst sie in der Zeit des Nationalsozialismus gestellt worden ist, heute als Methode der Heimatgeschichte, Sozialgeschichte und Bevölkerungsgeschichte.


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