Wasserturm Essen-Huttrop

Wasserturm Essen-Huttrop
Wasserturm am Steeler Berg, 2006
Ansicht in den 1920er Jahren

Der Wasserturm am Steeler Berg steht an der Steeler Straße 137 im Südostviertel der Stadt Essen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Wasserturm wurde von 1883 bis 1884 nach Plänen des Aachener Professors Otto Intze im Stile des Historismus an der Steeler Chaussee, der heutigen Steeler Straße, errichtet. Der damals große, angrenzende Ostpark war zu Beginn des 20. Jahrhunderts Austragungsort von Konzerten. Im Wasserturm befand sich zu dieser Zeit ein Restaurant.

Ruhraufstand

Während des Ruhraufstands kämpften hier am 19. März 1920 Angehörige der Reichswehr und der Freikorps gegen Trupps der Roten Ruhrarmee.

Die Rote Ruhrarmee hatte sich als Antwort auf den Kapp-Lüttwitz-Putsch gebildet, der die Demokratie der Weimarer Republik beseitigen wollte. Sie bildete sich aus bewaffneten Arbeitern, die die sozialen und demokratischen Errungenschaften nach dem Ersten Weltkrieg gegen das putschende Militär verteidigen wollten. In Essen erhielt der Polizeipräsident der Sicherheitspolizei (Sipo), Kurt Melcher, am 18. März 1920 vom Wehrkreiskommandanten Generalleutnant Freiherr von Watter den Befehl, die Stadt vor den heranrückenden Arbeiterschaften zu verteidigen. Die Arbeitereinheiten marschierten von Gelsenkirchen und Wattenscheid nach Katernberg und Stoppenberg ein und hatten bereits am 19. März die Essener Innenstadt besetzt. Wegen dieser Übermacht gab die Sicherheitspolizei ihren sinnlos gewordenen Kampf auf.

Nur die Besatzung des Wasserturms, bestehend aus 24 Mann der Einwohnerwehr und 22 Mann Sicherheitspolizei hielten ihre Stellung gegen die Arbeiter. Am Misstrauen dieser Turmbesatzung scheiterte der telefonische Versuch des Polizeirates Exner, sie zur Aufgabe zu bewegen. Gegen 17 Uhr jedoch zeigten die Besatzer des Erdgeschosses die weiße Fahne, was diejenigen im Obergeschoss aber nicht mitbekamen. Die herannahenden Arbeiter deuteten die weiße Fahne als Kapitulation und bestiegen die Freitreppe des Wasserturms. Daraufhin wurden sie von den Besatzern des Obergeschosses beschossen und mit Handgranaten beworfen. Dennoch gelang den erbitterten Arbeitern nach zwei Versuchen die Erstürmung des Turms. Elf Verteidiger des Wasserturms starben teilweise bei diesen Kämpfen und teilweise danach. Zeugenaussagen zufolge sollen die gefangenen Besatzer in Einzelfällen von Arbeitern vor Gewalttaten geschützt worden sein.

Bei einem Prozess vor dem Schwurgericht Essen, vom 10. Februar bis 11. März 1921, wurden 15 Angeklagte der ehemaligen Ruhrarmee-Angehörigen freigesprochen. So bezeichnete der damalige Essener Oberbürgermeister Hans Luther die Vorfälle am Wasserturm als tragisches Missverständnis.[1]

Gedenkstein

Gedenkstein im angrenzenden Ostpark

Im angrenzenden Ostpark wurde während der Zeit der Weimarer Republik ein Gedenkstein aufgestellt. Er führt alle 40 im März 1920 in Essen getöteten Sicherheitspolizisten und Anhänger der Einwohnerwehr auf. So erinnert der Stein nicht nur an die elf Toten vom Wasserturm, die sich hier unter den 40 aufgelisteten befinden. Hingegen blieben die Zahl und die Namen der bei den Kämpfen umgekommenen Arbeiter bis heute unbekannt. Damit hatte dieser Gedenkstein auch das politische und moralische Ziel, die Arbeiterschaft zu diskreditieren und die Errungenschaft der Reichswehrtruppen nach Rückeroberung des Ruhrgebietes im April 1920 hervorzuheben. Am Gedenkstein hielt Hermann Göring am 19. März 1934 ein propagandistisches Gedenken ab. [1]

Heutiger Zustand

Nach erheblichen Kriegsschäden wurde der Wasserturm nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich schlichter wiederaufgebaut. Nach Wiederinbetriebnahme 1949 wird er bis heute, als einer von acht Wasserbehälteranlagen der Stadtwerke Essen, zur Trinkwasserversorgung genutzt.[2] Das schmiedeeiserne Hochreservoir mit 2.000 Kubikmetern Volumen befindet sich auf einem 20 Meter hohen Unterbau. 1985 wurde der Wasserturm in die Denkmalliste der Stadt Essen aufgenommen.

Heute hat im Wasserturm der Verein Essener Tafel ihren Sitz und ein Lager. Diese am 4. Januar 1995 in Essen gegründete Tafel sammelt nicht mehr verkäufliche, aber noch gute und verwertbare Lebensmittel und verteilt sie an Bedürftige.

Weiterführende Informationen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Gedenktafel vor Ort
  2. Essen gestern und heute. Homepage der Stadt Essen, 10/2005. Abgerufen am 6. März 2009. (deutsch)

51.4513888888897.03027777777787Koordinaten: 51° 27′ 5″ N, 7° 1′ 49″ O


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