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Weißstreifen-Aalgrundel Weißstreifen-Aalgrundel (Pholidichthys leucotaenia)
Systematik Barschverwandte (Percomorpha) Ordnung: Barschartige (Perciformes) Unterordnung: Pholidichthyoidei Familie: Pholidichthyidae Gattung: Pholidichthys Art: Weißstreifen-Aalgrundel Wissenschaftlicher Name der Gattung Pholidichthys Bleeker, 1856 Wissenschaftlicher Name der Art Pholidichthys leucotaenia Bleeker, 1856 Die Weißstreifen-Aalgrundel (Pholidichthys leucotaenia) ist ein Fisch aus der Ordnung der Barschartigen (Perciformes). Sie lebt ausschließlich im westlichen Pazifik im Bereich der südwestlichsten Inseln der Philippinen, Sulawesis bis zu den Salomon-Inseln, sehr versteckt in Korallenriffen bis in 20 Meter Tiefe.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Die Weißstreifen-Aalgrundel hat einen aalartig langgestreckten, schuppenlosen Körper. Die Rückenflosse hat 72 bis 79 Weichstrahlen, die Afterflosse 54 bis 62.[1] Beide sind mit der abgerundeten Schwanzflosse zu einem durchgehenden Flossensaum zusammengewachsen. Die Brustflossen haben 15 Flossenstrahlen. Die kleinen Bauchflossen sitzen weit vorn unter den Brustflossen und haben einen harten Flossenstrahl und zwei bis drei weiche. In seltenen Fällen können sie auch fehlen.[2] Adulte Fische sind schwarz mit blaßgelben, gewundenen Querstreifen. Juvenile Tiere sehen völlig anders aus und zeigen, bei einer blauschwarzen Grundfarbe, auf jeder Körperseite jeweils einen hell weißblauen Längsstreifen. Die Jungfische ähneln so denen der mit giftigen Flossenstacheln versehenen Gestreiften Korallenwelse, die sie außerhalb der elterlichen Höhle auch in ihrem Verhalten nachahmen, ein Fall von Bates’sche Mimikry.
Mit einer Länge von etwa zehn Zentimeter färben sie sich um und bekommen die hellgelben, senkrechten Ringe um den Körper. Weißstreifen-Aalgrundeln werden im Aquarium 20 bis 40 Zentimeter, in der Natur bis zu 57 Zentimeter lang.[3]
Weißstreifen-Aalgrundeln die ihr Versteck verlassen, liegen nicht auf dem Grund auf, wie Grundeln, sondern schwimmen mit anguilliformen (schlängelnden) Bewegungen frei herum, das vorderste Körperviertel aber wird steif gerade gehalten.
Fortpflanzung
Die Fortpflanzung der Weißstreifen-Aalgrundel ist durch Nachzuchten in Meerwasseraquarien bekannt. Sie laichen versteckt in ihren Wohnhöhlen und kümmern sich nach dem Schlupf noch vier bis fünf Wochen um die Jungfische, ein für Korallenfische fast einmaliges Verhalten. Es kommt außer bei ihnen nur noch beim nicht verwandten Schwalbenschwanz-Riffbarsch (Acanthochromis polyacanthus) vor.
Ein Gelege umfasst 80 bis 500 relativ große Eier. Nach dem Schlupf kleben die Larven zunächst an der Höhlenwand. Dazu tragen sie am Kopf, zwischen den Augen vier Drüsen, die ein klebriges Sekret ausscheiden. Nach drei Tagen können sie bereits gut schwimmen. Wenn der Dottersack vollständig aufgebraucht ist, mit einem Alter von 15 bis 22 Tagen, verlassen die Jungfische tagsüber die Höhle und schwimmen hinaus, um zu fressen. Ein Elternteil verjagt zunächst fremde Fische, die sich im Höhlenbereich aufhalten, zieht sich dann wieder teilweise in den Unterschlupf zurück und die Jungfische schwimmen an ihm vorbei ins Freie. Ein Ausflug dauert nur 11 bis 16 Minuten, dann ziehen sich die Jungen wieder in die Höhle zurück, womöglich nach einem Signal der Eltern, die sich kurz vorher vollständig in die Höhle zurückziehen. Zwischen den Ausflügen der Jungfische können wenige Minuten oder auch Stunden vergehen, eine Zeitspanne, die wahrscheinlich vom Hunger vorgegeben wird. Kommen fremde Fische in die Nähe des Höhleneingangs fordern die Elterntiere ihre Jungfischschar durch deutliches Aus- und Einschlängeln zur Flucht in den Unterschlupf auf. Nach fünf bis sieben Tagen reagieren die Jungfische nicht mehr auf diese Signale und die Elterntiere nehmen die Jungfische ins Maul, maximal sieben auf einmal, um sie zurückzubringen.
