Kieferfische

Kieferfische
Kieferfische
Zwei Goldstirn-Brunnenbauer (Opistognathus aurifrons)

Zwei Goldstirn-Brunnenbauer (Opistognathus aurifrons)

Systematik
Acanthomorpha
Stachelflosser (Acanthopterygii)
Barschverwandte (Percomorpha)
Ordnung: Barschartige (Perciformes)
Unterordnung: Echte Barsche (Percoidei)
Familie: Kieferfische
Wissenschaftlicher Name
Opistognathidae

Die Familie der Kieferfische (Opistognathidae) auch Brunnenbauer genannt, gehört zur Ordnung der Barschartigen und umfassen vier Gattungen mit etwa 60 Arten. Die Fische erhielten ihre deutschen Namen wegen ihrer großen Mäuler beziehungsweise wegen ihrer senkrechten Wohngänge im Meeresboden.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Es sind großköpfige und großmäulige Fische mit einem seitlich abgeflachten, langgestreckten, mit kleinen Cycloidschuppen bedeckten Körper von weißer, grauer oder schmutziggelber Farbe. Die Kopfseiten sind normalerweise schuppenlos. Das Maul ist groß, bei einigen Arten reicht das Maxillare fast bis zum Kiemendeckel. Der Kopf ist schuppenlos mit steiler Stirn, die großen, ovalen Augen sitzen weit vorn. Entlang der Kieferrandes befindet sich eine Reihe kleiner Zähne, eine oder mehrere weitere können sich weiter hinten befinden. Das Gaumenbein ist zahnlos. Die Rückenflosse reicht vom Nacken bis zum Schwanzflossenansatz und hat neun bis zwölf meist flexible Flossenstachel und 12 bis 22 segmentierte Weichstrahlen. Zwischen hart- und weichstrahligem Teil findet sich oft eine leichte Einbuchtung. Auch die Afterflosse ist lang, mit zwei bis drei schlanken Stacheln und 10 bis 21 segmentierten Strahlen. Die Bauchflossen stehen vor den Brustflossen und haben einen Stachel und fünf segmentierte Weichstrahlen. Die inneren drei sind schwach, klein und verzweigt, die äußeren zwei unverzweigt und stärker. Die Schwanzflosse ist abgerundet und wird von 12 bis 14 verzweigten Flossenstrahlen gestützt. Die Seitenlinie liegt hoch, direkt unter der Rückenflosse, ist unvollständig und endet unterhalb der Mitte der Rückenflosse. Ihre Poren sind normalerweise in die haut eingebettet. Brunnenbauer werden drei bis fünfzig Zentimeter lang. Die meisten Arten bleiben unter einer Länge von zwölf Zentimeter. Die Arten der Gattung Stalix werden nur 2,2 bis 6 Zentimeter lang. Bei der Körperfarbe sind meist verschiedene Brauntöne vorherrschend. Unter dem hartstrahligen Teil der Rückenflosse findet sich oft ein schwarzer Fleck.

Verbreitung

Kieferfische kommen im tropischen Atlantik und im Indopazifik, besonders artenreich im Golf von Kalifornien und an der Pazifikküste Mittelamerikas von Mexiko bis Panama vor.

Verhalten

Kieferfische leben in flachem Wasser, meist nicht tiefer als 30 Meter, auf offenen Sand- oder Geröllböden, in denen sie ihre senkrechten Wohngänge bauen. Einige Arten wurden auch in Tiefen bis 200 Metern gefangen. Die Innenwände der Höhlen werden mit Hilfe von Steinen, Korallenstückchen, Molluskenschalen oder anderem befestigt. Die meisten Arten leben oft in kleinen Kolonien in Kleinrevieren, einige andere sind Einzelgänger. Die Höhlen werden nur auf kurzen Distanzen verlassen um Nahrung aufzuschnappen oder um das Revier zu verteidigen. Der übrigen Tag verharren die Fische, mit dem Kopf hinausschauend im Bau. Von einem potentiellen Beutegreifer bedroht verschwinden sie mit dem Schwanz voran in ihren Bau. Alle Kieferfische sind protogyne Zwitter, die im Laufe ihres Lebens ihr Geschlecht vom Weibchen zum Männchen wandeln. Zur Paarung lockt das Männchen ein Weibchen in seine Röhre. Bei allen Kieferfischen sind die Männchen Maulbrüter. Beim am besten erforschten und schon in Aquarien nachgezüchteten Goldstirn-Brunnenbauer schlüpfen die Jungfische nach acht bis neun Tagen. Die in einem Klumpen mit Filamenten aneinander haftenden Eier werden abgelegt, um die Wohnröhre auszubessern und um zu fressen. Sie ernähren sich von Zooplankton und Fischbrut, die sie wenige Zentimeter über ihrer Röhre freischwimmend erbeuten.

Systematik

Kieferfische sind wahrscheinlich nah mit den Zwergbarschen (Pseudochromidae), Feenbarschen (Grammatidae) und Mirakelbarschen (Plesiopidae) verwandt [1].

