Walter Erich Schäfer

Walter Erich Schäfer

Walter Erich Schäfer (* 16. März 1901 in Hemmingen; † 28. Dezember 1981 in Stuttgart) war Agronom, Dramaturg und von 1949 bis 1972 Generalintendant des Württembergischen Staatstheaters Stuttgart.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Schäfer wurde auf einem schwäbischen Bauerngut als Sohn des Friedrich Wilhelm Schäfer (1871-1951) und der Hildegard Speidel (1874-1952) in Hemmingen geboren. Er war evangelischer Konfession. Schäfer studierte nach der Schulzeit auf dem Karlsgymnasium in Stuttgart auf Druck seines Vaters Landwirtschaft an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim (1921–1924), wurde Mitglied im Corps Germania Hohenheim und blieb immer Besitzer seines ererbten Hofes. Schon während seiner Schulzeit in Stuttgart fürs Theater begeistert und nach einem Zweitstudium an der Universität Tübingen mit einer Promotion in Philosophie, widmete er sich als Schriftsteller dem Theater. Seine Laufbahn und Berufung fand er als Schriftsteller, Dramaturg und Regisseur und begründete als Generalintendant von 1949 bis 1972 den Weltrang der Württembergischen Staatstheater, wo er seit 1928 als Dramaturg wirkte.

Schäfer heiratete 1925 in Stuttgart Irmgard Sigel (1902-1984) mit der er vier Kinder hatte.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde er Dramaturg in Mannheim, 1938 in Kassel.[1] Im Mai 1937 trat er der NSDAP bei.[1] Reichsdramaturg Rainer Schlösser beurteilte ihn 1937 als „wichtigen Aktivposten für die von mir vertretene nationalsozialistische Theaterpolitik“.[2] Schäfers Tendenzstück Der 18. Oktober 1813 wurde nach Angaben der Emigrantenzeitschrift Die Sammlung auf sämtlichen deutschen Bühnen gespielt.[1]

Nach Kriegsende wurde Schäfers Schauspiel Der Leutnant Vary (Dietzmann, Leipzig 1941) in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[3]

1949 wurde Schäfer als Generalintendant an das Stuttgarter Staatstheater berufen. Er hatte dieses Amt bis 1972 inne. Beauftragt als „Sparkommissar“ und „Retter“ verstand er es, Talente zu erkennen, berühmte Regisseure nach Stuttgart zu holen, sie im und als Ensemble wirken zu lassen und nachhaltig zu fördern. Unter dem damals noch relativ unbekannten Choreografen John Cranko und mit Marcia Haydée als Primaballerina erlangte das Stuttgarter Ballett internationalen Ruf und Geltung.

Weniger spektakulär, aber ebenso bekannt wegen ihrer Neuerungen und Qualität entwickelten sich während dieser 23 Jahre Oper und Schauspiel in Stuttgart zu führenden deutschen und europäischen Bühnen. Schäfer war, neben vielen anderen Ehrungen, Träger des Großen Verdienstkreuzes mit Stern der Bundesrepublik Deutschland und der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg.

Als Humanist und Förderer der Jugend ermöglichte Schäfer seinen Hohenheimer Studenten regelmäßig freien Eintritt zu den Aufführungen der Staatstheater. Er starb 1981 in Stuttgart und gilt weiterhin als einer der international profiliertesten Theaterintendanten des 20. Jahrhunderts, die verstanden, Vertrauen in begabte Künstler und Treue eines begeisterten Publikums zu verbinden.

Quellen

  • Paul Eiermann: Geschichte der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim und des Hohenheimer S. C. Chronik der beiden Hohenheimer Corps „Germania“ und „Suevia“ zum 90. Stiftungsfest der „Germania“. Stuttgart-Hohenheim 1961.
  • Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main 2007.
  • Manfred G. Raupp: Fuchsenfibel des Corps Germania Hohenheim (2006).

Literatur

  • John Cranko: Über den Tanz. Gespräche mit Walter Erich Schäfer (Redaktion: Peter Härtling), S. Fischer, Frankfurt am Main 1974.
  • Karl Ulrich Majer, Herbert von Strohmer (Hrsg.): Walter Erich Schäfer zum 16. März 1971 (Festschrift), Neske, Pfullingen 1971.
  • Florian Radvan: Eine deutsche Theaterkarriere. Der Dramatiker und Generalintendant Walter Erich Schäfer, Wissenschaftlicher Verlag Trier (WVT), Trier 1999.
  • Walter Erich Schäfer: Bühne eines Lebens. Erinnerungen, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1975.

Dokumentationen

  • Karl Ulrich Majer (Buch), Walter Rüdel (Regie): Walter Erich Schäfer oder Die Theatertaten eines Gutsherrn aus Niederbayern, ca. 30 min., ZDF

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 513.
  2. Zitat bei Ernst Klee: Kulturlexikon, S. 513.
  3. http://www.polunbi.de/bibliothek/1948-nslit-s.html

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schäfer (Familienname) — Schäfer oder Schaefer ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Berufsname vom Beruf des Schäfers. Bei Schaefer oft von Schaffer. Häufigkeit Verteilung des Familiennamens Schäfer in Deutschland …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Scott — 1822. Porträt von Henry Raeburn Sir Walter Scott, 1. Baronet von Abbotsford (* 15. August 1771 in Edinburgh; † 21. September 1832 in Abbotsford), schottischer Dichter und Schriftsteller, war einer der nicht nur in Europa meistgelesenen Autoren… …   Deutsch Wikipedia

  • Erich von Manstein — en 1938 Naissance 24 novembre 1887 …   Wikipédia en Français

  • Erich von Manstein — Generalfeldmarschall Erich von Manstein …   Wikipedia

  • Walter Model — Nickname Hitler s fireman, Frontline Pig Born …   Wikipedia

  • Erich Bärenfänger — Naissance 12 janvier 1915 Menden Décès Suicide le 2 mai 1945 (à 30 ans) Berlin Mort au combat Origine Allemand Allégeance …   Wikipédia en Français

  • Walter Model — Walther Model Surnom Le pompier du Führer Naissance 24 janvier 1891 Genthin, Allemagne …   Wikipédia en Français

  • Walter Hörnlein — Walter Hoernlein Walter Hörnlein (centre de la photo) Surnom …   Wikipédia en Français

  • Walter Möse — Born 30 September 1920 Langenbielau …   Wikipedia

  • Walter Scheel — Walter Scheel, en 1974. Mandats 4e président …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”