Stiassnyiformes

Stiassnyiformes
Stiassnyiformes
Brut pflegende Echte Clownfische. Eier (die orange Fläche unter dem Stein), die mit Filamenten am Untergrund haften, sind ein Merkmal der Stiassnyiformes.

Brut pflegende Echte Clownfische.
Eier (die orange Fläche unter dem Stein), die mit Filamenten am Untergrund haften, sind ein Merkmal der Stiassnyiformes.

Systematik
Kohorte: Euteleosteomorpha
Unterkohorte: Neoteleostei
Teilkohorte: Eurypterygii
Ctenosquamata
ohne Rang: Acanthomorpha
Ordnung: Stiassnyiformes
Wissenschaftlicher Name
Stiassnyiformes
Li, et al., 2009

Die Stiassnyiformes sind ein im Jahr 2009 neu aufgestelltes Taxon (eine systematische Gruppe) der Echten Knochenfische [1]. Es umfasst die Meeräschen (Mugilidae), die Ährenfischverwandten (Atherinomorpha) und einige Familien der paraphyletischen Barschartigen, darunter die aus der Aquaristik bekannten Buntbarsche. Das neue Taxon wurde von den Autoren der Erstbeschreibung zu Ehren der Kuratorin beim Department of Ichthyology am American Museum of Natural History Melanie Stiassny benannt [2], die schon 1993 vermutete, dass die Meeräschen mit Riffbarschen und Guppys verwandt sind.[3]

Die nahe Verwandtschaft dieser äußerlich verschiedenen Gruppen gründet sich auf molekularbiologische Untersuchungen und wird nicht durch morphologische Merkmale gestützt [1] [4].

Inhaltsverzeichnis

Innere Systematik

Die zu der Gruppe gehörenden Taxa und die wahrscheinlichen verwandtschaftlichen Verhältnisse gibt folgendes Kladogramm wieder [4]:

 Stiassnyiformes  



 Meeräschen (Mugilidae)


     

 Mirakelbarsche, Zwergbarsche & Verwandte



     

 Schildfische (Gobiesocoidei)


     

 Schleimfischartige (Blennioidei)




     


 Buntbarsche (Cichlidae)


     

 Riffbarsche (Pomacentridae)


     

 Brandungsbarsche (Embiotocidae)




     

 Ährenfischverwandte (Atherinomorpha)





Das Schwestergruppenverhältnis von Schildfischen und Schleimfischartigen ist schon länger bekannt und durch viele phylogenetische Untersuchungen belegt [5] [6]. Als Schwestergruppe der Meeräschen wurden die Zwergbarsche [4] bzw. die Mirakelbarsche ermittelt [1]. Beide Familien sind wahrscheinlich nah miteinander verwandt und bilden mit anderen, in tropischen Korallenriffen lebenden Fischfamilien einen bisher wissenschaftlich nicht beschrieben Kreis verwandter Familien, der durch die Unterwasserfotografen Rudie H. Kuiter und Helmut Debelius den provisorischen deutschen Namen "Zwergbarschartige" erhielt [7].

Drei weitere Familien, die Buntbarsche, die Riffbarsche und die Brandungsbarsche wurden bisher den Lippfischartigen (Labroidei) zugeordnet. Dies wurde mit der gemeinsamen Anatomie der Schlund- und Kiemenregion begründet. Lippfischartige haben ein Gelenk zwischen der Schädelbasis und den oberen Schlundzähnen. DNA-Sequenzierungen lassen aber keine Verwandtschaft zwischen Lippfischen, Papageifischen und Odaciden auf der einen und Buntbarschen, Brandungsbarschen und Riffbarschen auf der anderen Seite erkennen. Die ähnliche Anatomie muss demnach unabhängig voneinander zwei mal entstanden sein [8]. Die drei Familien sind allerdings miteinander verwandt und bilden die Schwestergruppe der Ährenfischverwandten [4] [1].

