W. & L., M.

W. & L., M.

Die Mittweidaer Metallwarenfabrik Rudolf Wächtler & Lange KG, Mittweida i. Sa. war bis zum Ende des 2. Weltkrieges einer der führenden Hersteller von Ehrenzeichen (Orden, Medaillen) in Deutschland. Daher ist das nicht mehr existierende Unternehmen bei Sammlern von Auszeichnungen, wie Ehrenzeichen und Verdienstorden u.ä., heutzutage international bekannt.

Mittweidaer Metallwarenfabrik

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 5. Januar 1895 gründete der Ingenieur Ernst Rudolf Wächtler eine Gravierwerkstatt am Mittweidaer Pfarrberg. Großen Aufschwung erfuhr die Firma, nachdem sich der "geniale Erfinder" Ernst Rudolf Wächtler mit dem Mittweidaer Kaufmann Bruno Walter Lange zusammentat. Sie änderten am 17. April 1902 die Rechtsform und den Namen in „Mittweidaer Metallwarenfabrik Rudolf Wächtler & Lange KG, Mittweida i. Sa.“.

Fortan wurde das Unternehmen als Familienbetrieb der beiden Familien Wächtler und Lange weitergeführt. Die Firma musste infolge des raschen Wachstums und des Einsatzes immer neuer, modernster Maschinen mehrfach umziehen und sich ständig erweitern. Das Firmengelände erstreckte sich bald über 7 ha an der Leipziger Straße in Mittweida.

Produkte der Metallverarbeitung verschiedenster Art, vor allem Auszeichnungen wie Verdienstorden, Ehrenzeichen und Abzeichen (z.B. Medaillen u. Ehrenkreuze), Bürobedarf, Luxuswaren, Bäder- und Ansichtsartikel, Festzeichen sowie Heiligenartikel wurden in alle Welt ausgeführt und dadurch bekannt. Gute Geschäfte im Ausland, Einnahmen von Devisen sicherten den Bestand des Betriebes im Ersten Weltkrieg, in der Rezession, der Inflation und danach.

Die Firma wurde während der NS-Zeit aufgrund der Solidität der Erzeugnisse zum führenden Hersteller von Orden und anderen Ehrenzeichen in Deutschland.[1]

Zu dieser Zeit wurden auf kleineren Metallwaren folgende Herstellerkürzel verwandt:[2]

  • W. & L., M. - allg.
  • L / 55 - Hersteller LDO (Leistungsgemeinschaft Deutscher Ordenshersteller)
  • M1/35 auf von der Reichszeugmeisterei georderten Herrschaftszeichen
  • M5/94 auf von der Reichszeugmeisterei geordertem Uniformzubehör
  • 100 auf von der Präsidialkanzlei georderten Abzeichen

In der Firma wurden weder Häftlinge noch Zwangsarbeiter oder Kriegsgefangene eingesetzt. Trotz der kritischen Tage nach dem Ende des Krieges wurde die Produktion aufrecht erhalten. Zunächst wurden vor allem Koppelschlösser als Reparationsleistung für die Sowjetunion sowie lebensnotwendige Artikel, wie Sparöfen, Hufnägel, Küchenwaagen usw. in der Folgezeit produziert.

Aufgrund der Ordenproduktion wurde die Firma nach dem 2. Weltkrieg als kriegsgewinnender Betrieb eingestuft und enteignet. Der damalige Geschäftsführer Emil Walter Lange verbrachte seine letzten Jahre in Sibirien.

Die Firma kam ab 9. Februar 1946 in Treuhandverwaltung und ging am 30 Juni 1946 in Volkseigentum über. Danach wurde die Produktion komplett neuausgerichtet, im „VEB Mittweidaer Metallwarenfabrik“ kam die Herstellung von Lagern (Kugel- und Wälzlager) in Gang. 1957 wurde der Betrieb in „VEB Wälzlagerkäfigwerk Mittweida“ umbenannt.

Mit der deutschen Wiedervereinigung kam für die meisten der damals 600 Beschäftigten - des inzwischen als Wälzlagerkäfigwerk bekannten Betriebes - das „Aus“.

Am 1. Juni 1990 wurde die Fabrik in eine GmbH umgewandelt. Das Werk wurde im November durch die FAG Kugelfischer übernommen und in DKFL - Deutsche Kugellagerfabriken umbenannt. Am 1. September 1993 erfolgte die Privatisierung und Umbenennung in MPT Präzisionsteile GmbH Mittweida.[3]

Einzelnachweise

  1. Siegfried Göhlert / Industriegeschichte
  2. auszeichnungen-online
  3. nicht mehr vorhandene website

Weblinks

Siehe auch


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