- Wilhelm Matthießen
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Wilhelm Matthießen (* 8. August 1891 Gemünd/Eifel; † 26. November 1965 Bogen/Bayern) war ein deutscher Kinder- und Jugendbuchautor und radikaler Antisemit.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Wilhelm Matthießen studierte in Bonn und Berlin Philosophie und schloss sein Studium mit dem Dr. phil. ab. Matthießen kooperierte anfangs mit dem Münchner Verleger H. von Weber, zog nach dessen Tod nach Bonn und schrieb hier seine erfolgreichen Jugendbücher, 1928 Görres und 1931 „Die Badewanne“. 1932 folgte der bis heute erfolgreiche Band „Das rote U“. Der Erfolg seiner Bücher ließ ihn neben Erich Kästner zu einem der meistgelesenen deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren der 1930er Jahre werden. Neben Detektivgeschichten wie „Das rote U“ und „Das Mondschiff“ schrieb Matthießen auch märchennahe Geschichten, z.B. „Das alte Haus“ und „Die Katzenburg“, die sich unter anderem aus seinem Leben in einem alten Jagdhaus im Bonner Kottenforst speisen. Dabei handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um den heutigen Kottenforster Bahnhof, der wegen seines pittoresken Fachwerkstils als Vorlage einiger Modelleisenbahn-Bahnhöfe und früher als Jagdhaus von Clemens August I. von Bayern diente.
Daneben publizierte er antisemitische Werke, sowie völkische Blut-und-Boden-Stücke wie das Schauspiel Heilige Erde, das 1934 von der Nationalsozialistischen Kulturgemeinde in Berlin uraufgeführt wurde. 1939 erschien in zweiter Auflage das Buch Israels Geheimplan der Völkervernichtung und zusätzlich Israels Ritualmord an den Völkern.[1]
Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete Matthießen in Bayern als Bibliothekar. Matthießen stand der Ludendorff-Bewegung nahe. Er veröffentlichte im nationalsozialistischen Deutschland mehrere Bücher mit radikal antisemitischem oder antikirchlichem Inhalt, besonders wollte er die Bibel als „Kriegserklärung gegen die Freiheit und Leben der Völker, insbesondere gegen das Reich" darstellen. Der katholischen (Amts-)Kirche wirft er „Seelenmißbrauch zu imperialistischen Zwecken“ vor. Dies muss zunächst um so mehr befremden, als z.B. „Die Meisterfahrt“ (s.u.) reich an positiven Bezügen zur katholischen Frömmigkeit ist. Später sagte M. sich von der katholischen Kirche los, was er im Vorwort zu "der Schlüssel zur Kirchenmacht" beschreibt. Seine Gesinnung zeigt sich u.a. daran, dass er im Buch Langemarck 1914 eines W. Dreysse (1934 und 1935), für das er das Geleitwort schrieb, nicht nur den Krieg verherrlicht, sondern es mit einer „Kunstbeilage“ nach einem Aquarell Adolf Hitlers schmückte.
Nach Kriegsende wurden seine Schriften Die Augen der Jelena (Untertitel: „Ein Roman aus dem bolschewistischen Rußland der Nachkriegszeit“; Manz, München 1935),[2] Max und die drei („Eine Jungengeschichte“; Schaffstein, Köln 1937),[3] Der Schlüssel zur Kirchenmacht („Ein Blick in das römisch-katholische Ritual“; Ludendorffs Verlag, München 1937),[4] Israels Geheimplan der Völkervernichtung (Ludendorffs Verl., München 1938),[4] Der zurückgeschnittene Moses (Ludendorffs Verl., München 1938),[4] Israels Ritualmord an den Völkern (Ludendorffs Verl., München 1939),[4] Kleines Bibellexikon für das deutsche Volk (Ludendorffs Verl., München 1940)[4] und Rom in seinen Heiligen (Ludendorffs Verl., München 1940)[4] sowie die von ihm herausgegebene Ausgabe von Nietzsches Der Antichrist (Nordland-Verlag, Berlin 1941)[5] in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.
