- Wilhelm Treue
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Wilhelm Treue (* 18. Juli 1909 in Berlin; † 18. Oktober 1992 in Göttingen) war ein deutscher Wirtschafts- und Sozialhistoriker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Treue studierte in Berlin Geschichte und Biologie. Wichtige akademische Lehrer waren Ernst Perels, Hermann Oncken und vor allem Fritz Hartung. Im Jahr 1932 promovierte er zum Dr. phil bei Fritz Hartung über „Die deutsche Landwirtschaft zur Zeit Caprivis und ihr Kampf gegen die Handelsverträge.“ Wegen mangelnder Regimetreue ist sein Versuch sich während der Zeit des Nationalsozialismus zu habilitieren gescheitert.
Zeitweilig arbeitete er in den 1930er Jahren als Redakteur für die Verlage Ullstein und Propyläen, später arbeitete er bei der kriegsgeschichtlichen Abteilung der Kriegsmarine. Kurz unterbrochen durch aktiven Militärdienst lehrte er seit 1943 an der Marineschule in Mürwik Seekriegsgeschichte.
Unmittelbar nach Ende des Krieges konnte er in Göttingen das Habilitationsverfahren erfolgreich abschließen. In der Zeit unmittelbar nach dem Krieg war Treue in gewissem Umfang ein Vertreter einer betont unpolitischen Wissenschaft, der für eine rasche Integration von nationalsozialistischen Mitläufern eintrat. Er gehörte in Göttingen allerdings neben anderen jüngeren Historikern wie Werner Conze und älteren Kollegen wie Hermann Heimpel oder Percy Ernst Schramm zu einem Kreis, der wichtige Überlegungen zu einem Neuanfang des Faches nach dem Nationalsozialismus anstellte. Dass er sehr wohl auch politisch war, zeigen seine Äußerungen zum ersten deutschen Historikertag. Er kritisierte das Fehlen einer grundsätzlichen Stellungnahme zu den „Umwälzungen“ der letzten Jahre.[1]
Als Dozent lehrte er in Göttingen, Würzburg, Oxford, an einer Universität in Südafrika und in Hannover. Dort erhielt er 1948 zunächst eine außerordentliche Professur. Seit 1954 hatte er den Lehrstuhl für Geschichte inne und war gleichzeitig Direktor des historischen Seminars. Beide Funktionen übte er bis zu seiner Emeritierung 1975 aus. Seit 1978 lehrte Treue noch einmal zehn Jahre als Honorarprofessor in Salzburg.
Die wissenschaftlichen Interessen Treues waren vielfältig. Sie umfassten Technik-, Wirtschaft-, Politik-, und Kulturgeschichte. Besondere Bedeutung hatte er für die Förderung der Wirtschafts-, Sozial- und Technikgeschichte. So gründete er 1955 die Zeitschrift „Tradition. Zeitschrift für Firmengeschichte und Unternehmerbiographie.“ Diese ging auf Treues Bestreben hin, 1974 in der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte auf, die die Herausgeberin der Zeitschrift für Unternehmensgeschichte ist.
Auch an der Gründung des Arbeitskreises für moderne Sozialgeschichte war Treue beteiligt. 1968 wurde auf seine Anregung von Vertretern der Wissenschaft und der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Studienkreis Rundfunk und Geschichte gegründet, dessen Vorsitzender er lange Jahre war.
Treue verfasste Firmengeschichten u.a. für die MTU Friedrichshafen, für Sal. Oppenheim und für Esche Schümann Commichau (vgl. die untenstehenden Literaturhinweise).
Veröffentlichungen (Auswahl)
- mit Helmut Uebbing: Die Feuer verlöschen nie. August-Thyssen-Hütte 1926 - 1966, Econ-Verlag Düsseldorf/Wien 1969
Literatur
- Munzinger: Internationales Biographisches Archiv 51/1992 vom 7. Dezember 1992
- Winfried Schulze: Deutsche Geschichtswissenschaft nach 1945. München, 1993. ISBN 3-423-04597-3
- Konrad Fuchs: Wilhelm Treue. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 17, Herzberg 2000, ISBN 3-88309-080-8, Sp. 1381–1396.
Weblinks
- Literatur von und über Wilhelm Treue im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Schulze, Geschichtswissenschaft, S.84f., S.159, S.173f.
Kategorien:- Neuzeithistoriker
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