- Ecuador
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República del Ecuador (Span.)
Ecuador Mamallakta (Kichwa)
Republik EcuadorFlagge Wappen Wahlspruch: Libertad y Orden
(span. für „Freiheit und Ordnung“)Amtssprache Spanisch, für „interkulturelle Beziehungen“ Kichwa und Shuar[1] Hauptstadt Quito Staatsform Präsidialrepublik Staatsoberhaupt und Regierungschef Präsident Rafael Correa Fläche 258.238 km² Einwohnerzahl 15.007.343 (Juli 2011)[2] Bevölkerungsdichte 55,4 Einwohner pro km² Bruttoinlandsprodukt nominal (2007)[3] 44.184 Mio. US$ (69.) Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner 3.261 US$ (98.) Human Development Index 0,806 (80.)[4] Währung US-Dollar Nationalhymne Salve, Oh Patria Zeitzone UTC-5 Kfz-Kennzeichen EC Internet-TLD .ec Telefonvorwahl +593 Lage von Ecuador in Südamerika Ecuador (eingedeutscht auch Ekuador; auf Kichwa Ecuador Mamallakta, spanisch República del Ecuador), ist eine Republik im Nordwesten Südamerikas zwischen Kolumbien und Peru und hat etwa 15 Millionen Einwohner. Die im Andenhochland (Sierra) auf 2850 m gelegene Hauptstadt heißt Quito; die größte Stadt Guayaquil liegt in der Pazifikküsten-Ebene (genannt Costa). Das Land ist nach der Äquatorlinie benannt, die durch das Staatsgebiet verläuft, wobei sich der Großteil desselben in der südlichen Hemisphäre befindet. Die Galápagos-Inseln befinden sich etwa 1000 km westlich der Küste im Pazifik.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Ecuador liegt im Nordwesten von Südamerika und ist geographisch, topographisch, klimatisch und ethnisch eines der vielfältigsten Länder der Erde. Schon Alexander von Humboldt bemerkte vor 200 Jahren, dass die einzige Konstante in der Geographie Ecuadors seine Vielfalt sei.[5] Ecuador grenzt an Kolumbien (590 km), an Peru (1420 km) und an den Pazifischen Ozean. Die gesamte Länge der Landesgrenzen beträgt 2010 Kilometer. Die Landesfläche ist mit 272.046 km² etwas größer als die von Großbritannien (244.140 km²). Das vom Äquator durchquerte Land lässt sich in vier völlig unterschiedliche geographische Zonen aufteilen:
- der westliche Küstenbereich (Costa) besteht aus Schwemmland und einem niedrigen Küstengebirge und wird durch den Río Guayas dominiert
- die zentrale Andenregion (Sierra) umfasst zwei von starkem Vulkanismus geprägte Gebirgsketten und das Hochtal dazwischen
- das östliche Amazonas-Tiefland (Oriente) beginnt an den Osthängen der Anden und umfasst das dünn besiedelte Amazonasbecken
- die 1000 km vor der Küste gelegenen Galápagos-Inseln.
Costa
Die Costa (Küste) ist der westliche Teil Ecuadors und rund 80.000 km² groß. Auf gut einem Viertel der Landesfläche leben etwa die Hälfte der Ecuadorianer. Die Costa besteht aus fruchtbaren Schwemmebenen und welligen Hügellandschaften von etwa 500 km Länge und bis zu 200 km Breite. Durch die Costa verläuft das bis zu 800 m hohe Küstengebirge Cordillera Costanera, das in Guayas in den Gebirgszug Cordillera Chongón-Colonche übergeht. Die südliche Costa wird durch das Flusssystem des 60 km langen Guayas und dessen Zuflüsse Babahoyo und Daule geprägt, das mit mehr als 36.000 km² größte Wassereinzugssystem der amerikanischen Pazifikküste.
Das Delta des Río Guayas bildet den größten natürlichen Hafen an Südamerikas Westküste. Die jährliche Abflussmenge des Guayas beträgt mehr als 3 Billionen Kubikmeter.[6] Weiter nördlich fließen der Esmeraldas, der Cayapas und der Chone in Richtung Pazifik, sowie ganz im Süden der Jubones. Klimatisch lässt sie sich in zwei Regionen einteilen, deren Grenze etwa bei Manta verläuft: den tropisch-feuchten Norden und den semiariden Süden. Grund für die Teilung ist der antarktische Humboldtstrom, der bei etwa 1 Grad südlicher Breite von der südamerikanischen Küste nach Westen in den Pazifik mündet.
Sierra
Die andine Region des Landes heißt Sierra (Gebirge) und ist mehr als 80.000 km² groß. Traditionell ist sie die bevölkerungsreichste Region, heute leben hier 38 % der Ecuadorianer. Die Sierra besteht aus den beiden Gebirgszügen Cordillera Occidental und Cordillera Central (auch: Cordillera Oriental und selten Cordillera Real) sowie dem dazwischen liegenden Hochtal (manchmal altiplano genannt). Die Cordillera Occidental ist generell niedriger, beheimatet aber den höchsten Berg Ecuadors, den Chimborazo. Der höchste Berg der Cordillera Central ist der fast 5900 m hohe Cotopaxi. Das Hochtal befindet sich auf 1800 bis 3200 m Höhe und ist etwa 500 km lang sowie 20–30 km breit und beheimatet eine Reihe mittelhoher interandiner Berge. Aufgrund des regen Vulkanismus nannte Alexander von Humboldt das Tal „Straße der Vulkane“. Das Hochtal ist durch Bergriegel (nudos) in acht Talkessel (cuencas oder hoyas) unterteilt; andere Autoren zählen bis zu zwölf solcher Kessel.
