Walter Adam

Walter Adam

Walter Adam (* 6. Januar 1886 in Klagenfurt; † 26. Februar 1947 in Innsbruck) war der Chef des Bundespressedienstes in Österreich und Generalsekretär der Vaterländischen Front (VF)

Inhaltsverzeichnis

Leben

Da sein Vater im österreichischen Heer diente, lernte Adam in seiner Kindheit beim Wechsel der Garnison die Städte Linz, Innsbruck und Lemberg kennen. Als er das vierzehnte Lebensjahr erreichte hatte, musste er eine Militärschule für Offiziersanwärter besuchen. Als Fähnrich trat er in das Infanterie-Regiment 59 ein, das in Salzburg stationiert war.

Die Kriegsschule in Wien absolvierte er von 1909 bis 1912, um danach in den Generalstab versetzt zu werden. Im Ersten Weltkrieg zeichnete er sich in Serbien und bei der 14. Gebirgsbrigade aus, so dass er vorzeitig zum Hauptmann befördert wurde. Später gehörte er zum Stab von Feldmarschall Conrad von Hötzendorf. Für einen Einsatz in der Türkei ernannte man ihn zum Stabschef der österreichisch-ungarischen Truppen.

Nach dem Ende des Krieges verblieb er im Heeresdienst und wirkte beim neuen Bundesminister für Heereswesen, Carl Vaugoin, bei dessen Aufgaben zur Neustrukturierung des Heeres mit. Im Jahre 1924 verließ er den Militärdienst. Im gleichen Jahr wurde er Mitglied in der Redaktion der Zeitung Reichspost, die von der christsozialen Partei herausgegeben wurde. Wegen seiner besonderen journalistischen Fähigkeiten stieg er bald zum stellvertretenden Chefredakteur von Friedrich Funder auf.

Seine hauptsächlichen Themenbereiche der der Zeitung waren der Völkerbund, die Fragen der Abrüstung und die Probleme der Revision der Friedensverträge. In diesen Positionen nahm er eine Auffassung ein, die auch im Deutschen Reich vertreten wurden. Strikt wandte er sich allerdings dagegen, dass Österreich sich an das Deutsche Reich anschließen oder angleichen sollte. Adam sprach sich auch gegen den Antisemitismus aus.

Als der Bundeskanzler Engelbert Dollfuß ihn im Jahre 1934 bat, das Amt des Bundeskommissärs beim Heimatdienst zu übernehmen, schied er aus der Redaktion aus. Im Oktober 1934 ernannte ihn Kurt von Schuschnigg zum Generalsekretär der VF. Mit diesen beiden Stellungen gehörte er zu den führenden politischen Persönlichkeiten in Österreich.

In seinen Vorträgen und Ansprachen, die auch teilweise im Rundfunk übertragen wurden, stellte er die besonderen kulturellen Eigenheiten Österreichs heraus. Diese Eigenheiten würden die politische Linie begründen, dass Österreich auch weiterhin politisch unabhängig und selbstständig bleiben sollte. Deshalb vertrat er auch die Ansicht, dass die verschiedenen politischen Strömungen sich in einer von Dollfuß gegründeten „Vaterländischen Front“ zusammenfinden sollten. Für dieses Eintreten für ein freies und unabhängiges Österreich erhielt er am 4. Januar 1937 das Komturkreuz I. Klasse des österreichischen Verdienstordens als Auszeichnung vom Bundespräsidenten verliehen.

Als Vizekanzler Ernst Rüdiger Starhemberg aus der Regierung ausschied, trat auch Adam im Mai 1936 als Generalsekretär der VF zurück. Weiterhin versah er die Leitung der Propaganda als Bundeskommissärs für den Heimatdienst. Im Dezember 1936, als der Minister Eduard Ludwig zurücktrat, übernahm er das Amt des Chefs vom Bundespressedienstes. Damit konzentrierte er in dieser Funktion den ganzen Apparat der österreichischen Presse und der Propaganda.

Die Frankfurter Zeitung gab am 10. März 1937 den Artikel „Befriedung in Etappen - Die jüngste Entwicklung der inneren Politik in Österreich“ bekannt, der eine angebliche neue Linie der Politik in Österreich begründete, weil darin die Möglichkeit vorgestellt wurde, dass durch eine Gründung eines „Deutsch-sozialen Volksbundes“ eine neue Basis für die illegale Opposition der Nationalsozialisten ermöglicht werden sollte. Adam wies diese angeblichen Absichten zurück, da die Frankfurter Zeitung mit falschen Informationen oder als ein politisches Manöver den Artikel verfasst habe.

Als im Februar 1938 Schuschnigg bei Hitler über das Verhältnis des Deutschen Reiches und der Nationalsozialisten zu Österreich in Berchtesgaden verhandelte, wurde ihm eine Liste von Forderungen, die der deutsche Botschafter Wilhelm Keppler formuliert hatte, vorgelegt, die in die Geschichte unter dem Namen „Diktat von Berchtesgaden“ eingegangen ist. In Punkt 7 der Forderungen wurde die Ablösung von Adam gefordert. Im späteren veröffentlichten Protokoll wurde Adam allerdings nicht mehr erwähnt.

Am 16. Februar 1938 veröffentlichte Adam noch einen Kommentar zu dem Kommunique von Berchtesgaden, in dem er nochmals die Hoffnung äußerte, die gestellten Forderungen wären mit der politischen Struktur in Österreich vereinbar. Am Abend des 11. März 1938 besetzte der Putschist Hans Blaschke mit einer Gruppe Nationalsozialisten die Zentrale der „Vaterländischen Front“ und beseitigte die Präsentationssymbole der VF. Damit wurde diese Vereinigung gewaltsam mit der Besetzung Österreichs beseitigt. Wenige Tage später stellte die Abteilung II D der Staatspolizeileitstelle Wien der Gestapo eine Liste von 151 Personen zusammen (bei Reichhold als Faksimile), die verhaftet wurden.

Am 1. April 1938 wurde er mit dem „Prominententransport“ nach Deutschland ins KZ Dachau deportiert, wo er bis 1943 inhaftiert wurde. Diese KZ-Haft, deren Dauer fünf Jahre und vier Monate betrug, schwächte ihn so sehr, dass er im Februar 1947 an Tuberkulose verstarb.

Schriften

  • Vaterländische Front-Staat-Berufsverbände, in: Volkswohl, Jahrgang 26, Heft 3, 1934/35
  • Unser Staatsprogramm, Wien 1935
  • Nacht über Deutschland. Erinnerungen an Dachau. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Dritten Reiches. Aus dem literarischen Nachlaß von Walter Adam, Wien 1947

Referenzen

  • Adam Walter. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 4.
  • Friedrich Funder, Als Österreich den Sturm bestand, Wien 1957
  • Dieter Wagner, Gerhard Toinkowitz, "ein Volk, ein Reich, ein Führer!": Der Anschluss Österreichs 1938, 1968
  • Oskar Regele, Feldmarschall Conrad: Auftrag und Erfüllung 1906-1918, 1955
  • Karl Bömer, Handbuch der Weltpresse, Leipzig 1937
  • Ludwig Reichhold, Kampf um Österreich - Die Vaterländische Front und ihr Widerstand gegen den Anschluß 1933 -1938, Wien 1984

Weblinks


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