Werke (Auswahl)
- Hans der Räuber und Margret die Zauberin, 1919
- Regiwissa, 1920
- Julnächte, 1920
- Karl Mays wunderbare Himmelfahrt und zwei andere Märchen, 1921
- Die großen Eingeweihten im Bild - Zweiundzwanzig Bildnisse großer Abendländischer Denker und Mystiker, 1922
- Das Gespensterschloss, 1922
- Das alte Haus, 1923
- Die Königsbraut - musikalische Märchen, 1923
- Die Sündflut - Letztes Abenteuer des Weltdetektivs James W. Plum Kabeuschen, 1923
- Die Nacht im Bücherschrank, 1925
- Das Totenbuch, 1926
- Regilindenbrunn, 1926
- Karlemann und Flederwisch, 1926
- Die Katzenburg, 1928
- Görres. Roman 1928
- Das Engelkind 1928
- Der Nordlandzug des Herrn mit den hundert Augen, 1929
- Die Räuberjagd - Drittes Abenteuer des Herrn mit den hundert Augen, 1929
- Herr Dackel, genannt Meier, ca. 1930 (spätere Ausgaben als Meier, der Dackel)
- Nemsi Bey - Der deutsche Waffenschmied im Skipetarenland, 1930
- Nemsi Bey unter den Komitadschis - Neue Abenteuer des deutschen Büchsenmachergesellen, 1931
- Die Badewanne, 1931
- Die Meisterfahrt des Herrn mit den hundert Augen, Roman, 1931
- Die grüne Schule, 1931
- Die alte Gasse, 1931 (Neuausgabe: Hinter den Sieben Bergen, 1941)
- Die Glocke im Berg, 1931
- Im Turm der alten Mutter, 1931
- Sankt Martin den Kindern erzählt, 1931
- Das rote U, 1932
- Briefe an eine kranke Freundin, 1932
- Der Kauzenberg, 1933
- Am Goldenen Horn - die Abenteuer des Nemsy Bey, 1933
- Das geheimnisvolle Königreich, Roman, 1933
- Max und die drei, 1934
- Briefe an eine kranke Freundin, zweites Heft, 1935
- Die kleinen Räuber - eine Feriengeschichte, 1936
- Lieselümpchen, 1936
- Der Schlüssel zur Kirchenmacht 1937
- Israels Geheimplan der Völkervernichtung 1938; wieder 1991 im einschlägigen Verlag der Ludendorffer in Viöl
- Israels Ritualmord an den Völkern Ludendorffs Verlag, München 1939; wieder 1999, siehe voriges
- Der zurückbeschnittene Moses Ludendorffs Verlag, München 1939
- Rom in seinen Heiligen, 1940
- Kleines Bibellexikon für das Deutsche Volk, Ludendorffs Verlag, München 1941
- Dunkelmänner. Ein geschichtliches Bilderbuch, 1942
- Das Mondschiff, 1949
- Die glücklichen Inseln, 1949
- Der Fall Wehrhahn, 1951
- Adler der schwarzen Berge. Die Abenteuer des Jussuf Melik, 1953
- Flucht aus Anatolien, 1955
- Gicks im Ofen und andere Märchen, 1957
- Mein Schirm, kein Schirm - Peter Pikks abenteuerliche Fahrten zwischen Himmel und Erde, 1960
- Der Garten Gloria und andere Märchen, 1961
- Der bunte Kuckuck, 1962
- Am stillen Brunnen, 1967
Literatur
- Ingrid Bigler: Matthießen, Wilhelm (In: Deutsches Literatur-Lexikon, begr. von Wilhelm Kosch, 3. Aufl., Band 10: Lucius-Myss, Bern 1986, Sp. 562-564)
Weblinks
- Literatur von und über Wilhelm Matthießen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Wilhelm Matthiessen beim dtv-Verlag (Beim dtv-Verlag wird Wilhelm Matthiessen arglos als Kinderbuchautor geführt. Es gibt keinen Hinweis auf seine Kontakte zu einschlägigen Antisemiten wie Guido von List. Die oben genannte Widmung von Guido von List belegt Wilhelm Matthiessens Nähe zu diesen prä-NS-ideologischen Kreisen.)
- Nachlass von Wilhelm Matthiessen im Archiv des Heinrich-Heine-Instituts der Landeshauptstadt Düsseldorf (Hier zahlreiche Belege für die Identität Matthiessens als Kinderbuchautor wie auch als Verfasser antisemitischer Schriften.)
Einzelnachweise
- ↑ Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 397–398.
- ↑ http://www.polunbi.de/bibliothek/1948-nslit-m.html
- ↑ http://www.polunbi.de/bibliothek/1947-nslit-m.html
- ↑ a b c d e f http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-m.html
- ↑ http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-n.html
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