Watts-Unruhen

Watts-Unruhen

Als Watts-Aufruhr oder Watts-Unruhen werden die schweren Ausschreitungen bezeichnet, die 1965 in Los Angeles im südlichen Stadtteil Watts ausbrachen und innerhalb von sechs Tagen 34 Todesopfer sowie über tausend Verletzte forderten. Es gab rund 4000 Verhaftungen, der Sachschaden wurde auf 35 Millionen US-Dollar beziffert.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Brennende Gebäude während des Watts-Aufruhrs

Die Einwohner des Viertels waren zu 99% Afroamerikaner, ansonsten einige Latinos und jüdische Kaufleute. Arbeitslosigkeit und Armut waren in Watts höher als in jedem anderen Teil von Los Angeles. Unter den 205 Polizeibeamten, die für das Gebiet zuständig waren, gab es demgegenüber nur fünf Afroamerikaner. In der Bevölkerung war die Ansicht verbreitet, dass das Los Angeles Police Department Schwarze besonders brutal behandelte, mit rassistischen Ausdrücken beschimpfte, auch Vergewaltigungen afroamerikanischer Frauen wurden den Polizisten vorgeworfen.

Der Aufruhr brach am 11. August 1965 aus, nachdem Marquette Frye von einem Highway-Patrol-Polizisten wegen auffälligen Fahrverhaltens gestoppt worden war. Frye und sein Bruder Ronald wurden vernommen, währenddessen begann sich eine Menschenansammlung zu bilden. Kurz nachdem auch Fryes Mutter Rena dazugekommen war, kam es zu einem Handgemenge, in dessen Verlauf das Polizeifahrzeug mit einer Flasche beworfen wurde. Daraufhin wurden die Frye-Brüder samt ihrer Mutter verhaftet. Als sich die Polizei mit den Festgenommenen entfernt hatte, kochte die Stimmung der wütenden Menge über und die Ausschreitungen begannen.

Schäden

Die Zerstörungswut der Aufständischen richtete sich vornehmlich gegen Gewerbebetriebe und Geschäfte, die den Groll der schwarzen Bevölkerung auf sich gezogen hatten, da man sich unfair behandelt fühlte. Wohnhäuser wurden nicht angegriffen, einige gingen jedoch durch übergreifende Brände in Flammen auf.

Reaktion der Regierung

Verhaftung eines Mannes während des Aufruhrs

Schließlich griff die Nationalgarde ein und zog einen Absperrring rund um einen großen Bereich im Südbezirk von Los Angeles. Eine Kommission wurde eingesetzt, um die Unruhen zu untersuchen, und kam zu dem Schluss, dass die Ursachen in hoher Arbeitslosigkeit, Mangel an Schulen und insgesamt mangelhaften Lebensbedingungen in Watts bestanden. Die Regierung unternahm keine großen Anstrengungen zur Behebung dieser Probleme und der entstandenen Schäden.

Als Reaktion auf die Unruhen und die Art wie sie vor sich gingen wurde im selben Jahr das LAPD-SWAT als polizeiliche Spezialeinheit gegründet. Die „Station Defense Teams“ sollten zur damaligen Zeit nicht nur besondere taktische Lagen lösen, sondern auch bei Unruhen Polizeistationen verteidigen.

Ähnliche Unruhen ereigneten sich in den darauffolgenden Jahren unter anderem auch in Washington D.C., New York City, Chicago, Cleveland, Baltimore und Detroit.

1966, etwa ein Jahr nach den Unruhen, wurden die Black Panther in Oakland (Kalifornien) gegründet.

Resonanz in Medien und Kultur

Der Fernsehsender KTLA, zu der Zeit der einzige Sender in Los Angeles mit eigenem Helikopter, berichtete laufend über die Unruhen und entdeckte dabei mehrfach Randalierer und Brandstifter aus der Luft. In der Folge wurden auch bei Polizeikräften und anderen Medienanstalten vermehrt Hubschrauber zur Beobachtung eingesetzt.

Der Schriftsteller Joseph Wambaugh, der zur Zeit des Watts-Aufruhr in Los Angeles Polizist war, verarbeitete seine Erlebnisse in seinem ersten Roman „Nachtstreife“ (The New Centurions, 1970), der episodenhaft Erlebnisse und Werdegang dreier Beamter schildert, die gemeinsam von der Polizeiakademie kommen und sich aus den Augen verlieren, bis sie sich gegen Ende des Buches bei dem Aufruhr wieder treffen. Der Roman, der autobiografische Züge trägt, beschäftigt sich auch mit dem Einfluss, den die Polizei in den vorausgehenden Jahren auf die Minderheitengesellschaft im Stadtteil Watts hatte. Das Buch wurde 1972 verfilmt und kam unter dem Titel Polizeirevier Los Angeles-Ost in die deutschen Kinos.

