Wiener Neustädter Flugzeugwerke

Wiener Neustädter Flugzeugwerke

Die Wiener Neustädter Flugzeugwerke GmbH (WNF) war ein Rüstungsbetrieb des Dritten Reiches und entstand aus der Übernahme der Wiener Neustädter Flughafenbetriebs GmbH durch die Luftfahrtkontor - GmbH Berlin als Treuhänderin des Deutschen Reiches am 13. März 1938. Das Werk wurde als Zweigwerk der staatlichen Messerschmitt AG als Produktionsstätte des deutschen Standardjägers Bf 109 ausgebaut. Ab 1939 liefen die ersten Messerschmitt Bf 109 E vom Band, bis Kriegsende wurden 8.545 Bf 109-Jägern verschiedener Versionen hergestellt. Damit produzierten die WNF knapp ein Drittel aller Bf 109. Der Höchststand an Beschäftigten betrug 15.000.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Flugzeugbau in Wiener Neustadt begann zunächst bei der 1915 gegründeten Oesterreichischen Flugzeugfabrik AG (Oeffag) und wurde bis Kriegsende 1918 betrieben. Nach der von den Alliierten verfügten Einstellung der Flugzeugproduktion produzierte die Firma Autokarosserien für Austro Daimler. Im Jahre 1928 fusionierte die Oeffag mit Austro-Daimler und den Puch-Werken zur Austro-Daimler-Puchwerke A.G; diese wiederum bildeten ab 1934 zusammen mit der Steyr-Werke AG die Steyr-Daimler-Puch AG, die im selben Jahr die Betriebsstätte in Wiener Neustadt stilllegte.

Auf Anregung des österreichischen Jagdfliegers Julius Arrigi kam es 1935 zur Gründung der Wiener Neustädter Flughafenbetriebs GmbH. Die Gesellschaft erwarb von Steyr-Daimler-Puch das stillgelegte Oeffag-Werk in der Wienerstraße. Als technischer Direktor wurde der ungarische Flugzeugkonstrukteur Ing. Arpad Lampich und als Werkspilot Julius Arrigi eingestellt. Die Betriebsleitung übernahm Ing. Erich Meindl. Folgende Sportflugzeugtypen wurden gebaut:

  • Lampich L 9 (85 PS), NL XXI (95 PS), NL XXII (150 PS)
  • Bànhidi Gerle 16 (100 PS), Gerle 17 (100 PS), Gerle 18 (125 PS)
  • Meindl/van Nees „Kadett" A VIIb (95 PS)
  • R.W.D. 13 S (polnisches Sanitätsflugzeug)

Ferner wurden dort auch Flugzeuge des österreichischen Bundesheeres gewartet.

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurden die Wiener Neustädter Flughafenbetriebs GmbH vom Reichsluftfahrtministerium übernommen, in Wiener Neustädter Flugzeugwerke umbenannt und großzügig erweitert.

Werksausbau und Betrieb bis zum 13. August 1943

Neben dem Werk I (Wiener Neustadt - Wienerstraße) wurden noch die Werke II (Wiener Neustadt - Pottendorferstraße), III (Fischamend), IV (Ober-Grafendorf) und V (Klagenfurt - ehemalige Tabakfabrik) betrieben.

Betriebsauslagerung und Zusammenbruch

Die Bedeutung des nunmehr größten Messerschmitt-Werks des Deutschen Reiches führte dazu, dass die Werke natürlich ein Hauptziel der US Luftwaffe wurden. Insgesamt wurden 29 Bombenangriffe gegen Wiener Neustadt geführt, der letzte am 1. April 1945. Von 4.000 Häusern der Stadt waren an diesem Tag nur noch 18 unbeschädigt. Dem Flugzeugwerk selbst erging es nicht viel besser. Um die Fertigung vor der totalen Vernichtung zu bewahren, wurde das Werk auf zahlreiche ober- und unterirdische Standorte von Kärnten bis nach Mähren aufgeteilt. Die größte Auslagerung befand sich in Markersdorf nahe St. Pölten, ein weiteres waren drei Eisenbahntunnel in Mähren unter dem Decknamen Diana.

Schon 1943 wurden umfangreiche Bunkeranlagen geplant, die unter dem Flugfeld errichtet werden sollten.

Werk I: Im Werk I erfolgte die Endmontage der Bf 109 Teile aus Werk II, so z.B. Motoreneinbau, Flügelmontage, Lackierung, Waffentests, Kompasseichung und der Einflug.

Werk II: Werk II wurde in einer ehemaligen Motorenfabrik, etwas südöstlich von Werk I, eingerichtet. Hier wurde alle Einzelteile der Bf 109 wie Tragflächen, Rümpfe, Cockpits, Leitwerke, usw. gefertigt und teilweise vormontiert.

Eigene Flugzeugtypen

  • Wiener Neustädter Wn 11
  • Wiener Neustädter Wn 16

Literatur

  • Wernfried Haberfellner, Walter Schroeder: Wiener-Neustädter Flugzeugwerke Gesellschaft m. b. H. (Entstehung, Aufbau und Niedergang eines Flugzeugwerkes). 3. Auflage. Weishaupt, Graz 1999, ISBN 3-7059-0000-5.

Siehe auch

Weblinks


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