Wörgler Bach

Wörgler Bach
Der junge Wörgler Bach (Wildenbach) in der Wildschönau
Der Wörgler Bach in Wörgl
Blick aus der Wörgler Klamm nach Wörgl, um 1920. In der unteren Bildhälfte ist das erste Wörgler Schwimmbad zu sehen, im Hintergrund die Gemeinde Wörgl.

Der Wörgler Bach oder auch Griesbach genannt, ist ein 6,3 km langer, rechter Zufluss des Inns, der durch die österreichische Gemeinde Wildschönau als Wildenbach und durch die Stadt Wörgl fließt. Er entwässert eine Fläche von rund 20 km².

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die ursprüngliche Siedlung – die ersten Häuser von Wörgl – entstand auf dem flachen Schwemmkegel, den der Wörgler Bach nach dem Verlassen der Wörgler Klamm in Jahrhunderten aufgeschüttet hatte. Von der entlang des Bachlaufes entstandenen Siedlung ausgehend, hat sich das Dorf zur Stadt und zur heutigen Größe entwickelt. Es ist also kein Zufall, dass der Wörgler Bach die Stadt in der Mitte durchschneidet. Seit 1864 bestanden zwei selbstständige Gemeinden am heutigen Stadtgebiet: Wörgl-Rattenberg und Wörgl-Kufstein. Diese Grenze, die die beiden Gemeindeteile trennte, bildete der Wörgler Bach. Diese Trennung bestand bis 1910. Ein Jahr später wurde Wörgl von Kaiser Franz Joseph I. zur Marktgemeinde erhoben. Heute bildet der Wörgler Bach nur mehr die Katastralgemeindegrenze zwischen den Katastralgemeinden Wörgl-Rattenberg und Wörgl-Kufstein.

Angeblich soll der Wörgler Bach auch mit dem Namen „Wörgl“ zusammenhängen. Demnach wird behauptet, dass das alte regionale Wort „zwerch“ für „quer“ stehe. Diese Benennung könnte darauf Bezug nehmen, dass der Wörgler Bach das Inntal vom Austritt der Wörgler Klamm bis zu seiner Mündung in den Inn schon immer geradlinig durchquerte. Aus dem Wort „zwerch“ könnte dann mit der Zeit der Name „Wergel“ und schließlich „Wörgl“ entstanden sein.

1908 wurde am Wörgler Bach, direkt an dessen Austritt aus der Klamm, das erste Schwimmbad von Wörgl errichtet. Dieses Schwimmbad wurde jedoch von der Bevölkerung wegen des kalten Wassers, der schattigen Lage und der kühlen Winde aus der Klamm nie richtig angenommen. Daher wurde bereits 1927 ein neues Schwimmbad weiter nordwestlich erbaut.

Geographie

Der Wörgler Bach (in der Wildschönau: Wildenbach) entspringt zwischen dem Marchbachjoch (auch Markbachjoch, 1496 m) und dem Mittermooser Joch (1450 m) in Niederau (Gemeinde Wildschönau). Auf seinem Weg durch das vordere Hochtal nimmt er zwei Zuflüsse aus Oberau und der hinteren Niederau auf. Im Westen wird die Wildschönau durch die Wildschönauer Ache via Kundler Klamm entwässert.

Nachdem der Wörgler Bach (Wildenbach) die Wildschönau verlässt, stürzt er in die enge Wörgler Klamm, die auch Müllnertal oder Mühltalklamm genannt wird. Hier wird er von der größten Wildbachverbauung Österreichs, einer 37 m hohen doppelt gewölbten Staumauer, aufgestaut. Von dort wird das Wasser in einem Rohr zum Kraftwerk Müllnertal der Stadtwerke Wörgl geleitet und nach dem Durchlauf einer Turbine wieder in das ursprüngliche Bachbett oberhalb der Stadt eingespeist.

Auf seinem letzten Weg durch das Stadtgebiet bis zur Mündung wird der Bach zum Hochwasserschutz in einem Natursteingerinne geleitet. Dieses Gerinne verhindert ein Überlaufen des Baches und ist auf einen maximalen Hochwasserabfluss von 35 m³ pro Sekunde ausgelegt.

Geologie

Während im Müllnertal stabiler Triasdolomit ansteht, bilden taleinwärts roter Buntsandstein und Wildschönauer Schiefer das Grundgestein. Besonders dieser Tonschiefer neigt sehr zu Rutschungen, ist sehr verwitterungsanfällig und leicht erodierbar. Deshalb liegt die wesentliche Wildbachtätigkeit des Wörgler Baches in seinen Quellgräben in der Gemeinde Wildschönau. Die stabile Klamm ist im Wesentlichen Transportstrecke, durch die Hochwässer mit ihrer Geschiebefracht abgeführt werden. Das Schwemmkegelgefälle ist sehr gering - 6 bis 9% am Unterlauf -, weshalb große Geschiebemengen nicht schadlos in den Inn gelangen können. Es entstehen Aufladungen der Bachsohle mit Überbordung des Bachbettes.