Familien

Kastenmaul-Meeräsche (Oedalechilus labeo)
Dermogenys sumatrana
Guppys, Wildform, links das , rechts das
Porphyr-Zwergbarsch
(Pictichromis porphyrea)
Seeschmetterling
(Blennius ocellaris)

Fortpflanzung

Eine der wenigen gemeinsamen Merkmale der Gruppe sind demersale (zu Boden sinkende Eier), die mit Filamenten versehen sind, um die Haftung zu erhöhen [4] [1]. In vier Taxa der Stiassnyiformes, bei den Brandungsbarschen, den Halbschnäblern, den Hochlandkärpflingen und den Lebendgebärenden Zahnkarpfen, kam es zur Entwicklung von Viviparie. Die Viviparie muss sich in diesen Fällen sekundär und unabhängig voneinander entwickelt haben. Andere, wie die Buntbarsche, die Schleimfische und der Verwandtschaftskreis um die Zwergbarsche betreiben eine intensive Brutpflege. Bei den Buntbarschen, der Weißstreifen-Aalgrundel und dem Schwalbenschwanz-Riffbarsch werden nicht nur die Eier, sondern auch die Jungfische noch einige Zeit behütet. Die letzten beiden Arten sind die einzigen Meeresfische, bei denen eine so intensive Brutpflege festgestellt wurde [9] [10]. Die Kieferfische sind Maulbrüter.

Quellen

  1. a b c d e Blaise Li, Agnès Dettaï, Corinne Cruaud, Arnaud Couloux, Martine Desoutter-Meniger, Guillaume Lecointre: RNF213, a new nuclear marker for acanthomorph phylogeny. Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 50, Issue 2, February 2009, Pages 345-363 doi:10.1016/j.ympev.2008.11.013
  2. American Museum of Natural History AMNH scientists honored with an array of scientific names
  3. Melanie L. J. Stiassny: What are Grey Mullets? Bulletin of Marine Science, Volume 52, Number 1, January 1993, pp. 197-219(23) Abstract
  4. a b c d e Setiamarga DH, Miya M, Yamanoue Y, Mabuchi K, Satoh TP, Inoue JG, Nishida M.: Interrelationships of Atherinomorpha (medakas, flyingfishes, killifishes, silversides, and their relatives): The first evidence based on whole mitogenome sequences. Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 49, Issue 2, November 2008, Pages 598-605 doi:10.1016/j.ympev.2008.08.008
  5. Masaki Miya et al. (2003): Major patterns of higher teleostean phylogenies: a new perspective based on 100 complete mitochondrial DNA sequences. Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 26, Issue 1, January 2003, Pages 121-138 doi:10.1016/S1055-7903(02)00332-9
  6. Masaki Miya et al. (2005): The phylogenetic position of toadfishes (order Batrachoidiformes) in the higher ray-finned fish as inferred from partitioned Bayesian analysis of 102 whole mitochondrial genome sequences. Biological Journal of the Linnean Society, Volume 85 Issue 3, 2005, Pages 289 - 306 doi:10.1111/j.1095-8312.2005.00483.x
  7. Rudie H. Kuiter, Helmut Debelius: Atlas der Meeresfische. Seite 321, Kosmos Verlag, 2006, ISBN 3-440-09562-2
  8. Mabuchi, Miya, Azuma & Nishida: Independent evolution of the specialized pharyngeal jaw apparatus in cichlid and labrid fishes. BMC Evolutionary Biology 2007, 7:10 doi:10.1186/1471-2148-7-10
  9. Ellen Thaler: Aalgrundeln und ihre Vermehrung im Aquarium. In: Koralle. Nr. 39, 2006
  10. Ellen Thaler: Meeresfische mit echter Brutpflege: Schwalbenschwanz-Riffbarsche, in DATZ, 9/98, ISSN 1616-3222

Weblinks


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