Yasuni

Yasuni

Der Yasuní-Nationalpark ist ein Nationalpark in Ecuador mit einer Fläche von 9.820 km² – Kernfläche 5000 km² – zwischen den Flüssen Napo und Curaray in den Provinzen Napo und Pastaza, 250 km von Quito entfernt. Zum Nationalpark gehört der gleichnamige Fluss Yasuní, ein Nebenfluss des Napo. Der Park wurde 1989 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt. Das Gebiet war im Pleistozän nicht von Eis bedeckt und soll auf einem Hektar mehr Baumarten aufweisen als ganz Nordamerika. Das Gebiet gehört zum Territorium der Huaorani und ist Rückzugsgebiet zweier weiterer Stämme vor der Ausbreitung der „westlichen Zivilisation“, der Tagaeri und Taroemanane. Alle drei Stämme sind bereits durch die illegale Holzmafia bedroht und wären bei einer Ausbeutung der dort vorhandenen unerschlossenen Ölvorkommen sehr wahrscheinlich zum Untergang verurteilt.[1]

Es herrschen in dem Gebiet feuchte tropische Regenwälder vor mit Arten wie Macrolobium acaciifolium, Coussapoa trinervia, Licania sp., Eugenia sp..

Auf nicht überschwemmtem Land wächst der Terra firme-Wald auf periodisch überschwemmten Flächen, Varzea-und Irapo-Wald in ständig überfluteten Bereichen. In Agroökosystemen wird Kaffee, Maniok, Reis und Zuckerrohr angebaut. Die Fledermaus-Art Lophostoma yasuni ist endemisch in diesem Nationalpark.

Inhaltsverzeichnis

Erdölvorkommen

Es gab Auseinandersetzungen um den Bau von Straßen zur Förderung und Produktion von Erdöl im Yasuní-Nationalpark. Bekannte Wissenschaftler, darunter Jane Goodall, haben dagegen protestiert. Insgesamt lagern auf dem Gebiet schätzungsweise 930 Millionen Barrel Erdölreserven, was bei Förderung und Verbrennung 444 Millionen Tonnen CO2 freisetzen würde.

Umwelt, Klimapolitik und internationaler Interessensausgleich

Die ecuadorianische Regierung hegt gegenwärtig (2007) Pläne, zugunsten von Umwelt, Klimaschutz und der indigenen Bevölkerung auf die Ausbeutung des großen Ishpingo-Tambococha-Tibutini- (ITT-) Erdölfeldes im Osten des Nationalparks zu verzichten und sich von der internationalen Gemeinschaft für die Hälfte der entgangenen Erdöleinnahmen entschädigen zu lassen. Dies würde während 30 Jahren schätzungsweise 350 Millionen US-Dollar pro Jahr ausmachen, welche für die nachhaltige Entwicklung des Landes verwendet werden sollen. Eine Studie ergründet derzeit den genauen Wert des ITT-Ölfeldes.

Der amerikanische Biologe Clinton Jenkins von der Duke-Universität sieht in der Angelegenheit einen Testfall für die Weltgemeinschaft zur Bereitschaft, angemessen für Klima- und Umweltschutz zu zahlen.[2] Einige Journalisten und Politiker halten die Drohung des Staates Ecuador, ein eigenes Biosphärenreservat und den Lebensraum der indigenen Bevölkerung des Landes bei Nichtausgleich der wirtschaftlichen Interessen durch die Weltgemeinschaft zu zerstören, für unmoralisch, was eine kontroverse Diskussion über Moral und Ökologie ausgelöst hat.[3]

Die Erdölvorkommen im Yasuní-Nationalpark werden bislang (2008) auf 412 Millionen bis 930 Millionen Barrel geschätzt. Wenngleich das einen Milliarden-Wert darstellt, deckt es den Welterdölbedarf bei einer durchschnittlichen täglichen Fördermenge von 72,3 Millionen Barrel im Jahr 2007 nur für wenige Tage.[4] Dieser Sachverhalt spielt in der Diskussion um den Verzicht auf die Ausbeutung des Vorkommens zu Gunsten des Erhalts des Biosphärenreservats eine Rolle.

Der Deutsche Bundestag unterstützt einen Verzicht auf die Ausbeutung des Ölfeldes gegen einen wirtschaftlichen Interessensausgleich.[5]

Literatur

  • Greenberg, J. A., S. C. Kefauver, H. C. Stimson, C. J. Yeaton, and S. L. Ustin. 2005. Survival analysis of a neotropical rainforest using multitemporal satellite imagery. Remote Sensing of Environment 96(2):202-211.
  • Hennessy, L. A. (2000). Whither the Huaorani? competing interventions in indigenous Ecuador. Master’s thesis, Berkeley, University of California, Berkeley.
  • Lu, F. E. (1999). Changes in subsistence patterns and resource use of the Huaorani Indians in the Ecuadorian Amazon. PhD dissertation. Chapel Hill, University of North Carolina at Chapel Hill.
  • Pitman, N. C. A. (2000). A large-scale inventory of two Amazonian tree communities. PhD dissertation. Durham, Duke University.

Einzelnachweise

  1. Leah Temper und Joan Martinez Alier: Das Öl soll in der Erde bleiben. In: Le Monde diplomatique. 9. Mai 2008. Abgerufen am 10. Dezember 2008.
  2. Drohung mit dem Bohrturm. In: Süddeutsche Zeitung online, 1. Dezember 2008
  3. Der Wert des Waldes. Der Philosoph Wilfried Hinsch Über Moral und Ökologie. In: Süddeutsche Zeitung, 2. Dezember 2008, S. 16
  4. Erdöl- Erdgasdaten 2007
  5. Deutscher Bundestag, 16.Wahlperiode. Drucksache 16/9758 Antrag von Abgeordneten der CDU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen zum Yasuní-Nationalpark und dem Vorschlag Ecuadors, 25. Juni 2008

Weblinks

-1-767Koordinaten: 1° 0′ 0″ S, 76° 0′ 0″ W


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