Mit Ausnahme von Guaranda liegen alle größeren Städte der Region in solchen Talkesseln. Die cuencas sind nach Flüssen und Orten benannt, nämlich (von Nord nach Süd) dem Chota (siehe Chota-Tal), dem Guayllabamba, dem Pastaza, dem Paute, dem Chimbo, dem Ort Girón (bzw. dem Ort und Fluss Yunguilla) und dem Catamayo. Im Guayllabamba-Becken liegt Quito, die am höchsten gelegene Hauptstadt der Welt (vor Sucre in Bolivien). Im Süden Ecuadors sind die zwei Kordilleren weniger eindeutig zu unterscheiden als im Zentrum und im Norden.
Oriente
Im Osten des Landes, dem Oriente („Osten“) liegen die Regenwälder des Amazonasbeckens. Die Region ist fast 100.000 km² groß, aber nur äußerst dünn besiedelt. Infolge des 1941/42 verlorenen Krieges gegen Peru musste Ecuador ein 200.000 km² großes Amazonasgebiet (40 % der damaligen Landesfläche) an das südliche Nachbarland abtreten und verlor den Zugang zum Amazonas, allerdings stand dieses Gebiet zuvor niemals unter effektivem staatlichem Einfluss.
Der Oriente lässt sich unterteilen in die dicht bewaldeten Ausläufer der Anden mit den drei Vulkanen Sumaco, Pan de Azúcar und Reventador der Subkordillere Galeras-Napo sowie in die tiefe gelegene (unter 400 m) und flache Amazonasebene. Alle Flüsse des Oriente sind Zuflüsse des Amazonas. Die wichtigsten von ihnen sind der 850 km lange Napo, der Coca, der Pastaza, der Grenzfluss zu Kolumbien Putumayo und der Aguarico. Bei Agoyán bildet der Pastaza den mit 60 Meter Fallhöhe größten Wasserfall Ecuadors. Das Klima der Region ist feucht-heißes tropisches Klima.
Galápagos
Die ca. 1000 km vom Festland entfernt im Pazifik gelegenen Galápagos-Inseln, die offiziell Archipiélago de Colón heißen, bilden die vierte geographische Zone Ecuadors. Ähnlich wie Hawaii sind die Inseln geologisch sehr jung (zwischen 700.000 und 3 Millionen Jahren) und ozeanisch-vulkanischen Ursprungs. Das heißt, sie hatten niemals in ihrer Geschichte Kontakt zum Festland. Die Gesamtfläche der auf 320 km verstreuten Inselgruppe beträgt mehr als 8000 km², von denen über die Hälfte auf die Hauptinsel Isabela entfällt. Im Nordteil der Inseln, genau auf dem Äquator, liegt mit dem Vulkan Wolf (1707 m) auch die höchste Erhebung der Galápagos-Inseln.
Klima
Das Klima Ecuadors ist sehr vielfältig. Geprägt wird das Klima zum einen durch starke regionale Temperaturunterschiede aufgrund unterschiedlicher Höhenlagen (0 bis über 6000 m). Zum anderen sind die Niederschlagsmengen äußerst unterschiedlich, bedingt durch Unterschiede in der Topographie sowie durch den Humboldtstrom. Aufgrund der Äquatornähe ist die Temperaturverteilung über das Jahr relativ gleichmäßig. Besonders in der Sierra gibt es ausgeprägte Tages-Nacht-Temperaturschwankungen.
Die klimatischen Unterschiede sind selbst innerhalb kurzer Entfernungen deutlich. So ist der Norden der Stadt Quito wesentlich wärmer und trockener als ihr Süden. Auch ist der Gipfel des Illiniza Sur vergletschert, während der benachbarte und praktisch gleich hohe Illiniza Norte meistens schneefrei ist. Entlang des Höhenprofils wird in Ecuador zwischen Tierra Caliente (bis 1000 m), Tierra Templada (bis 2000 m), Tierra Fría (bis 3000 m), Tierra Helada (bis 4800 m) und Tierra Nevada (darüber) unterschieden. Innerhalb der ersten drei dieser Höhensektoren (bis 3000 m) unterscheidet sich das Klima durch sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen, darüber sind alle Regionen niederschlagsreich.
In der nördlichen Küstenregion mit tropischem Monsunklima gibt es eine ausgeprägte Regenzeit von Januar bis Mai. Im Andenhochland gibt es keine ausgeprägte Regenzeit, allerdings gelten die Monate von November bis Mai als die regenreicheren. Die Regenzeiten werden, trotz im Mittel leicht überdurchschnittlicher Temperatur, „Winter“ und die Trockenzeiten „Sommer“ genannt.
Im südlichen Küstenstreifen sind Niederschlagsmengen von weniger als 250 mm pro Jahr vorzufinden. An den Andenwesthängen der Costa kommen bis zu 5000 mm, an den Westhängen des Oriente sogar bis über 6000 mm Niederschlag vor. In der Sierra bekommen die Talkessel lediglich 250–500 mm Niederschlag im Jahr, während Höhenlagen oft auf über 2000 mm kommen. Außer in extremen Höhen über 4800 m fällt der Niederschlag praktisch immer als Regen oder Hagel.[7]
Berge und Vulkanismus
Gipfel Höhe Gebirge Region Provinz Chimborazo 6310 Cordillera Occidental Sierra Chimborazo Cotopaxi 5897 Cordillera Central Sierra Cotopaxi Cayambe 5790 Cordillera Central Sierra Pichincha Antisana 5758 Cordillera Central Sierra Napo El Altar 5319 Cordillera Central Sierra Chimborazo Iliniza Sur 5263 Cordillera Occidental Sierra Cotopaxi Sangay 5230 Cordillera Central Sierra Morona Santiago Iliniza Norte 5116 Cordillera Occidental Sierra Pichincha Tungurahua 5023 Cordillera Central Sierra Tungurahua Carihuairazo 5018 Cordillera Occidental Sierra Tungurahua Reventador 3562 k. a. k.a Sucumbíos Die Anden sind durch den Zusammenprall zweier tektonischer Platten entstanden. Die Nazca-Platte schiebt sich von Kolumbien bis nach Patagonien mit etwa neun cm pro Jahr ostwärts, während die Südamerikanische Platte mit fünf cm im Jahr nach Westen wandert und sich über die Nazca-Platte schiebt. Die gesamte Andenkordillere ist als Subduktionszone Teil des Pazifischen Feuerrings, deshalb gibt es in Ecuador eine große Zahl aktiver und erloschener Vulkane. Insgesamt wurden 55 Vulkane gezählt, davon werden 18 als aktiv eingestuft.