Gattungen und Arten

Es gibt sechzig beschriebene und viele unbeschriebene Arten aus vier Gattungen:

Lonchopisthus micrognathus, gefangen im Golf von Mexiko
Der unbeschriebene indopazifische Augenring-Brunnenbauer schaut aus seiner Wohnröhre.
Opistognathus lonchurus
Muscat-Brunnenbauer (Opistognathus muscatensis)
Opistognathus robinsi, gefangen im Golf von Mexiko
  • Lonchopisthus Gill, 1862
    • Lonchopisthus higmani Mead, 1959
    • Lonchopisthus lemur (Myers, 1935)
    • Lonchopisthus lindneri Ginsburg, 1942
    • Lonchopisthus micrognathus (Poey, 1860)
    • Lonchopisthus sinuscalifornicus Castro-Aguirre & Villavicencio-Garayzar, 1988
  • Merogymnoides Whitley, 1966
    • Merogymnoides carpentariae Whitley, 1966
  • Opistognathus Cuvier, 1816
    • Goldstirn-Brunnenbauer (Opistognathus aurifrons) (Jordan & Thompson, 1905)
    • Opistognathus brasiliensis Smith-Vaniz, 1997
    • Opistognathus castelnaui Bleeker, 1860
    • Opistognathus cuvierii Valenciennes, 1836
    • Opistognathus darwiniensis (Macleay, 1878)
    • Opistognathus decorus Smith-Vaniz & Yoshino, 1985
    • Dickkopf-Brunnenbauer (Opistognathus dendriticus) (Jordan & Richardson, 1908)
    • Opistognathus evermanni (Jordan & Snyder, 1902)
    • Opistognathus eximius (Ogilby, 1908)
    • Opistognathus fenmutis Acero P. & Franke, 1993
    • Opistognathus galapagensis Allen & Robertson, 1991
    • Opistognathus gilberti Böhlke, 1967
    • Opistognathus hongkongiensis (Chan, 1968)
    • Opistognathus hopkinsi (Jordan & Snyder, 1902)
    • Opistognathus inornatus (Ramsay & Ogilby, 1887)
    • Opistognathus iyonis (Jordan & Thompson, 1913)
    • Marmor-Kieferfisch (Opistognathus jacksoniensis) (Macleay, 1881)
    • Gepunkteter Kieferfisch (Opistognathus latitabundus) (Whitley, 1937)
    • Opistognathus leprocarus Smith-Vaniz, 1997
    • Opistognathus liturus Smith-Vaniz & Yoshino, 1985
    • Opistognathus lonchurus (Jordan & Gilbert, 1882)
    • Gebänderter Kieferfische (Opistognathus macrognathus) (Poey, 1860)
    • Opistognathus macrolepis (Peters, 1866)
    • Opistognathus margaretae Smith-Vaniz, 1984
    • Opistognathus maxillosus (Poey, 1860)
    • Opistognathus megalepis Smith-Vaniz, 1972
    • Opistognathus melachasme Smith-Vaniz, 1972
    • Opistognathus mexicanus Allen & Robertson, 1991
    • Muscat-Brunnenbauer (Opistognathus muscatensis) (Boulenger, 1887)
    • Opistognathus nigromarginatus Rüppell, 1830
    • Opistognathus nothus Smith-Vaniz, 1997
    • Opistognathus panamaensis Allen & Robertson, 1991
    • Papua-Brunnenbauer (Opistognathus papuensis) (Bleeker, 1868)
    • Feingepunkteter Kieferfische (Opistognathus punctatus) (Peters, 1869)
    • Opistognathus reticulatus (McKay, 1969)
    • Opistognathus rhomaleus (Jordan & Gilbert, 1882)
    • Opistognathus robinsi Smith-Vaniz, 1997
    • Opistognathus rosenbergii Bleeker, 1857
    • Blaupunkt-Kieferfische (Opistognathus rosenblatti) Allen & Robertson, 1991
    • Bullaugen-Kieferfische (Opistognathus scops) (Jenkins & Evermann, 1889)
    • Opistognathus signatus Smith-Vaniz, 1997
    • Opistognathus solorensis Bleeker, 1853
    • Opistognathus whitehursti (Longley, 1927)
  • Stalix Jordan & Snyder, 1902
    • Stalix davidsheni Klausewitz, 1985
    • Stalix dicra Smith-Vaniz, 1989
    • Stalix eremia Smith-Vaniz, 1989
    • Stalix flavida Smith-Vaniz, 1989
    • Stalix histrio Jordan & Snyder, 1902
    • Stalix immaculata Xu & Zhan, 1980
    • Stalix moenensis (Popta, 1922)
    • Stalix omanensis Norman, 1939
    • Stalix sheni Smith-Vaniz, 1989
    • Stalix toyoshio Shinohara, 1999
    • Stalix versluysi (Weber, 1913)
  • Tandya (Alleyne & Macleay)
    • Tandya maculata (Alleyne & Macleay)

Aquarienhaltung

Einige Kieferfischarten, besonders der Goldstirn-Brunnenbauer aus der Karibik, werden in Meerwasseraquarien gehalten. Sie benötigen hohe (mehr als 10 Zentimeter), nicht zu feine Bodengründe, um ihre Wohnröhre bauen zu können. Kieferfische nehmen nur Futter an, das im Wasser in der Nähe ihrer Wohnröhre vorbeitreibt. Sinkt das Futter auf den Boden, wird es nicht mehr beachtet. Sie können deshalb nicht mit größeren, ihnen die Nahrung wegschnappenden Fischen vergesellschaftet werden. Der Goldstirn-Brunnenbauer wird in Fischfarmen kommerziell für aquaristische Zwecke gezüchtet.

Literatur

Einzelnachweise

  1. H.K. Mok, H.J. Chang, C.Y. Lee: Phylogenetic interrelationship of the perciform Acanthoclinidae, Grammidae, Plesiopidae, Pseudochromidae, and Opistognathidae. Bull.Inst. Zool., Vol.29, Nr.1, Seite 29-39.

Weblinks

 Commons: Brunnenbauer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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