Wilhelm Pfannkuch

Wilhelm Pfannkuch
Wilhelm Pfannkuch
Wilhelm Pfannkuch (Dritter von Links), zusammen mit Paul Singer und August Bebel auf dem Weg zum SPD-Parteitag (1905).

Wilhelm Pfannkuch (* 28. November 1841 in Kassel; † 14. September 1923 in Berlin) war ein deutscher Politiker (SPD) und Gewerkschafter.

Leben und Wirken

Pfannkuch wurde als Sohn eines Arbeiters geboren und besuchte die Bürgerschule in Kassel. Er machte dort auch eine Tischlerlehre und ging anschließend auf eine mehrjährige Gesellenwanderung. In dieser Zeit wurde er 1862 Mitglied im Berliner Arbeiterverein. In Berlin begegnete er auch Ferdinand Lassalle und trat von diesem beeindruckt 1863 dem ADAV bei. Seit 1865 war er als redebegabter Agitator für die Partei in Nordhessen unterwegs. Pfannkuch wurde 1866 oder 1867 Gründer der ADAV-Gemeinde in Kassel. Diese setzte sich vor allem aus Zigarrenarbeitern und Beschäftigten der Henschel-Werke zusammen und hatte bereits nach kurzer Zeit 260 Mitglieder. In der Folge entstanden weitere Ortsgruppen, die sich unter Beteiligung von Pfannkuch zu einer regionalen Organisation zusammenschlossen.

Im Jahr 1868 wurde er Mitbegründer des Allgemeinen Deutschen Arbeiterschaftsverbandes, der Dachorganisation der dem ADAV nahestehenden Gewerkschaften. Außerdem war er an der Gründung einer Reihe von Einzelgewerkschaften beteiligt.

Pfannkuch reiste 1869 nach Eisenach zum Gründungsparteitag der SDAP von August Bebel und Wilhelm Liebknecht. Im Gegensatz zu anderen Anhängern des ADAV schloss sich Pfannkuch der neuen Organisation nicht an, da er sich mit seinen betont reformerischen Positionen nicht durchsetzen konnte.

Nach seiner Heirat im Jahr 1871 trat er als Grubenmeister in den Dienst der Königlichen Eisenbahnwerkstätten in Kassel. Damit er diese Stelle nicht verlor, musste er seine politischen und gewerkschaftlichen Aktivitäten vorübergehend einstellen. Allerdings war er bereits 1875 Teilnehmer des Vereinigungsparteitages von ADAV und SDAP zur SAP (der unmittelbaren Vorläuferorganisation der SPD). Wohl wegen seiner erneuten politischen Betätigung verlor er seine Stellung bei der Eisenbahn wieder.

Im Jahr 1877 wurde er Redakteur des sozialdemokratischen Blattes Volksbote in Kassel. Aber bereits ein Jahr später im Zusammenhang mit dem Sozialistengesetz wurde die Zeitung verboten. In der Folge arbeitete Pfannkuch bis 1887 als Kleinhändler und danach als Tischler in Kassel. Allerdings kandidierte er bereits 1884 für einen nordhessischen Wahlkreis für den Reichstag und verlor nur knapp gegen seinen konservativen Gegenkandidaten. Dennoch zog er in diesem Jahr erstmals in den Reichstag ein, weil Wilhelm Hasenclever gleich in zwei Wahlkreisen gewählt wurde und auf ein Mandat zu Gunsten von Pfannkuch verzichtete.

Von 1889 bis 1892 war er Redakteur für die Verbandszeitungen verschiedener Gewerkschaften mit Sitz in Kassel und anschließend kurzzeitig Redakteur der Neuen Tischlerzeitung mit Sitz in Hamburg. Bereits 1890 wurde Pfannkuch Mitbegründer des gewerkschaftlichen Dachverbandes Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands und 1893 des freigewerkschaftlichen Holzarbeiterverbandes.

Von Januar 1893 bis zu seinem Tod arbeitete Pfannkuch als besoldetes Vorstandsmitglied im zentralen SPD-Parteivorstand in Berlin. Dort war er über Jahre als Schatzmeister der Partei tätig. Außerdem war er in Berlin zwischen 1900 und 1923 auch Stadtverordneter. Von 1898 bis 1907 und von 1912 bis 1918 war er erneut Mitglied des Reichstages. In den Jahren 1898 bis 1907 war er sogar Vorstandsmitglied der sozialdemokratischen Fraktion. Während der Novemberrevolution unterstützte Pfannkuch den Kurs von Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann. Im Jahr 1919 wurde er in die Weimarer Nationalversammlung gewählt und war ihr Alterspräsident. In den folgenden Jahren setzte er sich für die Wiedervereinigung von USPD und MSPD ein, und Pfannkuch hat 1922 diesen Akt auf dem Nürnberger Parteitag noch mitvollziehen können.

Literatur

  • Wilhelm Heinz Schröder: Sozialdemokratische Parlamentarier in den Deutschen Reichs- und Landtagen 1867 - 1933. Biographien, Chronik und Wahldokumentation. Ein Handbuch. Düsseldorf, 1995. ISBN 3-7700-5192-0 S.650f.

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