Dagegen sind Erdbeben seltener und weniger heftig als beispielsweise in Chile. Der einzige noch aktive Vulkan der Cordillera Occidental ist der 4778 m hohe Guagua Pichincha östlich von Quito. Cotopaxi, Tungurahua und Sangay sind die aktiven Vulkane der Cordillera Central. Momentan werden elf Vulkane Ecuadors aktiv überwacht, davon der Cotopaxi, der Guagua Pichincha und der Tungurahua als gefährlich eingestuft.
Siehe auch: Liste der Berge in Ecuador
Umwelt
Biosphärenreservate
Die UNESCO hat vier Gebiete Ecuadors zu Biosphärenreservaten erklärt:
- die Galápagos-Inseln, im Pazifischen Ozean ca. 65.000 ha
- den Nationalpark Yasuní im östlichen Oriente, ca. 980.000 ha
- Sumaco, im westlichen Oriente nördlich von Tena, ca. 205.000 ha
- Podocarpus-El Condor, südlich von Loja
Nationalparks
In Ecuador gibt es zwölf Nationalparks[8], die drei Biosphärenreservate und folgende neun:
- Nationalpark El-Condor
- Nationalpark Cajas westlich von Cuenca
- Nationalpark Cotopaxi-El Boliche in der Provinz Cotopaxi östlich von Machachi
- Naturreservat Cuyabeno in Sucumbíos östlich von Nueva Loja
- Nationalpark Ilinizas in Cotopaxi westlich von Machachi
- Nationalpark Llanganates zwischen Ambato und Tena
- Nationalpark Machalilla in Manabí bei Puerto López
- Nationalpark Sangay östlich von Ríobamba
- Nationalpark Podocarpus südlich von Loja
Weitere Schutzgebiete
Küstenregion
- Reserva ecológica Cayapas - Mataje
- Reserva ecológica Mache - Chindul
- Reserva ecológica Manglares - Churute
Gebirgsregion
- Reserva ecológica de El Ángel
- Reserva ecológica Cotacachi Cayapas
- Reserva ecológica Cayambe - Coca
- Reserva ecológica Antisana
- Reserva Geobotánica Pululahua
- Reserva ecológica Mindo-Nambillo
- Refugio Silvestre Pasochoa
- Refugio del Chimborazo
- Bosque Petrificado de Puyango
Amazonasregion
- Naturreservat Cuyabeno
- Reserva Biológica Nacional de Limoncocha, in der Sucumbíos-Provinz
Kommt es zu Konflikten zwischen Naturschutz und wirtschaftlicher Nutzung, wird in Ecuador häufig letzterer der Vorrang gegeben. Momentan wird etwa eine Straße durch den Nationalpark Sangay gebaut.
Bevölkerung
Ecuador hat 2011 mehr als 15 Millionen Einwohner[2] und gehört damit zu den mittelgroßen Staaten Südamerikas. Die Bevölkerung ist weniger als ein Fünftel so groß wie die Deutschlands, halb so groß wie die Perus, gut ein Viertel so groß wie die Kolumbiens und fast doppelt so groß wie die Boliviens. Etwa 40% der Bevölkerung ist unter 15 Jahre und nur 5% über 65. Das Durchschnittsalter liegt bei 23 Jahren (in Deutschland bei 44) – in Südamerika sind nur die Bolivianer und die Paraguayer jünger. Die Lebenserwartung liegt mit 73 Jahren für Männer nur drei Jahre unter der Deutschlands. Die arbeitende Bevölkerung beträgt gut vier Millionen Menschen.
Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt 50 Einwohner pro km², damit hat Ecuador die höchste Bevölkerungsdichte Südamerikas – mehr als Kolumbien, doppelt so viel wie Peru und sechs Mal so viel wie Bolivien.[9] Allerdings macht die ungleiche Verteilung und die starke Urbanisierung diese Angabe relativ bedeutungslos: Im Oriente beträgt die Bevölkerungsdichte lediglich 4 Einwohner pro km². Das Bevölkerungswachstum ist in den letzten Jahrzehnten von etwa drei Prozent pro Jahr – einem der höchsten Werte Lateinamerikas – auf 1,5 Prozent zurückgegangen, immer noch einer der höchsten Raten Südamerikas.[9]
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird die seit den 1880er Jahren andauernde Bevölkerungswanderung von Sierra zu Costa von einem zweiten Phänomen überlagert: der Wanderung von ländlichen Gegenden in urbane Zentren. So ging der Anteil der Sierra-Provinzen an der Gesamtbevölkerung seit 1950 von 58 % auf 38 %, der Anteil Pichinchas (dessen Hauptstadt Quito ist) stieg dagegen von 12 % auf 17 %. Der Anteil der Costa-Provinzen stieg von 40 % auf 51 %, aber für den Anstieg war alleine Guayas (mit Guayaquil) verantwortlich, dessen Anteil von 18 % auf 31 % hochschnellte; die anderen Costa-Provinzen verloren relativ an Bevölkerung. Trotz der rapiden Verstädterung ist die Urbanisierung Ecuadors mit 61 % eine der niedrigsten Südamerikas, nur Paraguay und Guayana sind weniger verstädtert.[9]
Ethnische Zusammensetzung
In Ecuador leben sehr unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, aber es ist schwierig, die jeweilige Größe anzugeben. Wie in den anderen Andenstaaten ist der Anteil der indigenen (indianischen) Bevölkerung sehr hoch. Das lässt sich zum einen durch die dichte Besiedlung durch indigene Bevölkerungen unter der Herrschaft der Inka erklären. Andererseits wanderten nach Ecuador nur Spanier, aber kaum andere Europäer ein – anders als etwa in Argentinien, Uruguay, Brasilien oder Chile.
