- Wladimir Dmitrijewitsch Swertschkow
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Wladimir Dmitrijewitsch Swertschkow, traditionell auch Wladimir von Schwertschkoff oder Swertschkoff, russisch Владимир Дмитриевич Сверчков, wiss. Transliteration Vladimir Dmitrievič Sverčkov (* 4. September 1821 in Loviisa im Großfürstentum Finnland; † 14. Juli 1888 in Florenz) war ein hauptsächlich in Deutschland wirkender russischer Künstler und Kunstagent.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Swertschkow war der Sohn eines russischen Generals, der in Finnland stationiert war. Er wurde im Kadettenkorps erzogen, gab die militärische Laufbahn jedoch schon als Unterleutnant auf. Ab 1842 studierte er an der Kunstakademie in St. Petersburg, von 1844 bis 1846 in Rom, und schließlich in München, besonders bei Arnold Böcklin. Im Jahr 1848/49 war er Maler am Hof von Zar Alexander II.. Während des Krimkriegs begleitete er die russischen Truppen und schuf Lithographien. Im Anschluss daran dekorierte er den kaiserlichen Palast in Helsinki.
Es folgte eine Reise nach München und Paris, auf der er Museen, Galerien und Künstlerwerkstätten aufsuchte. Er ließ sich in Oberschleißheim nieder, begann mit der Glasmalerei und eröffnete eine eigene Werkstatt in der Freisinger Straße 28 und 29.[1] Die von ihm hier errichtete repräsentative Villa wird bis heute als Villa Swertschkoff bezeichnet. Nach wechselvoller Geschichte und jahrelangem Verfall wurde sie 2006 restauriert. [2] Von 1868 bis 1873 arbeitete der spätere Hofglasmaler Karl de Bouché in seiner Werkstatt.
Neben seiner Glasmalerei war Swertschkoff als Kunstagent tätig. Sein größter Auftrag war 1868/69 die komplette Einrichtung des Palais Stieglitz für den Bankier Alexander Ludwigowitsch Stieglitz in St. Petersburg. Dafür konnte er unter anderem Hans von Marées[3] und Moritz von Schwind (Kaminbild Diana und ihre Gefährtinnen) gewinnen.[4]
1873 zeigte Swertschkow Produkte seiner Werkstatt auf der Weltausstellung in Wien und reiste von dort nach Florenz, wo er Stillleben und Blumenbilder malte. Auch in Florenz erbaute er sich eine große Villa mit Atelier am Lungo il Mugnone, wo er zahlreiche Künstlerfreunde beherbergte. Böcklin nutzte das Atelier vom Herbst 1874 bis April 1885 und schuf hier fünf Fassungen der Toteninsel.
1876 wurde Swertschkoff mit einer Silbermedaille vom Zaren geehrt.
Swertschkow starb in Florenz und wurde hier auf dem protestantischen Friedhof begraben.
Werk
1867 entwarf Swertschkow für die Domkirche in Turku ein Glasfenster zur Erinnerung an die dort begrabene schwedische Königin Karin Månsdotter. 1870 stiftete er das im Stil des 16. Jahrhunderts von ihm selbst gestaltete Hauptfenster des Treppenhauses im Bayerischen Nationalmuseum; es zeigt das bayerische Wappen mit zwei Landsknechten als Schildhaltern. In seiner Werkstatt entstanden über 300 Glasmalereien.
Auf der St. Petersburger Ausstellung 1868 präsentierte er drei Fenster: Christus in der Glorie, ein Großes kaiserliches Wappen und ein Fenster, das die Wappen Russlands zeigte. Alle drei Fenster wurden von Zar Alexander II. angekauft.
Bei der Weltausstellung in Wien zeigte er ein Glasgemälde Christus am Kreuze, in englisch-gothischem Style, und mehrere gemalte Fenster.
Mappen
- Eskizy voiny v Finlandii 1854 Goda / Teckningar ur kriget i Finnland ar 1854. St. Petersburg 1854
- 8 ganze gemalte Fenster mit religiösen und historischen Darstellungen und Ornamenten, ausgeführt oder projektiert in der Glasmalerei-Werkstätte von W. v. Swertschkoff in Schieissheim bei München. 8 photogr. Taf. auf Cartons, gr.-fol. (Musterblätter der Firma)
Literatur
- Annika Waenerberg: Vom Sprungbrett zur Brücke. Münchens Bedeutung für die finnische Kunst. In: zeitenblicke. 5, Nr. 2, 19. September 2006, ISSN 1619-0459 (http://www.zeitenblicke.de/2006/2/Waenerberg/index_html, abgerufen am 18. April 2009).
Einzelnachweise
- ↑ Siehe Wilhelm Neu; Volker Liedke; Otto Braasch: Oberbayern: Ensembles, Baudenkmäler, archäologische Geländedenkmäler. München: R. Oldenbourg, 1986. ISBN 3486523929, S. 468.
- ↑ Oberschleißheim: Museum ist vom Tisch, Artikel vom 11. April 2006, abgerufen am 18. April 2009
- ↑ Siehe Julius Meier-Graefe: Hans von Marées; sein Leben und sein Werk. Band 1, München, Leipzig: R. Piper 1909, S. 75ff.
- ↑ Kunstindustrielles aus München, in: Kunstchronik, Beiblatt zur Zeitschrift für Bildende Kunst, 17. September 1869
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