Frank Zappa and The Mothers of Invention“ veröffentlichten 1966 auf ihrem ersten Album den Song „Trouble Every Day“, der den Watts-Aufruhr kommentiert. Außerdem wurde das Motiv des Aufruhrs in verschiedenen Fernsehserien der 1990er aufgenommen. Das Stück „House Burning Down“ von Jimi Hendrix (auf dem Album Electric Ladyland von 1968) handelt ebenfalls von den Ereignissen.

Literatur

Jerry Cohen, William S. Murphy: Burn, Baby, Burn! The Los Angeles Race Riot, August, 1965, E. P. Dutton, New York 1966

Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Watts-Aufruhr — Als Watts Aufruhr oder Watts Unruhen werden die schweren Ausschreitungen bezeichnet, die 1965 in Los Angeles im südlichen Stadtteil Watts ausbrachen und innerhalb von sechs Tagen 34 Todesopfer sowie über tausend Verletzte forderten. Es gab rund… …   Deutsch Wikipedia

  • Unruhen in Los Angeles 1992 — Die gewalttätigen Unruhen in Los Angeles 1992 (engl.: Los Angeles Riots, auch LA Riots, Rodney King Riots) begannen am 29. April 1992, als vier Polizisten, die in Los Angeles (USA) der Misshandlung des Afroamerikaners Rodney King beschuldigt… …   Deutsch Wikipedia

  • Unruhen in Frankreich — Von den Unruhen betroffene Départements Bei den gewalttätigen Unruhen in Frankreich im Oktober und November 2005 handelte es sich um eine Serie von zunächst unorganisierten Sachbeschädigungen und Brandstiftungen sowie gewalttätigen Zusammenstößen …   Deutsch Wikipedia

  • Watts (City of Los Angeles) — Die Watts Towers Watts ist ein Wohnbezirk im südlichen Los Angeles, er ist ein Teil South Los Angeles, ehemals South Central. International bekannt wurde der Bezirk 1965, als von dort der sogenannte Watts Aufruhr ausging. Die Situation der Afro… …   Deutsch Wikipedia

  • Watts (Los Angeles) — Die Watts Towers Watts ist ein Wohnbezirk im südlichen Los Angeles, genauer gesagt ein Teil von South Los Angeles, ehemals South Central. In Watts leben 34.830 Einwohner auf einer Fläche von 5.2 km². Die 1907 gegründete Stadt wurde 1926 von Los… …   Deutsch Wikipedia

  • Watts Writers Workshop — Der Watts Writers Workshop war eine Vereinigung, die das literarische Schreiben fördern wollte. Gegründet wurde er 1965 von dem Drehbuchautoren Budd Schulberg und dem Schauspieler Yaphet Kotto als Reaktion auf die verheerende Unruhen im Viertel… …   Deutsch Wikipedia

  • Gewalttätige soziale Unruhen in Frankreich 2005 — Von den Unruhen betroffene Départements Bei den gewalttätigen Unruhen in Frankreich im Oktober und November 2005 handelte es sich um eine Serie von zunächst unorganisierten Sachbeschädigungen und Brandstiftungen sowie gewalttätigen Zusammenstößen …   Deutsch Wikipedia

  • Gewalttätige soziale Unruhen in Paris 2005 — Von den Unruhen betroffene Départements Bei den gewalttätigen Unruhen in Frankreich im Oktober und November 2005 handelte es sich um eine Serie von zunächst unorganisierten Sachbeschädigungen und Brandstiftungen sowie gewalttätigen Zusammenstößen …   Deutsch Wikipedia

  • Bloods — Die Bloods und die Crips sind zwei der drei großen amerikanischen Jugendbanden. Sie entstammen beide dem Gebiet von Los Angeles, Kalifornien. Die dritte und mutmaßlich größte von allen ist die Mara salvatrucha, diese steht jedoch weder zu Bloods… …   Deutsch Wikipedia

  • Crips — Die Bloods und die Crips sind zwei der drei großen amerikanischen Jugendbanden. Sie entstammen beide dem Gebiet von Los Angeles, Kalifornien. Die dritte und mutmaßlich größte von allen ist die Mara salvatrucha, diese steht jedoch weder zu Bloods… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”