Die verwendeten Kategorien „indigene Bevölkerung“, „Mestizen“ und „europäisch-stämmige Bevölkerung“ sind kaum statistisch abgrenzbar, da die Statistiken auf die Selbsteinschätzung der Befragten beruhen. Zwischen indigener Bevölkerung und Mestizen, also Nachkommen indigener und aus Europa stammender Menschen, sind die Grenzen fließend, da kulturelle Identifikation hier vielfach eine ebenso bedeutende Rolle spielt wie tatsächliche Abstammung. Dasselbe gilt für die Abgrenzung der Mestizen von der europäisch-stämmigen Bevölkerung auf der anderen Seite.
Laut Volkszählung 2001 sind 6,83 % der Bevölkerung Indígenas (hauptsächlich Kichwa), 77,42 % Mestizen, 10,46 % europäischer Abstammung, 2,74 % Mulatten und 2,23 % Afroamerikaner.[10] Nach Angaben der Indígena-Organisation CONAIE beträgt der Anteil der Indígenas bis zu 50 %.[11] Andere schätzen den Anteil der indigenen Bevölkerung auf 40 %, den der Mestizen auf weitere 40 %, den der Menschen mit europäischer Abstammung auf 10 %–15 % und den der Afroamerikaner auf 5 %–10 %.[12]
Sprachen
Neben der Amtssprache Spanisch besitzt auch die zweite Amtssprache Kichwa (auch Quichua) mit etwa zwei Millionen Sprechern große Bedeutung, vor allem in der Sierra. Kichwa ist eine Gruppe regionaler Mundarten des Quechua, der lingua franca der Inkas, den diese nach der Eroberung der Region im 15. Jahrhundert eingeführt haben. Daneben werden in der nördlichen Costa und im Oriente auch noch einige lokale indigene Sprachen und Dialekte gesprochen. Von diesen ist das im südlichen Oriente gesprochene Shuar mit etwa 100.000 Sprechern am weitesten verbreitet. Des Weiteren werden auch einige Barbacoa-Sprachen gesprochen, doch erreicht keine weitere indigene Sprache die Zahl von 5.000 Sprechern. In Ecuador werden insgesamt 23 verschiedene Sprachen und Idiome gesprochen.
Religion
72,3 % der Bevölkerung gibt römisch-katholisch als Glaubensrichtung an. Die katholische Kirche Ecuadors gilt als eine der konservativsten Lateinamerikas. Das seit 1907 geltende Religionsgesetz hob jedoch die Vorherrschaft der katholischen Kirche als Staatskirche auf und stellte alle Religionen rechtlich gleich. Die Beziehungen zwischen der Kirche und dem Staat regelt der Modus Vivendi von 1937. Daneben gibt es auch eine protestantische Minderheit. Unter Teilen der einheimischen Urbevölkerung haben sich auch traditionelle indianische Religionen erhalten.
Soziales
Etwa zwei bis drei Millionen Ecuadorianer leben als Arbeitsmigranten im Ausland, mehr als halb so viel wie die arbeitende Bevölkerung in Ecuador zählt. Die wichtigsten Ziele sind die USA, Spanien, Italien, die Benelux-Länder, Großbritannien, Kanada, Chile und die Schweiz. In Spanien leben etwa 800.000 Ecuadorianer und in spanischen Schulen bilden Ecuadorianer noch vor Marokkanern die größte Minderheit. Im US-Bundesstaat New York bilden 600.000 Ecuadorianer die größte lateinamerikanische Bevölkerungsgruppe.[13]
Bildung
Es ist allgemein üblich, dass Kinder im entsprechenden Alter die Grundschule besuchen. Jedoch schließt sich für viele Kinder keine weitere Schulbildung an. Es gibt staatliche und private Schulen, wobei nur die privaten Schulen beim Volk anerkannt sind. In den letzten drei Schuljahren müssen sich die Schüler für einen Bildungszweig entscheiden. Die üblichen Zweige sind Mathematik, Physik, Chemie und Buchhaltung. Kinderarbeit ist verbreitet. Die Bildungsausgaben der Regierung machen nur einen geringen Teil des Bruttonationaleinkommens aus.[14] Ecuador hat zahlreiche Universitäten, jede größere Stadt hat in der Regel eine.
Gesundheit
Die Lebenserwartung in Ecuador beträgt etwa 70 Jahre.[15] Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Wasser.[16] In Ecuador gibt es 686 Malaria-Fälle pro 100.000 Einwohner.[17]
Geschichte
Das Gebiet Ecuadors war vor der Kolonialisierung zunächst von unabhängigen indigenen Kulturen besiedelt, die in Teilen untereinander kulturell integriert waren. Erst Ende des 15. Jahrhunderts eroberten die Inka das gesamte Land, wurden aber bereits Anfang des 16. Jahrhunderts wiederum von den Spaniern unterworfen. Während der Kolonialzeit nahm die Real Audiencia de Quito das heutige Gebiet Ecuadors ein. Das Land erkämpfte sich unter Simón Bolívar und Antonio José de Sucre 1821 die Unabhängigkeit von Spanien und gehörte bis 1830 zur Gran Colombia. Sein weiterer eigenständiger geschichtlicher Weg war durch hohe politische und territoriale Instabilität gekennzeichnet. Die unablässige Abfolge zahlreicher Putsche und Staatsstreiche reicht bis in die heutige Zeit. Im 19. Jahrhundert kam es immer wieder zu kürzeren Bürgerkriegsepisoden, eine Entwicklung, die nach der Mitte des Jahrhunderts durch die klerikale Diktatur des Gabriel García Moreno für einige Jahre unterbrochen werden konnte. In der Gegenreaktion gelang es Eloy Alfaro am Ende des Jahrhunderts, eine erste radikalliberale Regierung zu etablieren.
