Werner Rolevinck

Werner Rolevinck
Seite aus Rolevincks Fasciculus temporum, Köln um 1483

Werner Rolevinck (* 1425 in Laer bei Horstmar; † 1502 in der Kartause zu Köln) war ein literarisch sehr aktiver Kartäusermönch aus Köln, der zahlreiche Schriften kirchengeschichtlicher und exegetischer Art verfasste.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Rolevinck wurde als Sohn wohlhabender Bauern geboren, die ihm eine höhere Ausbildung finanzieren konnten. 1443/44 ließ sich Rolevinck an der juristischen Fakultät zu Köln einschreiben, bevor er am 6. November 1447 in das Kartäuserkloster St. Barbara in Köln eintrat, wo er bis zu seinem Tode durch die Pest 1502 leben sollte. Er verfasste im Kloster über 50 Schriften, darunter Predigten, Geschichtswerke und Bibelauslegungen, die alle in der Tradition der mittelalterlichen Scholastik stehen und nur in Ansätzen schon die Geisteshaltung des Humanismus erkennen lassen. Seine wichtigsten Werke sind der Fasciculus temporum und De laude antiquae Saxoniae nunc Westfaliae dictae.

Der Fasciculus temporum war eine Universalgeschichte in übersichtlicher Form, die zwar zu seiner Zeit keine herausragende wissenschaftliche Leistung war, aber als "Ploetz des 16. Jahrhunderts" eine ungeheure Verbreitung fand. Dieses Werk Rolevincks wurde auch übersetzt und erreichte in ca. 50 Auflagen eine Gesamtzahl von 100 000 Exemplaren. Weiter gehört zu seinen Werken der »Bauernspiegel« (Libellus de regimine rusticorum, qui etiam valde utilis est curatis, capellanis...). Hier erscheint ein gründlicher Einblick in die Sozialgeschichte der Bauern am Ausgang des Mittelalters. Mahnend erhebt R. seinen Finger, wenn es gilt, von der Gleichheit der Menschen vor Gott und im Angesicht des Todes zu sprechen. Er bringt die Bruderschaft in Christus hier zur Sprache. Der Bauer ist für ihn Freund und Mitarbeiter Gottes, Nährvater der Menschheit. Der Sohn Gottes hat während seines Lebens auf Erden die Frucht der bäuerlichen Arbeit, Brot und Wein, erkoren, Materie zu sein für Christi mystische und leibhaftige Gegenwart in der Eucharistie.

De laude antiquae Saxoniae nunc Westfaliae dictae, dt: Zum Lobe Westfalens, des alten Sachsenlandes, ist das zweite wichtige Buch Rolevincks, in dem er einige der bis heute gängigen Stereotype über Westfalen "erfunden" hat. Das Werk ist zugleich eine der ältesten Kulturgeschichten einer deutschen Landschaft und in zahlreichen Auflagen bis heute immer wieder erschienen.

Werke

Literatur

  • Franz Xaver von Wegele: Rolevinck, Werner. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 29, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 72 f.
  • Rolevinck, W.: Ein Buch zum Lobe Westfalens, des alten Sachsenlandes. Der Text der lateinischen Erstausgabe vom Jahre 1474 mit deutscher Übersetzung, herausgegeben von Hermann Bücker, Aschendorff/Münster 1982, 2. Aufl.
  • De regimine rusticorum, Köln um 1472. Deutsche Ausgabe von E. Holzapfel, Freiburg i. Br. 1959
  • W. Rolevinck, Die seelsorgliche Führung der Bauern, Freiburg i. Br. 1959
  • Fasciculus temporum omnes antiquorum, ed. von Burkhard Gotthelf Struve, in: Rerum Germanicarum Scriptores, Bd. 2, 3. Aufl. Regensburg 1726, S. 397 - 575 (Druckausgabe von 1584)

Sekundärliteratur

  • LThK VII, 1368, Ephemerides, III, 141 b, Autore, Bibl. Cart.-mariana, 56.
  • M. Zadnikar-A. Wienand, Die Kartäuser-Der Orden der schweigenden Mönche, Köln 1983.

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