Sal. Oppenheim

Sal. Oppenheim
Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA
Logo der Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA
Rechtsform AG & Co. KGaA
Gründung 1789
Sitz Köln, Deutschland
Leitung Wilhelm Freiherr Haller von Hallerstein Vorstandsvorsitzender
Mitarbeiter 851 (2010)
Branche Vermögensverwaltung
Website www.oppenheim.de

Die Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA ist eine deutsche Bank. Seit März 2010 ist sie eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Deutschen Bank AG mit Sitz in Köln. Der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit der früheren Privatbank ist die Vermögensverwaltung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung

Gebäude der Sal. Oppenheim in Köln

Die Bank wurde 1789 vom damals 17jährigen Salomon Oppenheim junior als Kommissions- und Wechselhaus in Bonn gegründet. Oppenheim handelte mit Waren, tauschte ausländische Sorten und vergab Kredite.

April 1817: Das Unternehmen Farina gegenüber zieht auf ihren Frankfurter Kommissionär Wechsel über 20.000 fl. Order Sal.Oppenheim jun. & Co.
2. Mai 1832, Brief von Sal. Oppenheim an Johann Maria Farina
2. Mai 1832, Sal. Oppenheim Aufstellung für Farina

1798 zog das Unternehmen nach Köln um, das damals einer der bedeutendsten Bankenplätze Deutschlands war. 1828 starb Salomon Oppenheim jr., seine Ehefrau Therese führt die Geschäfte mit den beiden Söhnen Simon und Abraham weiter. Durch die Hochzeit von Abraham Oppenheim mit Charlotte Beyfus 1834 war die Familie Oppenheim privat wie geschäftlich eng mit der Bankiersfamilie Rothschild verbunden.

Bank im Rheinland

Oppenheim finanzierte seit den 1820er Jahren insbesondere die Rheinschifffahrt und später auch die Entwicklung des Eisenbahnwesens sowie die Industrialisierung des Rheinlands und des Ruhrgebiets.

1836 wurde eine Tochtergesellschaft in Amsterdam gegründet, die bis 1856 bestand. 1837 wurden erstmals entstehende Großunternehmen finanziert. 1838 gründete das Bankhaus gemeinsam mit dem Schaaffhausen’schen Bankverein und Herstatt die Colonia-Versicherung. Nach dem Tode Therese Oppenheims 1842 wurde das Geschäft durch die beiden Söhne weitergeführt. 1853 beteiligte sich Oppenheim an der Gründung der Darmstädter Bank und 1870 an der Gründung der Centralboden.

Waren Salomon, Therese, Simon und Abraham Oppenheim noch jüdischen Glaubens, konvertierte Albert von Oppenheim, ein Sohn Salomons, 1858 zum Katholizismus, Eduard Oppenheim, der älteste Sohn Simons, wurde 1859 evangelisch getauft.

Abraham Oppenheim wurde 1868 in den preußischen Freiherrnstand erhoben und gehörte zum engeren Kreis um König Wilhelm I.

Kaiserreich

Nach dem Tode von Abraham und Simon übernahmen im Jahre 1880 deren Söhne Albert und Eduard die Bankgeschäfte. 1904 wurde die Rechtsform der Offenen Handelsgesellschaft in eine Kommanditgesellschaft gewandelt, die fortan von Simon Alfred von Oppenheim und dessen Cousin Emil geführt wurde.

1912 wurde mit Ferdinand Rinkel erstmals ein Familienfremder in die Führung der Bank berufen; er wurde 1921 durch Otto Kaufmann abgelöst. Ab 1914 beteiligte sich das Bankhaus an neun deutschen Kriegsanleihen zur Finanzierung des Ersten Weltkriegs.

Zeit des Nationalsozialismus

1936 wurde Oppenheim „freundschaftlich” „arisiert”, indem die Bank an den der Familie verbundenen (nichtjüdischen) Teilhaber Robert Pferdmenges überging. Ebenfalls 1936 übernahm die Bank das Bankhaus A. Levy aus jüdischem Besitz. Ab 1938 firmierte die Bank nach Zeitungskampagnen der Nationalsozialisten als „Robert Pferdmenges & Co.“ um. Nach der Inhaftierung von Waldemar und Friedrich Carl von Oppenheim im Jahr 1944 ruhte das Bankgeschäft.

Nachkriegszeit

1945 nahm die Bank unter dem Namen Pferdmenges & Co. die Geschäfte wieder auf, 1947 wurde der Name wieder zu Sal. Oppenheim jr. & Cie. geändert, Angehörige der Familie Oppenheims traten wieder als Gesellschafter ein. Die Bank finanzierte u.a. die Gründung der Auto Union, des späteren Audi-Konzerns.

1964 wurde Alfred Freiherr von Oppenheim Partner; er war Urururenkel des Gründers[1].

1968 übernahm Sal. Oppenheim das Bankhaus Heinrich Kirchholtes & Co. in Frankfurt am Main. Eine weitere Expansion erfolgte durch Tochtergesellschaften in Zürich, München, Paris und London.

Neuausrichtung

Matthias Graf von Krockow wurde 1986 persönlich haftender Gesellschafter[1].