- Siehe auch: Liste der Präsidenten von Ecuador
Politik
Politisches System
Ecuador ist eine Präsidialrepublik mit repräsentativer Demokratie und Mehrparteiensystem. Der Präsident und das Parlament, die Asamblea Nacional (,Nationalversammlung‘) mit 100 Sitzen, werden am selben Tag direkt gewählt. Der Präsident ist Staatsoberhaupt und Regierungschef und damit Chef der Exekutive. Die Legislative wird von Regierung und Nationalversammlung gemeinsam ausgeübt. Die Unabhängigkeit der Judikative von den anderen beiden Bereichen der Staatsgewalt ist in der Verfassung garantiert.
Das politische System Ecuadors ist zentralisiert, da die politische Macht hauptsächlich beim Präsidenten und damit in der Hauptstadt Quito liegt, wenngleich in den vergangenen Jahren Dezentralisierungsbemühungen unternommen wurden. Das Staatswesen ist auf den Präsidenten zugeschnitten, der einen Gouverneur für jede Provinz und auf der nächsten Ebene ein „politisches Oberhaupt“ für jeden ecuadorianischen Kanton ernennt. Die Bevölkerung der Provinzen selbst wählt einen Präfekten, der in erster Linie für Infrastrukturmaßnahmen in den ländlichen Gebieten zuständig ist und dort in etwa die Funktionen eines übergeordneten Bürgermeisters hat, sowie Provinzial- und Kantonalparlamente. In Städten werden Bürgermeister gewählt. Im Zuge der Dezentralisierung sind Parroquiales (Gemeinderäte) eingeführt worden, die ebenfalls regulär gewählt werden und auf unterster Ebene in Städten und auf dem Land an politischen Entscheidungen mitwirken. Neben den Gemeinderäten gibt es Nachbarschaftsvertretungen.
Innenpolitik
In der Praxis weist die politische Machtstruktur auf nationaler Ebene deutliche Elemente einer Konkordanzdemokratie auf: Die politische Macht im Lande muss ständig zwischen den beiden bedeutenden Großregionen Costa und Sierra mit ihren Zentren Guayaquil und Quito austariert werden. Bei Präsidentschaftswahlen nominieren alle Parteien, die sich Chancen auf den Wahlsieg ausrechnen, ein Gespann aus Präsidentschafts- und Vizepräsidentschaftskandidat, von denen jeweils einer aus der einen und einer aus der anderen Großregion stammt. Der Einfluss der politischen Parteien ist jeweils ebenfalls weitgehend auf je eine Region beschränkt: Der christlich-soziale Partido Social Cristiano (PSC) und der populistische Partido Roldosista Ecuatoriano (PRE) sind die dominierenden Parteien in der Küstenregion. In der Andenregion dominierten die sozialdemokratische Izquierda Democrática (ID) und Pachakutik, die politische Bewegung der Indianerorganisation CONAIE. Nach den Wahlen von 2006 bildeten zwei erst 2002 gegründete Parteien, der PRIAN des schwerreichen Unternehmers Álvaro Noboa und der Partido Sociedad Patriótica des 2005 entmachteten Präsidenten Lucio Gutiérrez die stärksten politischen Blöcke im Nationalkongress.
Die genannten „klassischen“ Parteien (PSC, PRE, ID) sind, ebenso wie die beiden aufstrebenden, stark auf einzelne Personen, nämlich die Ex-Präsidenten León Febres Cordero, Abdalá Bucaram und Rodrigo Borja bzw. Noboa und Gutiérrez, zentriert. Borja allerdings zog sich 2005 offiziell aus der nationalen Politik zurück, Febres Cordero verzichtete Anfang 2007 aus Gesundheitsgründen auf sein Parlamentsmandat. Ein Sonderfall im ecuadorianischen Parteiengefüge ist Pachakutik, das vor allem in den ländlich geprägten Provinzen mit hohem Anteil indigener Bevölkerung gewählt wird und bestrebt ist, im Sinne der Organisation indigener Dorfgemeinschaften das Macht- und Entscheidungsvolumen einzelner Personen zugunsten der Allgemeinheit in der Partei zu beschneiden. Neben den genannten Parteien gibt es eine Vielzahl weiterer politischer Vereinigungen sowie die erst 2006 gebildete Bewegung des heutigen Präsidenten, Rafael Correa, Movimiento PAÍS.
Das politische Leben auf nationaler Ebene ist von starker Instabilität geprägt, im Nationalkongress bilden sich selten stabile Koalitionen, Gesetze werden vielfach nach ausgiebigen Verhandlungen zwischen einzelnen Regierungs- und Oppositionsparteien verabschiedet. Die Parteien und Parlamente genießen in Ecuador aufgrund der häufig notwendigen Zugeständnisse und ständigen Verhandlungen zwischen den Parteien und einzelnen Abgeordneten ein relativ geringes Ansehen, da es häufig zu „Paketlösungen“ unter Verdacht individueller Bereicherung und zu öffentlichen Diffamierungen kommt.
