Hans von Marees

Hans von Marees
Hans von Marées (1837-1887); Selbstbildnis; 1874; 98:81 cm
Hans von Marées (Porträtbüste von Carl Begas d. J., 1878)


Johann (Hans) Reinhard von Marées (* 24. Dezember 1837 in Elberfeld, heute zu Wuppertal; † 5. Juni 1887 in Rom) war ein deutscher Zeichner, Grafiker und Maler des Idealismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn eines preußischen Kammerpräsidenten aus altem französisch-niederländischen Adel bewies schon früh eine zeichnerische Begabung. An der Berliner Kunstakademie wurde er 1854 Schüler von Carl Steffeck, trennte sich aber bereits nach einem Jahr von ihm. Nach dem Militärdienst kam er 1857 nach München, wo er nach der Natur arbeitete und sich im Kreis seiner Freunde Franz von Lenbach, Adolf Lier und Anton Teichlein in Opposition zur Akademie ein dunkeltonig-malerisches, an den alten Niederländern orientiertes Kolorit aneignete. Neben Militärmotiven und Landschaftsbildern (darunter das programmatisch vorausweisende Bad der Diana, 1863) entstanden damals eindringliche Freundesporträts und Selbstbildnisse. 1864 von Adolf Friedrich Graf von Schack nach Rom geschickt, um bedeutende Gemälde zu kopieren, kam es 1868 zum Bruch mit diesem; Marées fand jedoch im Kulturphilosophen Konrad Fiedler einen neuen Mäzen. Auf einer gemeinsamen Reise 1869 nach Spanien, Frankreich und Holland gewann er zum 1870, besonders von Delacroix beeindruckt, mit einer neuen Farbkraft auch eine verfestigte, tektonische Formensprache idealer Prägung (z. B. Orangenpflückender Reiter, 1869/70), die ihn in den Kreis der neuidealistischen Deutsch-Römer um Arnold Böcklin, Anselm Feuerbach und Adolf von Hildebrand rückte. Adolf von Hildebrand liebte und verehrte Marées und "hütete" seinen Schüler "fast rührend und väterlich wie sein spezielles Kleinod". [1][2]

Mit Hildebrand eng befreundet, arbeitete Marées 1871/72 gemeinsam mit ihm in Berlin, anschließend allein in Dresden. Als einzigen Großauftrag seines Lebens führte er die von Fiedler finanzierte Freskierung der Zoologischen Station in Neapel aus. Mit seiner monumentalen Überhöhung einer realistischen Szenerie am Golf von Neapel ist das Werk eine der bedeutendsten deutschen Kunstleistungen des 19. Jahrhunderts. Marées schloss Freundschaft mit Arnold Böcklin, trennte sich 1876 von Hildebrand und ging endgültig nach Rom, wo er vereinsamt und öffentlichkeitsscheu angesichts der Werke Raffaels und antiker Skulpturen sein reifes Werk als Ausdruck unerfüllter Sehnsucht nach idealer menschlicher Existenz in der Natur schuf. Oft mythologisch motiviert, aber von hoher Allgemeingültigkeit im Miteinander von klassischen Akten in südlicher Landschaft, fand er hier zu letzter formaler Klarheit und dunkelglühender Farbkraft (z. B. in den Triptychen Die Hesperiden, zwei Fassungen 1879/80 und 1884/87; Die Werbung, 1885–87; Die heiligen drei Reiter, 1885–87).

Ruderer (1873) - Vorstudie zur Freskierung der Zoologischen Station in Neapel

Seinerzeit in seinem selbstquälerischen Vollkommenheitsstreben unverstanden, das ihn immer wieder zu Übermalungen veranlasste, wurde er erst nach der Jahrhundertwende − zum Teil auch mit Missdeutungen wie z. B. in nationalsozialistischer Zeit − als Wegbereiter einer modernen figurativen Ausdruckskunst erkannt. Größere Werkbestände von Marées befinden sich in der Neuen Pinakothek München (Schenkung von Fiedler 1891), der Staatlichen Graphischen Sammlung München, dem Von der Heydt-Museum Wuppertal und der Nationalgalerie Berlin.

Bestattet ist von Marées auf dem protestantischen Friedhof in Rom nahe der Cestius-Pyramide.

Literatur

Grabstein auf dem Cimitero Acattolico in Rom, Entwurf: Arthur Volkmann
  • Konrad Fiedler: Hans von Marées, München 1889
  • Julius Meier-Gräfe: Hans von Marées, sein Leben und Werk, 3 Bände, München/Leipzig 1909/10
  • Ludwig Justi: Hans von Marées, Berlin 1921
  • Julius Meier-Graefe: Der Zeichner Hans von Marées, München 1925
  • Bernhard Degenart: Marées Zeichnungen, Berlin 1953
  • Ludwig Grote: Hans von Marées – Die Fresken in Neapel, Stuttgart 1958
  • Elisabeth Decker: Zur künstlerischen Beziehung zwischen Hans von Marées, Konrad Fiedler und Adolf von Hildebrand, Basel 1966
  • Wolfgang Bessenich: Der klassische Marées, Basel 1967
  • Herbert von Einem: Hans von Marées, München 1967
  • Kurt Liebmann: Hans von Marées, Dresden 1972
  • Uta Gerlach-Lexner: Hans von Marées – Katalog seiner Gemälde, München 1980
  • Walter Seitter: Hans von Marées. Ein anderer Philosoph, Graz/Wien 1993

Einzelnachweise

  1. in Sigrid Braunsfels-Esche, Marées-Katalog 1987, Seite 39-64
  2. Bernd-Ulrich Hergemöller, Mann für Mann, Seite 491/492

Weblinks


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