Wasserschloss Quilow

Wasserschloss Quilow
Wasserschloss Quilow

Das Wasserschloss Quilow ist ein Herrenhaus im Ortsteil Quilow der Gemeinde Groß Polzin im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Es gehört zu den wenigen erhaltenen Renaissanceanlagen in Mecklenburg-Vorpommern. Die Sanierung ist ein umfangreiches Modellprojekt der „Stiftung Kulturerbe im ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommern“.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Quilow war bis zum Ende des 15. Jahrhunderts im Besitz des Klosters Stolpe und wurde dann von der pommerschen Adelsfamilie von Owstin erworben. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde das Wasserschloss Quilow für Roleff von Owstin erbaut, dessen Grabplatte sich in der Owstiner Kirche befindet. Die Familie von Owstin blieb bis 1803 Besitzer des Quilower Gutes, dann ging es nach einer ersten umfassenden Sanierung durch Heirat ins Eigentum der Familie von Ploetz über. Von 1885 bis 1920 stand das Gebäude leer. Dann erfolgte eine Renovierung mit Neugestaltung der Anlage in den Formen der Neorenaissance durch den letzten Besitzer Claus von Ploetz. Dieser wurde 1945 enteignet.

Nordseite und Westgiebel

Zu DDR-Zeiten erfolgte von 1958 bis 1967 eine erneute Restaurierung der Anlage. Im Gebäude wurden Wohnungen und ein Gemeindebüro eingerichtet. Im Zuge dieser Maßnahme wurde der Schlossgraben teilweise zugeschüttet.

Nach der Wende wurde das Wasserschloss leergezogen und 1991 das Dach provisorisch Instandgesetzt. Es erfolgte 1992 und 1993 eine Fundamentsicherung mittels der außen sichtbaren Stahlträger, die im Inneren des Hauses bis in das Dachgeschoss reichen. Zudem wurde der Dachstuhl saniert. Trotz mehrerer Kaufinteressenten gelang es nicht das Gebäude zu privatisieren. Es blieb im Besitz der Gemeinde Groß Polzin, wo es den Gemeindehaushalt aufgrund des Sanierungsbedarfs jährlich erheblich belastete.

Im Oktober 2007 wurde das Wasserschloss mit dem seit langer Zeit trockenem Wassergraben und dem ehemaligen Gutsverwalterhaus von der Stiftung Kulturerbe im ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommern gekauft. Diese plant eine umfassende Sanierung der Anlage die auf 10 Jahre angelegt ist. Die erforderliche Investitionssumme ist mit 1 Million Euro angesetzt.

Anlage

Das Wasserschloss Quilow wurde um 1575 als zweigeschossiges Festes Haus mit rechteckigem Grundriss errichtet. Im Keller und Erdgeschoss sind die ursprünglichen Kreuzgratgewölbe erhalten. Die Fundamente bestehen überwiegend aus Feldsteinen, die Außenwände bestehen aus geputztem Mischmauerwerk. Teilweise sichtbare Backsteinbereiche wurden bei Reparaturen nach dem Dreißigjährigen Krieg und bei späteren Sanierungsarbeiten eingefügt. An den Gebäudekanten sind stellenweise noch die Reste einer Putzquaderung erkennbar.

Giebel des westlichen Zwerchhauses

Ein besonderes Merkmal des Wasserschlosses sind die Anfang des 17. Jahrhunderts aufgestockten dreiachsigen Zwerchhäuser über der Südfassade, die zur Bauzeit auf adligen und herrschaftlichen Gebäuden weit verbreitet waren und heute die letzten erhaltenen in Vorpommern sind. Das Dach hat einen liegenden Dachstuhl nach obersächsischem Vorbild. Von den ursprünglich vier Zwerchhäusern wurden die zwei auf der nördlichen Dachseite gelegenen bereits zum Ende des 17. Jahrhunderts wieder entfernt. Die Zwerchhäuser sind zweigeschossig gegliedert und als Fachwerkbau errichtet. Ihre Fassaden sind mit geputztem Mauerwerk verblendet.

Auch die mit Voluten verzierten Giebel sind zweigeschossig gegliedert. Während der untere Wandbereich in der Art eines zweiten Obergeschosses ausgeführt ist, sind die oberen Giebelfelder gehaltvoll mit Halbsäulchen und Gesimsbändern gegliedert. Die Giebel wurden bei den Sanierungsarbeiten in den 1960er Jahren weitgehend neu errichtet. Dabei wurde der eigentlich schlichter gestaltete Westgiebel aufwändiger neu gebaut, da das Aufmaß des Ostgiebels als Vorlage für beide Seiten verwendet wurde.

Vor der Südfassade von den Zwerchhäusern eingerahmt, befindet sich ein Treppenturm mit unten quadratischem, über dem Obergeschoss achteckigem Grundriss. An der Nordseite sind noch die Reste eines Wirtschaftsflügels erkennbar.

Das Schloss gehört zu den ältesten erhaltenen Putzbauten Vorpommerns. Der Putz besaß ursprünglich einen weißen Anstrich. Während der Schwedenzeit wurde der Anstrich in dem zu dieser Zeit in Mode gekommenen Falunrot erneuert, wie im Putz erkennbare Reste von Farbpigmenten zeigen. Im 19. Jahrhundert tendierte die Farbgebung nach helleren Rottönen wieder zu Weiß.

Literatur

  • Hubertus Neuschäffer: Vorpommerns Schlösser und Herrenhäuser. S. 160–161. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft 1993, ISBN 3-88042-636-8

Weblinks

 Commons: Schloss Quilow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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