1989 wurde die Beteiligung an der Colonia-Versicherung verkauft und die Rechtsform der Bank in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) umgewandelt.

Wiedervereinigung

Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung positionierte sich die Bank als Berater des Staates bei Privatisierungen. 1992 trat der frühere Bundesbankpräsident Karl Otto Pöhl als Teilhaber ein, er fungierte ab 1993 auch als Sprecher der Teilhaber[1].

Im gleichen Jahr gründete die Bank zusammen mit dem Immobilienentwickler Josef Esch die Fondsgesellschaft Oppenheim-Esch-Holding[1].

Fünf Jahre später, 1998, wurde Graf von Krockow Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter. Im Jahr 2000 wurde Christopher von Oppenheim Partner, der Sohn Alfreds[1].

Wachstum

2004 übernahm Oppenheim die aus der Berliner Handels-Gesellschaft und der Frankfurter Bank entstandene ING BHF-BANK vom niederländischen ING-Konzern, die seitdem unter dem Namen „BHF-BANK – Privat seit 1854“ firmiert. Mit der BHF-Übernahme stieg Sal. Oppenheim zur größten deutschen Privatbank vor M. M. Warburg & CO aus Hamburg und zur größten europäischen Bank in Familienbesitz auf. Ebenfalls 2004 beteiligte sich das Bankhaus mit 25,1 % an der Bonner IVG Immobilien AG.

Der langjährige Bankchef Alfred Freiherr von Oppenheim starb 2005. Im selben Jahr wurde Krockows Schwager Georg von Ullmann Vorsitzender des Aufsichtsrates[1].

Ende 2006 beschäftigte die Bank 3.490 Mitarbeiter in 27 Niederlassungen und verwaltete ein Vermögen von 149 Milliarden Euro.

Luxemburg

Im März 2007 kündigte Oppenheim an, den Hauptsitz von Köln nach Luxemburg zu verlegen, „um die geplante Expansion nach Europa einfacher zu gestalten“. Der Umzug wurde zum 1. Juli 2007 vollzogen. Seit der Übernahme durch die Deutsche Bank ist die Sal. Oppenheim jr. & Cie. Luxembourg S.A. eine hundertprozentige Tochter der Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA in Köln.

Immobilienkrise

Wichtigster Geschäftspartner bei Sal. Oppenheim war zeitweise Josef Esch, der im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts für die Hälfte des Bankgewinns bei Sal. Oppenheim mittels risikoreicher und intransparenter[2] Immobiliengeschäfte verantwortlich zeichnete[1][2].

In die Kritik geriet die Bank durch die drohende Insolvenz der Arcandor-Gruppe, deren Immobilien- und Geschäftspolitik Sal. Oppenheim zusammen mit der Großaktionärin und Sal. Oppenheim-Kundin Madeleine Schickedanz sowie deren ehemaligem Geschäftsführer Thomas Middelhoff steuerte[3].

Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen Mitglieder der Geschäftsführung wegen Untreue.[4] Im April und August 2010 erfolgten umfangreiche Razzien.[5]

Übernahme durch Deutsche Bank

Am 28.Oktober 2009 wurde die Übernahme des Gesamtkonzerns durch die Deutsche Bank bekannt gegeben. Damit endet nach 220 Jahren der Familienbesitz von Sal. Oppenheim. Das Unternehmen galt 2008 noch als die größte unabhängige Privatbankgruppe Europas.[6]

Private-Equity-Sparte

Die Sal. Oppenheim jr & Cie S.C.A. gründete zusammen mit CAM Private Equity und VCM Capital Management zum 1. Januar 2009 die Private Equity Sparte Sal. Oppenheim Private Equity Partners S.A. (SOPEP). Sal. Oppenheim Private Equity Partners wurde ebenfalls durch die Deutsche Bank übernommen und in die neu gegründete Einheit DB Private Equity eingegliedert.

Bekannte Persönlichkeiten

Salomon Oppenheim junior

Bankiers von Sal. Oppenheim spielten in der deutschen Politik und Wirtschaftsgeschichte oft eine bedeutende Rolle, unter anderem:

Literatur

Weblinks

 Commons: Sal. Oppenheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Manager Magazin, Sören Jensen, : Sal. Oppenheim. Der Maurer und die Bank, manager magazin, September 2005, vom 26. August 2005, Seite 32
  2. a b WDR Fernsehen, Reihe die story, Ingolf Gritschneder, Georg Wellmann, Gert Monheim (Redaktion): Milliarden-Monopoly. Die verschwiegenen Geschäfte der Oppenheim-Esch-Holding gesendet am 4. Juli 2005, 22.30 Uhr im WDR-Fernsehen
  3. Handelsblatt, Sönke Iwersen, 29. September 2008:Quelle-Erbin Schickedanz in Bedrängnis
  4. Peter Brors, Nicole Bastian: Die Oppenheims – das Ende einer Saga. Handelsblatt, 26. März 2010.
  5. faz.net vom 31. August 2010: Räume früherer Oppenheim-Eigner durchsucht
  6. Deutsche Bank übernimmt Sal. Oppenheim (nicht mehr online verfügbar)
50.9426388888896.9535555555556

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