Weib

Weib

Weib ist ursprünglich in gehobener Sprache der Paar-Begriff zum Mann. Heute wird diese Ausdrucksweise umgangssprachlich kaum noch verwendet oder als verächtliche Bezeichnung für bestimmte, oft primitive oder unsympathische Frauen oder als Adjektiv für unmännliches Verhalten (weibisch). Das Adjektiv ”weiblich” ist dagegen neutral besetzt und beschreibt allgemein Lebewesen, die dieses Geschlecht haben. Das Substantiv "Weiblichkeit" kann je nach Standpunkt sogar als positiv besetzt angesehen werden, es beschreibt unter anderem den Frauen eigene oder zugesprochene Eigenschaften.

Althochdeutsch Wîb[1][2] (altnord. víf, mhd. wîp) bezeichnet die ‚Gemahlin‘, und bildet die Gegenbezeichnung zu karl, kerl ‚Ehemann‘.

„Der man ist auch vormunt sînes wîbes
zehant als si im getriuwet ist.
Daz wîp ist auch des mannes genozinne
zehant als si an sîn bette trit
na des mannes dode is se ledich van des mannes rechte.“

Deutschenspiegel, 13. Jahrhunderts (mhd.)

Später schränkt sich der Ausdruck dann auf die (verheiratete) Frau der niederen Schichten ein, während frouwe (‚Frau‘ ) überwiegend Vertreterinnen des Geschlechts aus dem Adel, später auch reichen Patrizierinnen vorbehalten war, und den Gegenpart zum Herr bildet.

Von Luther bis in das 19. Jahrhundert findet sich das Verhältnis in der Ebene Weib–Mann, so in Mozarts Zauberflöte: „Mann und Weib und Weib und Mann / Reichen an die Gottheit an“. Seit dem Vordringen der höfisch-höflichen Bezeichnung Dame (aus dem Französischen, zu domina Hausherrin‚‘) im Laufe des 19. Jahrhundert, und dem Wandel der Adelsbezeichnung Frau zum Allgemeinwort, wird „Weib“ oft abwertend (pejorativ) gebraucht („dummes Weib“, „Weiberkram“).

In Dialekten wie etwa dem Bairischen (bayerisch-österr. Dialekte) oder dem Walliserdeutschen und dem Schwäbischen wurde dieser Bedeutungswandel nicht konsequent vollzogen: Weiberleit (leit ‚Leute‘) noch wertfrei parallel zu Månerleit, Waibel als Kosename, oder bei der traditionellen „Weiberfastnacht“. Als neutral erhalten hat sich das Wort auch im Adjektiv weiblich (‚weibliches Geschlecht‘ und ‚fraulich‘, beides wie feminin), und in der nur noch für Tiere verwendeten Bezeichnung Weibchen – bei Mozart noch euphemisierend: „Ein Mädchen oder Weibchen / Wünscht Papageno sich“ (Zauberflöte).

Das Wort wird als Indiz für die Theorie der Euphemismus-Tretmühle gesehen.

In der zeitgenössischen Umgangssprache kann Weib wieder positiv besetzt sein (Rück-Melioration), zum Beispiel bei Prachtweib, Superweib, Klasseweib, Rasseweib, und sogar Mordsweib.

Literatur

Siehe auch

Wiktionary Wiktionary: Weib – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. WEIB, n.. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Leipzig 1854ff (dbw.uni-trier.de)
  2. Jörg Mildenberger: Anton Trutmanns 'Arzneibuch', Teil II: Wörterbuch, Würzburg 1997 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, 56), Band V, S. 2304f.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Weib — (s. ⇨ Frau). 1. A jüng Weib is wie a schön Vögele, was män muss halten in Steigele (Vogelbauer). (Jüd. deutsch. Warschau.) 2. A schämedig (schamhaftes) Weib is güt zü schlugen. (Warschau.) – Blass, 11. Weil es, um keinen Scandal zu machen, den… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Weib — Weib: Das altgerm. Substantiv mhd. wīp, ahd. wīb, niederl. wijf, engl. wife, schwed. viv ist unsicherer Herkunft. Vielleicht gehört es zu idg. *u̯ei b , *u̯ei p »drehen, umwinden, umhüllen; sich drehend, schwingend bewegen«, vgl. z. B. aind.… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Weib [2] — Weib, altes, s. Altes Weib …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Weib — Sn std. (8. Jh.), mhd. wīp, wīb, ahd. wīb, as. wīf Stammwort. Aus g. * weiba n. Weib , auch in anord. víf (arch.), ae. wīf, afr. wīf. Die Erklärung des etymologisch ganz unklaren Wortes hat davon auszugehen, daß das neutrale Genus ausreichend… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Weib [1] — Weib, 1) eine erwachsene Person weiblichen Geschlechts. Das W. im Allgemeinen, als Individuum weiblichen Geschlechts, betrachtet u. ohne die auf die Geschlechtsfunctionen ausschließlich sich beziehenden Organe (s.u. Genitalien B) bes. zu… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Weib [3] — Weib, armes (Voluta paupercula, Mitra p.), Art aus der Familie der Walzenschnecken, Abtheilung der Bischofsmützen, ist eiförmig länglich, glatt, am Grunde etwas gestreift, weiß, braunroth linirt, Spindel vierfaltig; aus Ostindien …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Weib — (Frau), eine erwachsene Person weiblichen Geschlechts. Über die Unterschiede zwischen Mann und W. hinsichtlich der Körperkonstitution s. Geschlechtseigentümlichkeiten. Die Stellung und Behandlung des Weibes richtet sich bei den verschiedenen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Weib — Weib, siehe Frauen …   Damen Conversations Lexikon

  • Weib — Weib, die allgemeine Bezeichnung des dem Manne gegenüberstehenden Geschlechts (s. Geschlecht); eines verheiratheten Individuums dieses Geschlechts …   Herders Conversations-Lexikon

  • Weib — das; (e)s, er; 1 gespr pej ≈ Frau 2 veraltet; eine Frau oder Ehefrau …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”