- Walter Rieseler
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Walter Rieseler (* 3. Dezember 1890 in Burg; † 6. Mai 1937) war ein deutscher Flugpionier und Erfinder.
Inhaltsverzeichnis
Vita
Walter Rieseler wurde am 3. Dezember 1890 in Burg (bei Magdeburg) in zweiter Ehe als ältester von zwei Söhnen geboren.
Anfänge in der Fliegerei
Seine ersten Hangflüge versuchte er im Jahre 1908 an den Gütterschen Bergen von Burg bei Magdeburg. Außerdem experimentierte er in diesem Jahre auf einer Teichinsel eines Ausflugslokales mit Katapultstarts. 1913 machte er seinen Flugzeugführerschein mit der Nr.481 bei Hans Grade in Bork. Hierbei flog er eine Grade Eindecker. Im darauffolgenden Jahr arbeitete er als Fluglehrer auf dem Flugplatz Berlin-Johannisthal, wo er erste Flugpreise verliehen bekam. Während des Ersten Weltkrieges war er von 1914-1918 Abnahmepilot bei der LVG in Berlin-Johannisthal und Ausbilder von Jagdfliegern in Köslin (Pommern). Nach dem Krieg eröffnete er 1919 auf dem Flugplatz Berlin-Johannisthal eine Fliegerschule, die er mit ca. zehn Flugzeugen aus Heeresbeständen unterhielt. Die Schule wurde von internationalen Schülern besucht, zu ihnen gehörte auch Major Lang. Im Zuge der Inflation kam es jedoch zu Beschlagnahmungen, die Flugschule war nicht mehr finanzierbar.
Flugzeugentwicklungen
In den folgenden Jahren entwickelte Rieseler zahlreiche Flugzeuge. Den Anfang machte das 1920 von Walter Rieseler gemeinsam mit seinem Bruder Werner Rieseler entwickelte Sportflugzeug Rieseler R I. Er nahm an vielen Flugveranstaltungen teil, unter anderem am Deutschlandrundflug, bei dem er den BZ-Preis erhielt. Außerdem errang er den 1. Preis im Hindernislanden in Berlin-Tempelhof. Der erste Demonstrationflug eines S-AAR Rieseler-Bendel, eines einsitzigen freitragenden Sporthochdeckers, fand 1921 auf einem Flugplatz in der Nähe Stockholms statt. Das Flugzeug steht heute in einem Museum bei Stockholm. Seine Bauausführung entspricht der Rieseler R III. Das Rieseler Sportflugzeug R III/22 erhielt seine Zulassung am 20. Dezember 1922 durch die DVL Berlin-Adlershof. Es war das erste in nennenswerten Stückzahlen gefertigte deutsche Privat- und Sportflugzeug in Lizenz durch die Firma Stahlwerk Mark in Breslau. Am 8. Juli 1923 um 5 Uhr morgens absolvierte Antonius Raab eine spektakuläre Landung mit dem Rieseler Sportflugzeug R III/22 auf der Straße Unter den Linden mitten in Berlin.[1]
Hubschrauber-Entwicklungen
Der Absturz und Tod seines Bruders Werner Rieseler beim Kunstfliegen in Prenzlau im Jahre 1925 wurde Anlass und Anstoß für Walter Rieseler zur Konstruktion eines Hubschrauber-Vorläufers in Form eines Drehflügel-Flugzeuges. Es erfolgte der Versuchsaufbau eines Tragschrauber in Hamburg-Fuhlsbüttel, finanziert von dem Hamburger Bankier Kojemann. Dabei entstand das erste deutsches "Windmühlenflugzeug", wie es genannt wurde. 1926 ließ Walter Rieseler das Tragschrauber-Prinzip eines Schraubers mit starren Rotorblättern für sich und seinen Geschäftspartner Walter Kreiser patentieren. In England erfolgte die Anerkennung als erstes Patent im Jahre 1927 - zwei Tage vor der Anmeldung des spanischen Flugpioniers Cierva.
Im Jahre 1930 holte Professor Alexander Klemin von der Daniel-Guggenheim-School of Aeronautics an der Universität New York Walter Rieseler und Walter Kreiser in die USA in das neu gegründete Pennsylvania Aircraft Syndicate Ltd. unter Direktor Wilford. Ein Versuchshubschrauber mit Vierblatt-Rotor, der die Bezeichnung W.R.K.-Gyro ( Wilford-Rieseler-Kreiser-Gyro ) erhielt und später weiter entwickelt wurde, hatte seinen ersten Probeflug 1931 in Paoli, Pennsylvania.
Mit neuen Ideen kehrte Walter Rieseler 1934 nach Deutschland zurück. Das Reichsluftfahrtministerium (RLM) bekundete Interesse an den Konstruktionen Walter Rieselers und unterstützte und beauftragte weiterführende Entwicklungen. 1935 erhielt Walter Rieseler das Patent für einen Steilschrauber mit starren, koaxial gelagerten Rotoren (Koax-Rieseler). Im gleichen Jahr erfolgte die Gründung der Rieseler u. Co. Apparatebau auf dem Flugplatz Berlin-Johannisthal. Im Sommer 1936 fand der erste Probeflug des neuen Rieseler Hubschrauber R.I statt. Im September erfolgte ein Demonstrationflug vor Ernst Udet, dem Luftfahrtssachverständigen und Beauftragten des RLM. Weitere Probeflüge des vergrößerten Rieseler Hubschrauber R.II wurden 1937 durchgeführt. Die Ergebnisse waren überaus befriedigend. Alle bekannten Rekorde ausländischer Hubschrauber konnten durch Rieselers Hubschrauber überboten werden.
Am 6. Mai 1937 verstarb Walter Rieseler unerwartet durch Herzschlag. Der Hubschrauber R.II wurde nach dem Tode von Walter Rieseler und nach Auflösung der Firma Rieseler u. Co. Apparatebau der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin-Johannisthal übergeben.
Literatur
- Engelbert Zaschka: Drehflügelflugzeuge. Trag- und Hubschrauber. C.J.E. Volckmann Nachf. E. Wette, Berlin-Charlottenburg 1936, ASIN B0046IAMSC.
Weblinks
- Website seines Enkels Hartmut Rieseler über Walter Rieseler
- Die von Rieseler entwickelten Sportflugzeuge R I und R II, englischsprachig
- Rieselers Sportflugzeug R III
- Weiterentwicklung aus Rieselers und Kreisers Hubschrauber-Entwicklungen, englischsprachig
Einzelnachweise
- ↑ Raab fliegt: Erinnerungen eines Flugpioniers; Raab, Antonius; Hamburg : Konkret Literatur Verl., 1984; ISBN 3-922144-32-2
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