Bei Naturbeobachtungen sah man Gruppen von Jungfischen beim Planktonfang im freien Wasser, die am Ende des Tages in die Wohnhöhle der Eltern zurückkehrten. Nach etwa sechs Wochen, die Jungfische sind dann etwa 2 cm lang, erlischt der Brutpflegeinstinkt der Elterntiere und es kann dazu kommen, dass sie einzelne Jungfische fressen, die sich noch im Höhlenbereich aufhalten. [4][5]
Systematik
Die systematische Stellung ist umstritten, da die Tiere sowohl Merkmale der Grundeln als auch der Schleimfische haben.[6] Nachdem sie einige Zeit zu den Drachenfischen (Trachinoidei) gezählt wurden, werden sie heute in die eigene Unterordnung Pholidichthyoidei gestellt.[2] Die Unsicherheit in der systematischen Zuordnung wird auch bei den englischen Namen deutlich, wo sie entweder Engineer goby oder Convict Blenny genannt wird.
Springer und Freihofer (1976)[7] stellten sehr genaue Untersuchungen zu Skelett und Nervensystem an, um die Verwandtschaft zu klären - es kam aber nur heraus, dass einiges (Wenige!) für die Schleimfischartigen (Blennioidei) spricht. Auch eine Untersuchung der Molekularbiologen Matt Craig und Leo Smith ergab eine Verwandtschaft mit den Schleimfischartigen und den Kieferfischen (Opistognathidae). Es konnte keine Verwandtschaft mit den Grundelartigen (Gobioidei) nachgewiesen werden.[5] Sie sind deshalb auch nicht mit der Grundelunterfamilie Amblyopinae verwandt, die eine sehr ähnliche aalartige Gestalt wie die Weißstreifen-Aalgrundeln haben und für die in deutschsprachiger Aquarianerliteratur auch der Name Aalgrundeln verwendet wird. Der wissenschaftliche Name weist auf Ähnlichkeit (aber nicht unbedingt Verwandtschaft) mit Pholis aus der Familie der Butterfische hin; leucotaenia (gr.) bedeutet "weißer Streifen".
Neben Pholidichthys leucotaenia enthält die Familie Pholidichthyidae noch eine zweite, bisher weitgehend unerforschte Art: Pholidichthys anguis (Springer & Larson) wurde 1989 mit einem Schleppnetz aus einer Tiefe zwischen 19 und 70 Metern gefangen. Sie lebt ausschließlich in den Küstengewässern des australischen Nordterritoriums über schlammigen und sandigen Bodengrund.[8]
Quellen
Literatur
- Hans A. Baensch, Helmut Debelius, Horst Moosleitner: Meerwasser-Atlas. Band 1, Mergus, Melle 1997, ISBN 3-88244-110-0.
- Svein A. Fosså, Alf Jacob Nilsen: Zoogeographie - Systematik und Nomenklatur. Fische im Korallenriff und für das Korallenriff-Aquarium. 2. Auflage. Schmettkamp, Bornheim 1995, ISBN 3-928819-14-3 (Korallenriff-Aquarium. Band 3).
- Carol Kaufmann: Nailing the truth about the elusive convict fish proves tougher than expected. In: National Geographic. Juni 2005.
- Springer, Victor G.; and Freihofer, Warren C.: Study of the monotypic fish family Pholidichthyidae (Perciformes). In: Smithsonian contributions to zoology. 1976.
Einzelnachweise
- ↑ Weißstreifen-Aalgrundel auf Fishbase.org (englisch)
- ↑ a b Joseph S. Nelson: Fishes of the World. Wiley, New York 2006, ISBN 0-471-25031-7
- ↑ E. Clark, S. N. Kogge, D. R. Nelson, T. K. Alburn, J. F. Pohle: Burrow distribution and diel behavior of the coral reef fish Pholidichtys leucotaenia (Pholidichthyidae). In: aqua, Journal of Ichthyology and Aquatic Biology. Dezember 2006, Seiten 45–82.
- ↑ Ellen Thaler: Aalgrundeln und ihre Vermehrung im Aquarium. In: Koralle. Nr. 39, 2006
- ↑ a b W. Frische, L. Gesset: Geheimnisvolle Aalgrundeln. In: DATZ. Bd. 59, Nr. 1
- ↑ P. Wirtz: Grundel oder Schleimfisch. In: DATZ. Bd. 41, Nr. 9
- ↑ V.G. Springer and W.C. Freihofer (1976): Study of the monotypic fish family Pholidichthyidae (Perciformes).- Smithson. Contrib. Zool. 216: 1-43.
- ↑ Pholidichthys anguis auf Fishbase.org (englisch)
Weblinks
Commons: Pholidichthys leucotaenia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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