Das Wahlrecht hat zudem zuletzt dazu geführt, dass Ex-Präsident Lucio Gutiérrez für eine Partei ins Amt gewählt wurde, die neu gegründet war und weder Erfahrung in der Parlamentsarbeit noch eine bedeutende Repräsentanz im Parlament hatte, was das politische Leben zusätzlich destabilisierte und letztlich zu Gutiérrez’ Sturz beitrug. Auch sein Nachfolger, der ehemalige Vizepräsident Alfredo Palacio hatte keine gefestigte eigene Parlamentsmehrheit. Dessen Nachfolger, der im November 2006 gewählte Präsident Rafael Correa gewann gar die Wahlen, ohne dass ihn seine politische Bewegung PAÍS Kandidaten bei den Parlamentswahlen aufgestellt hatte.
Das ecuadorianische Militär hat ebenfalls einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Politik, zum einen durch die Präsenz ehemaliger Militärs in Führungspositionen, zum anderen dadurch, dass es dem regierenden Präsidenten bei Protesten und Aufständen die Unterstützung entziehen kann, wie es in den Fällen der gestürzten Jamil Mahuad (2000) und Lucio Gutiérrez (2005) geschehen ist.
Verfassung
Am 15. April 2007 entschieden die ecuadorianischen Wähler in einer Volksabstimmung mit 81,7 % der Stimmen, dass eine neue Verfassunggebende Versammlung einberufen werden solle.[18] Bei den am 30. September 2007 stattgefundenen Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung wurde erstmals in der Geschichte des Landes ein Quotengesetz angewandt, wonach sich männliche und weibliche Kandidaten auf den Listenplätzen stets abwechseln müssen.[19] Nach dem offiziellen Endergebnis erhielt PAÍS, die Liste von Präsident Correa, die überragende Mehrheit von 80 der 130 Sitze, die nächstgrößeren Parteien waren PSP (19), PRIAN (8) und PSC (5).[20] Die Verfassunggebende Versammlung Ecuadors 2007/08 nahm am 30. November 2007 ihre Arbeit auf und erklärte am ersten Sitzungstag eine unbefristete Sitzungspause für den Nationalkongress.[21] Im Juli 2008 wurde der erarbeitete Text mit 94 : 36 Stimmen von der verfassunggebenden Versammlung und am 28. September 2008 in einer Volksabstimmung von etwa 63% der Wähler angenommen.[22] Am 20. Oktober 2008 trat die neue Verfassung in Kraft. Es ist bereits die 20. in der 178-jährigen Geschichte des Landes.
Die neue Verfassung beinhaltet wesentliche verfassungsrechtliche Neuerungen. Sie beruft sich auf die in der indigenen Kultur begründeten Leitbilder Pachamama („Mutter Erde“) und Sumak kawsay („gutes Leben”, span. „buen vivir”).[23] Die Wirtschaftsform soll sozial und solidarisch (vorher: sozial und marktwirtschaftlich) sowie einer nachhaltigen Entwicklung verpflichtet sein. Die neue Verfassung schreibt soziale Grundrechte auf Ernährung, Gesundheit und Bildung sowie eine staatliche Souveränität über „strategische Ressourcen“ fest. Neben der traditionellen Gewaltenteilung sieht sie Bürgerräte als „Vierte Gewalt“ im Staate vor. Als verfassungsgeschichtliches Novum wird die Natur als Rechtssubjekt definiert.[24] Außerdem werden indigene Kulturen stärker anerkannt und das Prinzip der Geschlechtergerechtigkeit wird ausgedehnt.[25]
Die letzten Präsidentschafts-, Parlaments- und Regionalwahlen, die ersten auf Grundlage der neuen Verfassung, fanden im April und Juni 2009 statt. Bei den Präsidentschaftswahlen am 26. April 2009 wurde Rafael Correa mit 51,99% der Stimmen im ersten Wahlgang im Amt bestätigt. Seine Partei Movimiento PAÍS verfehlte zwar mit 59 der 124 Sitze die absolute Mehrheit im nun Nationalversammlung genannten Parlament, das am 31. Juli 2009 eine neue Legislaturperiode begann. In Koalition mit anderen Parteien kann sich die Regierung Correa dennoch auf eine solide Mehrheit stützen. Zweitstärkste Partei wurde der PSP (Gutiérrez) mit 19 Sitzen, vor einer Allianz von PSC und der neuen Partei Madera de Guerrero aus der Küstenregion (11 Sitze) und PRIAN (7 Sitze).[26]
Verwaltung
Verwaltungsgliederung
Zur Verwaltung des Staates gibt es eine Aufteilung in
- Provinzen (provincias),
- Kantone (cantones) und
- Parroquia (parroquias), Verwaltungseinheiten unterhalb eines Kantons.
Die 24 Provinzen, ihre Größe und die entsprechenden Provinzhauptstädte sind (von Ost nach West):
Amazonien (Oriente)
- Morona Santiago (15) (25.690 km², 146.500 Einwohner, Hauptstadt: Macas),
- Napo (16) (13.271 km², 107.000 Einwohner, Hauptstadt: Tena),
- Orellana (17) (20.733 km², 130.000 Einwohner, Hauptstadt: Puerto Francisco de Orellana)
- Pastaza (18) (29.520 km², 86.000 Einwohner, Hauptstadt: Puyo),
- Sucumbíos (22) (18.612 km², 186.000 Einwohner, Hauptstadt: Nueva Loja),
- Zamora-Chinchipe (24) (10.556 km², 92.0001 Einwohner, Hauptstadt: Zamora).
