- Wolf Rainer Wendt
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Wolf Rainer Wendt (* 14. Mai 1939 in Schwerin) ist ein deutscher Sozialarbeiter, Sozialpädagoge und Sozialarbeitswissenschaftler. Er entwickelte u. a. das systemisch-ökosoziale Handlungsmodell und hat das Konzept des Case Managements im deutschsprachigen Raum eingeführt.
Inhaltsverzeichnis
Leben von Wolf Rainer Wendt
Wendt studierte in Tübingen und Berlin Philosophie, Psychologie, Soziologie und Kunstgeschichte, erwarb das Diplom in Psychologie. 1969 wurde er in Tübingen zum Dr. phil. promoviert, sein Doktorvater war der Philosoph und Pädagoge Otto Friedrich Bollnow. Nach dem Studium wurde Wendt als Erziehungsberater tätig und wurde Abteilungsleiter im Jugendamt Stuttgart. Seit 1978 leitet Wendt als Professor die Fakultät für „Sozialwesen“ der Berufsakademie Stuttgart. Neben umfangreichen publizistischen Tätigkeiten ist er an Praxis- und Forschungsprojekten beteiligt, die sich am Case-Management-Konzept orientieren und sich mit Fragen der Zivilgesellschaft befassen.
Seit 1993 ist er Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit. Er ist Mitherausgeber der „Brennpunkte Sozialer Arbeit“ und der „Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Sozialarbeit“ sowie Mitglied des Redaktionsbeirates der „Blätter der Wohlfahrtspflege. Deutsche Zeitschrift für Sozialarbeit“. Seit 2004 ist Wendt auch Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Care und Case Management (DGCC).
Wendt treibt die Theorieentwicklung in der Sozialen Arbeit voran, entwickelt das Case-Management-Konzept weiter. Er schreibt Grundlagenwerke zur Geschichte der Sozialen Arbeit, zu Theorien der Sozialen Arbeit und zur Sozialwirtschaftslehre (s. Schriftenverzeichnis in: Mühlum/Rieger 2009).
Das systemisch ökosoziale Handlungsmodell nach Wendt
In seinen Büchern „Ökologie und Soziale Arbeit“ (1982) und der Fortführung „Ökosozial denken und handeln. Grundlagen und Anwendungen in der Sozialen Arbeit“ (1990) sowie „Das ökosoziale Prinzip. Soziale Arbeit, ökologisch verstanden“ (2010) beschreibt Wendt seinen ökosozialen Handlungsansatz in Grundzügen. Er sieht im ökologischen Denkmuster ein generelles Paradigma (ökosoziales Paradigma) und Leitmuster für Soziale Arbeit. Sie hat den Haushalt des Zusammenlebens und des Lebens von einzelnen Menschen mit seinen Beeinträchtigungen zum Gegenstand. Die Unwirtlichkeit, welche die Ausbeutung der Natur nach sich zieht, entspricht der Unwirtlichkeit der modernisierten Lebensumstände vieler Menschen. „Die heutige Gesellschaft hat unter ökologischen Gesichtspunkten für sich selber und für alle, de ihr angehören, die Aufgabe, humanes Leben in unserer Welt in nachhaltiger Weise auskömmlich zu gestalten.“ [1] Von diesem Grundsatz ausgehend beschreibt Wendt neun Kategoriebereiche seines ökosozialen Modells:
- Haushalt und Lebensordnung
- Ökosoziale Bilanzierung
- Selbstorganisation
- Lebenslage
- Nischen und Kompetenzen
- Ressourcen
- Bewältigung (Coping)
- Unterstützung
- Vernetzung
Danach spricht Wendt von einem „Humanökosystem“ (systemischer Ansatz), in denen sich diese Kategorien spiegeln. Er sieht in der persönlichen Lebensführung ein Selbstmanagement, das durch ein Management der Sozialarbeit unterstützt wird. Dieses Unterstützungsmangement ist das Fallmanagement, welches durch Einzelfallhilfe, Gemeinwesenarbeit und soziale Gruppenarbeit in die soziale Praxis wirkt.
Wendt hat den ökosozialen Ansatz in den letzten Jahren in eine Sozialwirtschaftslehre eingebracht. In seiner Theorie der Sozialwirtschaft verbindet sich die Soziale Arbeit mit der Sorgearbeit von Menschen in ihrem eigenen Lebenskreis mit einem haushaltenden Handeln in der öffentlichen und sozialen Daseinsvorsorge. Nach Wendt dient die Sozialwirtschaft instrumentell mit ihren Diensten und Einrichtungen unmittelbar der Wohlfahrt von Menschen. Funktional wird Sozialwirtschaft als die Weise bestimmt, in der in Sorge und Versorgung bedarfsorientiert und gemeinschaftlich gehandelt wird.
Schriften
- Kindererholung. Ein sozialpädagogisches Curriculum, Stuttgart 1975
- Ökologie und soziale Arbeit, Stuttgart 1982
- Geschichte der Sozialen Arbeit, Stuttgart 1983 (5. Aufl. in zwei Bänden 2008)
- Eignung. Ethische Erwägungen, Frankfurt a. M. 1987
- Ökosozial denken und handeln, Freiburg i.Br. 1990
- Ritual und rechtes Leben, Stuttgart 1994
- Unterstützung fallweise, Freiburg i. Br. 1995
- Zivilgesellschaft und soziales Handeln, Freiburg i. Br. 1996
- Case Management im Sozial- und Gesundheitswesen, Freiburg i. Br. 1997 (5. Aufl. 2010)
- Soziales Wissensmanagement, Baden-Baden 1998
- Sozialinformatik, Baden-Baden 1999
- Sozialwirtschaftslehre, Baden-Baden 2002
- Sozialwirtschaft - eine Systematik, Baden-Baden 2003
- Sozial arbeiten und sozial wirtschaften, Freiburg i. Br. 2004
- Sozialwirtschaft und Sozialmanagement in der Entwicklung ihrer Theorie, Augsburg 2007 (mit A.Wöhrle)
- Das ökosoziale Prinzip, Freiburg i. Br. 2010, ISBN 978-3-7841-1957-1
- Der soziale Unterhalt von Wohlfahrt, Baden-Baden 2011, ISBN 978-3-8329-7000-0
Literatur
- Wolf Rainer Wendt. In: Heitkamp, H. / Plewa, A. (Hrsg.): Soziale Arbeit in Selbstzeugnissen. Freiburg 2002. S. 419 ff.
- Mühlum, A. / Rieger, G. (Hrsg.): Soziale Arbeit in Wissenschaft und Praxis. Festschrift für Wolf Rainer Wendt. Lage 2009
Einzelnachweise
- ↑ Wendt:"Das ökosoziale Prinzip." 2010, S. 5
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