Weckschnapp (Köln)

Weckschnapp (Köln)
Köln, Weckschnapp

Als Weckschnapp wird ein mittelalterliches Türmchen mit einem modernen Anbau am linksrheinischen Ufer des Rhein bezeichnet, das Teil der mittelalterlichen Stadtmauer von Köln war.

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Die „Weckschnapp“ Sage

Der Name Weckschnapp verweist auf eine Kölner Sage, die von einer besonders grausamen Form der Hinrichtung berichtet. An der Decke des Gefängnisraumes sollen die Wärter einen Weck (ein kleines Brot) aufgehängt haben. Da die Gefangenen keine Nahrung erhielten, versuchten sie, den Weck hinaufspringend zu fangen (schnapp) und stürzten dann auf eine sich öffnende Falltür durch einen messerbestückten Schacht direkt in den Rhein.

Das Türmchen ist nachweislich nicht der Ort gewesen, von dem die Sage berichtet. Der Turm hat nie eine Verbindung zum Rhein gehabt und Gefangene wurden auch nicht an einem solchen exponierten Ort festgehalten. Wahrscheinlicher bezieht sich die Sage ursprünglich auf eine „Ark“, einen im Rhein stehenden Befestigungsteil, der mit dem Kunibertturm mittels einer Wehrgangbrücke verbunden war. Diese „Ark“ ist im großen Hochwasser 1784 weitgehend zerstört worden. Der Kern der Sage dürfte an der Funktion des Kunibertsturm (nördliches Gegenstück des Bayenturms) als Gefängnis und Ort des „peinlichen Verhörs“ anknüpfen.

Der Name „Weckschnapp“ ist offenbar Ende des 19. Jahrhunderts durch den Volksmund auf diesen einzigen erhaltenen Teil der Kunibertsbefestigung übertragen worden und fand auch den Weg in offizielle Karten. In der aktuellen Deutschen Grundkarte wird er völlig falsch als „Kunibertsturm“ bezeichnet.

Das „Kunibertstürmchen”

Das „Kunibertstürmchen” ist seit 1446 nachgewiesen. Es gehörte dem der Stadtmauer vorgelagerten Teil der früheren Stadtbefestigung der Kunibertstorburg an, die im Aufbau der Befestigung am Bayenturm entsprach: Tor, Turm, Ark und später auch Bastion. Mit dem Kunibertsturm war das „Kunibertstürmchen” mit einem Wehrgang auf einer hohen Mauer verbunden.

Da dieser vor der Stadtmauer stehende Turm in Köln einzigartig war, wurde er bis in 19. Jahrhundert oft zur Ortsbeschreibung benutzt, z. B. Hafen oder Bahnhof "am Türmchen". Auch in Straßennamen findet sich der Turm wieder: "Thürmchenswall" für die Wallstraße zum Eigelstein oder die untergegangene "Thürmchensgasse" an der Rheinfront.

Im Zuge der Schleifung der Stadtmauer ab 1881 wurde auch die Kunibertsbefestigung 1895 abgerissen. Wie die verbliebenen Stadttore wurde auch der Turm vom Stadtbaumeister Josef Stübben restauriert.

Den 2. Weltkrieg überstand das „Kunibertstürmchen” ohne große Schäden.

Der Architekt Martin Kratz baute zunächst den Turm für Wohnzwecke aus. Nachdem die Grundstücksfrage geklärt war, setzte er ein eingeschossiges Wohnhaus an.

Literatur

  • Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln, Zweiter Band, IV. Abteilung, Die profanen Denkmäler. 1930

Weblinks

50.9493583333336.96536111111117Koordinaten: 50° 56′ 58″ N, 6° 57′ 55″ O


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