Andenhochland (Sierra)
- Azuay (1) (8.639 km², 720.000 Einwohner, Hauptstadt: Cuenca),
- Bolívar (2) (3.254 km², 186.000 Einwohner, Hauptstadt: Guaranda),
- Cañar (3) (3.142 km², 235.000 Einwohner, Hauptstadt: Azogues),
- Carchi (4) (3.908 km², 174.000 Einwohner, Hauptstadt: Tulcán),
- Cotopaxi (6) (6.569 km², 426.000 Einwohner, Hauptstadt: Latacunga),
- Chimborazo (5) (5.287 km², 464.000 Einwohner, Hauptstadt: Riobamba),
- Imbabura (11) (4.599 km², 423.000 Einwohner, Hauptstadt: Ibarra),
- Loja (12) (11.027 km², 448.000 Einwohner, Hauptstadt: Loja),
- Pichincha (19) (9.494 km², 2,570 Millionen Einwohner, Hauptstadt: Quito),
- Santo Domingo de los Tsáchilas (21) (3.857 km², 323.000 Einwohner, Hauptstadt: Santo Domingo de los Colorados)
- Tungurahua (23) (3.334 km², 532.000 Einwohner, Hauptstadt: Ambato),
Küste (Costa)
- El Oro (7) (5.988 km², 677.000 Einwohner, Hauptstadt: Machala),
- Esmeraldas (8) (15.216 km², 469.000 Einwohner, Hauptstadt: Esmeraldas),
- Guayas (10) (17.139 km², 3,870 Millionen Einwohner, Hauptstadt: Guayaquil),
- Los Ríos (13) (6.254 km², 797.000 Einwohner, Hauptstadt: Babahoyo),
- Manabí (14) (18.400 km², 1,400 Millionen Einwohner, Hauptstadt: Portoviejo),
- Santa Elena (20) (3.763 km², 240.000 Einwohner, Hauptstadt: Santa Elena)
Insulare Region
- Galápagos (9) (8.010 km², 25.000 Einwohner, Hauptstadt: Puerto Baquerizo Moreno)
Die Provinzen Santo Domingo de los Tsáchilas und Santa Elena wurden erst im Oktober und November 2007 eingerichtet.
Städte
Die beiden mit Abstand größten Agglomerationen in Ecuador sind Guayaquil mit einer Einwohnerzahl von 3,3 Millionen und die Hauptstadt Quito mit einer Bevölkerung von 1,9 Millionen.[27] Damit konzentrieren sich 43 Prozent der Menschen des Landes in beiden Städten. Guayaquil ist das traditionelle Wirtschaftszentrum des Landes und besitzt den größten Hafen Ecuadors. Santo Domingo ist die am schnellsten wachsende Stadt des Landes. Mehr als 60 % aller Ecuadorianer leben in den 15 größten Städten des Landes.
Wirtschaft
Ecuador ist nach BIP pro Einwohner nach Kaufkraftparität das zweitärmste Land Südamerikas. Es beträgt 4500 US-Dollar, das von Bolivien 3000 $, das der Nachbarn Peru und Kolumbien 6000 $ und 8000 $. Zum Vergleich: das BIP pro Einwohner nach Kaufkraftparität von Deutschland beträgt 32.000 $. Die Wirtschaft des Landes ist stark von der Erdölproduktion abhängig, die fast 60 % der Exporte erwirtschaftet. Seit dem Jahr 2000 hat Ecuador keine eigene Währung mehr, sondern der US-Dollar ist offizielles Zahlungsmittel. Eine weitere Besonderheit der Volkswirtschaft des Andenstaates sind seine zahlreichen Arbeitsemigranten. Etwa ein Fünftel der Ecuadorianer leben im Ausland, vor allem in den USA und Spanien.
Soziale Lage
Ecuador ist gemessen am BIP pro Kopf nach Kaufkraftparitäten das zweitärmste Land Südamerikas. Wie in den meisten lateinamerikanischen Ländern ist die wirtschaftliche Ungleichheit sehr groß: Während die oberen 20 % etwa 58 % des Nationaleinkommens erzielen, bleiben für die untersten 40 % lediglich 11 %.[28]
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation liegt die Lebenserwartung für Männer mit 70 Jahren im südamerikanischen Mittelfeld (Schlusslicht ist Bolivien mit 63 Jahren, Spitzenreiter Chile mit 74). Ähnliches trifft auf die Säuglingssterblichkeit (unter 1) und die Kindersterblichkeit (unter 5) mit 23 pro Tausend bzw. 25 pro Tausend zu – allerdings ist hier der Abstand sowohl zu Bolivien (52/65) und Chile (8/10) größer. 15 % der Bevölkerung leben von weniger als einem Dollar am Tag – nach Bolivien und Paraguay der höchste Wert auf dem Subkontinent. Dagegen wird Ecuador beim Zugang zu sauberem Trinkwasser (89 % in ländlichen Gegenden) und Sanitätseinrichtungen (82 %) nur von Uruguay übertroffen. Eine mögliche Erklärung ist die hohe Bevölkerungsdichte bei gleichzeitig geringer Urbanisierung, die eine Erschließung gleichzeitig dringlicher und günstiger machen (siehe Geographie Ecuadors).
