- Wissenschaft zur Zeit Karls des Großen
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Karl der Große (747–814) beschäftigt sich näher mit den „Künsten“ der Grammatik und Rhetorik. Unter seiner Herrschaft versucht er die Errichtung von Klosterschulen in die Wege zu leiten, an denen sich nicht nur die eigenen Mönche, sondern auch Laien und Kleriker fortbilden können. Karl versucht ein allgemeines Schulwesen (für den Klerus) zu etablieren, geleitet durch das Reich einerseits und ausgeführt durch die Klöster andererseits.
Inhaltsverzeichnis
Weitreichende Schriftreform
Um das Wissen der damaligen Zeit gut verbreiten zu können, bedurfte es einer Vereinheitlichung und Vereinfachung der Schrift. Anstelle der in nachantiker Zeit in den verschiedenen europäischen Kulturräumen entstandenen unterschiedlichen Buchstabenformen, den Nationalschriften, trat im 8. Jahrhundert eine klare und gut lesbare Schrift, die karolingische Minuskel. Sie breitete sich bis ins 12. Jahrhundert über ganz Europa aus, bis sie mit der Zeit ihren runden, breiten Charakter an eine Tendenz zur Brechung und Längung verlor und zur gotischen Minuskel wurde.
Da Karl ganz persönlich mit der Schreibweise in seinem Zeitalter unzufrieden gewesen sein soll (er sei nicht im Stande gewesen, die alte Schrift zu erlernen, wie es heißt), initiierte er die Einführung von Satzzeichen, die das Lesen erleichtern sollten: der Punkt (colon) und das Komma bzw. die virgula. Es gab auch ein Fragezeichen; dieses wurde allerdings erst später in die heutige Form gebracht. Das Ausrufezeichen ist eine genuine Erfindung der Neuzeit. – Auch die Zeichenabstände wurden erstmals systematisiert: ein einfacher zwischen Buchstaben, ein zweifacher zwischen Wörtern und ein dreifacher zwischen Sätzen. Der Einzug am Anfang eines Absatzes wurde ebenso zur Regel wie die Verwendung von Kleinbuchstaben (Minuskeln) neben den Versalien (Majuskeln).
Entscheidende Impulse für die abendländische Geistesgeschichte
Im Zuge der Bestrebung, den Klerus weiter zu schulen und fortzubilden, brach eine Ära der Erneuerung an, die alle Bereiche des sozialen und politischen Lebens erfassten und so auch zu einer, wenn auch zeitlich begrenzten, Vereinheitlichung des fränkischen Großreichs führte. Das erzieherische, wissenschaftliche und kulturelle Bemühen um Bildung gehörte unverkennbar auf das Engste in den größeren Zusammenhang der herrscherlichen Sorge für die kirchliche Reform, die Wiedereinführung der untergegangenen Metropolitanverfassung als Strukturelement der fränkischen Kirche, für die Reorganisation der königlichen Güterverwaltung, für die ebenfalls lange nachwirkende Festlegung von Maßeinheiten und dem Münzfuß.
Mancher Erfolg blieb aus, trotzdem schufen die bildungsbegeisterten Impulse der Zeit um 800 eine solide Basis für die abendländische Geistesgeschichte, ein Fundament, in das das kulturelle Erbe vergangener Epochen ebenso wie die intellektuellen Leistungen unterschiedlicher Kulturkreise einflossen. Wie bunt und vielfältig die Einflüsse waren, zeigt der Kreis der Gelehrten, die Kaiser Karl um sich zu versammeln wusste und verdeutlicht, wie sehr dieser Kreis und nicht zuletzt Kaiser Karl I. persönlich Anteil an der Verwirklichung des ehrgeizigen Bildungsprojektes hatten.
Die wichtigste Bildungseinrichtung bei Hofe war die Hofkapelle und deren Geistliche. Karl verstärkte dieses Bildungselement, indem er eine Hofbibliothek aufbaute, die Hofschule ausgestalten ließ und dafür bedeutende Gelehrte, darunter Alkuin, anwarb. Hieran zeigt sich besonders, dass Karl selbst die treibende Kraft hinter der Korrektur des Wissens und der Verbesserung der Bildung gewesen ist. An dem hier stattfindenden literarischen und wissenschaftlichen Austausch konnte der ganze Hofstaat lehrend und lernend teilnehmen. Dieser unter Freunden stattfindende Kreis, die „Akademie“, die sich offenkundig in besonderem Maße als „Tafelrunde“ verwirklichte, bildete eine internationale Gesellschaft, der Angelsachsen, Langobarden, Iren, Westgoten und natürlich Franken angehörten.
Literatur
- Franz-Reiner Erkens (Hrsg.): Karl der Große und das Erbe der Kulturen. Akten des 8. Symposiums des Mediävisten-Verbandes, Leipzig 15.-18.3.1999. Berlin, 2001.
Weblinks
- Dr. Hermann Schefers, Eine Geschichte, spannend wie ein Krimi... – Das Lorscher Evangeliar
- „frankenzeit.de“ – Die Zeit Karls des Großen zwischen Rhein und Ruhr, Textversion (Aus der Sicht eines fiktiven Zeitgenossen in kurzen Kapiteln spannend erzählt und mit Fotos aus der Living-History-Szene reichhaltig illustriert)
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