Überschwemmungen

Die Überschwemmungstätigkeit des Wörgler Baches lässt sich bis ins 16. Jahrhundert nachweisen. Große Hochwasserkatastrophen ereigneten sich 1567, 1789, 1893 und 1909. In jüngerer Zeit ereignete sich am 20. Juli 1946 ein schweres Hochwasser, bei dem unter anderem das Krankenhaus von Wörgl überflutet und verschlammt wurde. Nach einem lang anhaltenden Hochwasser im Juli 1954 mussten von der Innmündung aufwärts 7000 bis 10.000 m³ Geschiebe ausgebaggert und abgeführt werden, was der Stadtgemeinde Kosten von 150.000 Schilling (rund 10.900 Euro) bescherte.

Auch im Juli 1994 wurde Wörgl durch ein starkes Hochwasser des Wörgler Baches verwüstet. Nachdem sich ein gewaltiges Hochwetter in der Wildschönau ereignet hatte, schwappte eine Flutwelle durch die Wörgler Klamm. Binnen weniger Minuten füllte sich der Stauraum der Wörgler Stadtwerke mit 3200 m³ Geschiebe auf. Dadurch konnte die ohnehin so große Katastrophe ein wenig gelindert werden. Etwa um 22 Uhr erreichte die Flutwelle Wörgl. Aufgrund einiger verkeilter Bäume oberhalb der Wörgler Innenstadt staute sich der Bach auf, und schließlich ergossen sich Unmengen an Wasser und Schlamm in die Wörgler Bahnhofstraße und in zahlreiche andere Straßen und Häuser. 71 Hektar wurden bis zu einem halben Meter hoch mit Schlamm verschüttet, der geschätzte Schaden lag bei rund 4,4 Mio. Euro. Aufgrund dieser Katastrophe begann man mit den Bauarbeiten an einer großen Sperre. Bereits im Jahre 2002 bewährte sich die neue Sperre im Müllnertal. Es wäre ansonsten ein ähnliches Hochwasser wie 1994 entstanden. Im großen Hochwasser 2005 brach in Wörgl am westlichen Stadtrand ein Damm, wodurch das Wörgler Becken überschwemmt wurde. Auch entlang des Wörgler Bachs entstand beträchtlicher Schaden, weil der Bach durch den hochwasserführenden Inn bis zum Bahngebiet aufgestaut wurde und dadurch eine Unterführung sowie mehrere Häuser und Schrebergärten in der Ferdinand-Raimund-Straße in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Hochwasserschutz

Nach der Hochwasserkatastrophe von 1909 setzte erstmalig eine Verbauungstätigkeit mit öffentlichen Mitteln ein. In den Jahren 1910 und 1911 wurde der Unterlauf im Stadtbereich durch das Landesbauamt einer Regulierung unterzogen, 1955 erfolgten Ergänzungsarbeiten. Den geschilderten Verhältnissen entsprechend, erstreckt sich die Verbauung des Wörgler Bachs durch die Wildbach- und Lawinenverbauung im Wesentlichen auf die Quellgräben im Gemeindegebiet der Wildschönau, wo für Baumaßnahmen zur Verhinderung von Geschiebeentstehung in den Oberläufen, zur Geschieberückhaltung und für Regulierungen im Siedlungsbereich in den Jahren zwischen 1958 und 1970 rund 7,7 Millionen Schilling (rund 559.600 Euro) aufgewendet wurden. Da all diese Verbauungen auch dem Schutz der Stadt dienen, beteiligte sich die Stadtgemeinde Wörgl mit 3 % an den Gesamtkosten.

Bis zum Wirksamwerden von systematischen Verbauungen in den Oberläufen wurden nach dem Hochwasser von 1945 in der Schlucht zum raschen Schutz für die Stadt am oberen Ende der Klamm und 200 Meter talwärts des Tagesspeichers der Stadtwerke zwei Gewölbesperren zum Geschieberückhalt mit einem Verlandungsraum von je 22.000 m³ errichtet.

Nach dem Hochwasser von 1994 begann die Wildbachverbauung, die 2007 abgeschlossen wurde. Die Verbauung besteht aus 98 Konsolidierungssperren im Verlauf des Wildenbachs. In Richtung Wörgl befinden sich noch eine Seilsperre (Mittellauf) und das imposanteste Bauwerk des Projekts, die rund 36,7 Meter hohe, doppelt gewölbte Bogenmauer, zugleich die höchste Wildbachsperre Österreichs. Hier wird durch ein Rohr gerade so viel Wasser weitergeleitet, wie das Bachbett in der Stadt Wörgl aufnehmen kann.

Die Wildbach- und Lawinenverbauung Tirol investierte 11,55 Millionen Euro zum Schutze der Wörgler Bevölkerung.

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