Mit 5,5 % Gesundheitsausgaben am BIP liegt Ecuador im unteren Mittelfeld: Schlusslicht Peru gibt 4,1 % aus, Argentinien 9,6 % – aber Chile auch nur 6,1 %. Mit 12 Toten im Jahr pro 100.000 Menschen spielt HIV/Aids in Ecuador wie in den meisten Ländern Südamerikas keine große Rolle – traurige Ausnahmen sind hier Guyana und Surinam mit mehr als 150 Toten pro 100.000. In einigen Staaten Sub-Sahara Afrikas liegt diese Zahl im vierstelligen Bereich (in Deutschland sind es „unter 10“). Erstaunlicherweise hat Ecuador nach WHO-Angaben nach Chile mit 5,6 % die zweitniedrigste Rate an Schwangerschaften von Minderjährigen – was aber auch an veralteten Daten liegen kann. Das Nachbarland Kolumbien ist hier mit 9,2 % führend. Die wirtschaftliche Unterentwicklung lässt sich auch daran ablesen, dass nur 4,2 % der Ecuadorianer das Internet benutzen (nur in Paraguay und Bolivien sind es weniger) und dass es lediglich 11 Festnetz-Telefonanschlüsse pro 100 Einwohner gibt – weniger als halb so viele wie in Chile, Argentinien oder Brasilien (obwohl hier wieder die hohe Bevölkerungsdichte helfen sollte).[29] Am 15. Dezember 2008 kam das Land in einen Zahlungsverzug bei der Begleichung von Auslandskrediten, indem es Zinsen für eine im Jahr 2000 ausgegebene und bis 2012 laufende Anleihe nicht bezahlte. Präsident Correa begründete diesen Schritt damit, dass die von früheren Regierungen aufgenommenen Kredite „illegitim und die Gläubiger ... unmoralisch“ seien.[30]
Wirtschaftsdaten
Wirtschaftsdaten Ecuadors 1980–2007[31]
Jahre 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 Wachstum des BIP p.c. 1,0 0,6 -5,5 1,5 1,8 0,6 -8,5 8,1 -2,1 0,7 2,8 1,3 -0,2 2,5 -0,4 0,3 2,1 0,1 -8,2 0,9 9,2 0,1 2,2 6,5 3,3 3,0 1,8 Inflation
(Konsumerpreise)13 16 16 48 31 28 23 30 58 76 49 49 54 45 27 23 24 31 36 52 96 18 13 8 3 2 3 3 Leistungsbilanz
in % des BIP-4 -7 -8 -1 -2 1 -5 -10 -5 -6 -4 -6 -2 -4 -4 -4 -1 -3 -9 5 5 -3 -5 -1 -1 0 4 4 An den historischen Wirtschaftsdaten sind die schwersten Wirtschaftskrisen der jüngeren Geschichte gut abzulesen. 1983 sorgte die Schuldenkrise in Lateinamerika für negatives Wachstum, 1986–87 der Zusammenbruch des OPEC-Kartells und der darauf folgende Sturz des Öl-Preises. 1999–2000 folgte eine schwere Banken- und Währungskrise. Eine Folge der permanenten Wirtschaftskrisen ist, dass im Jahre 2000 das Pro-Kopf-Einkommen unter dem Niveau von 1980 lag. Der Anteil Ecuadors an der Weltwirtschaftsleistung ist seit 1980 von 1,1 ‰ auf 0,9 ‰ gefallen.[32] Weiterhin auffallend sind die hohen Inflationsraten, besonders zwischen Schuldenkrise und Dollarisierung. Die einzigen Jahre mit deutlich positiver Leistungsbilanz sind die Krisenjahre 1999–2000, als der Sucre massiv abgewertet wurde, sowie die letzten beiden Jahre mit ihren hohen Ölpreisen und der Fertigstellung einer zweiten transandinen Pipeline.
Geldpolitik und Dollarisierung
Am 9. Januar 2000 kündigte Präsident Jamil Mahuad an, die Ecuadorianische Währung Sucre abzuschaffen und den US-Dollar als offizielles Zahlungsmittel des Landes einzuführen. 22 Tage später wurde er auf Druck von Militärs und Indigenenverbänden wie der CONAIE, nicht zuletzt aufgrund dieser Entscheidung gestürzt und durch seinen Vize Gustavo Noboa ersetzt. Die Entscheidung zur „Dollarisierung“ Ecuadors wurde jedoch beibehalten.
Dollarisierung – die Übernahme einer fremden Währung als offizielles Zahlungsmittel – bedeutet das Ende jeglicher Geldpolitik, das heißt das Geldangebot und damit das Zinsniveau kann nicht mehr von der Politik bzw. der Nationalbank gesteuert werden. Als einzige makroökonomische Politik bleibt Fiskalpolitik. Außerdem verliert das Land die Seigniorage aus der Ausgabe von Bargeld. Des Weiteren fällt eine Abwertung als mögliche Reaktion auf exogene Schocks weg. Im Gegenzug erhält das Land eine stabile Währung und der Schwarzmarkt mit Parallelwechselkursen für die heimische Währung wird eliminiert.
Nach mehreren wirtschaftlichen Schocks (Krieg mit Peru 1995, El Niño 1997, Russland- und Asienkrise 1997/98) sowie einem historischen Tiefstand des Öl-Preises beliefen sich die Auslandsschulden des Landes 1998 auf 13 Mrd. Dollar. 1998 entwickelte sich in Ecuador eine Banken- und Währungskrise. Mehrere Banken gingen bankrott, die Zentralbank erhöhte die Geldmenge, um das Bankensystem zu stützen, worauf der Sucre stark abwertete. Durch Devisenmarktinterventionen – die die Abwertung nur wenig bremsen konnten – verlor die Zentralbank zusehends ihre Devisenreserven. Für zwei Jahre versank Ecuador in ökonomischem Chaos. Die Inflation betrug 1999 mehr als 60 % und 2000 beinahe 100 %. Der Sucre wertete weiter ab – 30 % 1998 und nochmals 67 % im Jahr darauf. Der ecuadorianische Staat verlor Zugang zum internationalen Kreditmarkt und im Inland wurden die Bankkonten eingefroren, um das Bankensystem zu stützen. Die Zentralbank hatte die Kontrolle über alle geldpolitischen Größen verloren – Inflation, Wechselkurs und Geldmenge. Angeblich emigrierten allein zwischen 1998 und 2000 etwa 200.000 Ecuadorianer. The Economist bezeichnete das Land im Jahr 2000 als das „instabilste Lateinamerikas“. De facto war der US-Dollar längst wichtigstes Zahlungsmittel geworden.[33]
Die relevanten internationalen Organisationen, Internationaler Währungsfonds, Interamerikanische Entwicklungsbank und Weltbank, befürworteten die Dollarisierung. Seit der Dollarisierung hat sich die Inflation deutlich stabilisiert (5,7 % 2002–06 und 2,6 % im Juli 2007) und das Bankensystem hat sich erholt. Grund für letzteres ist aber nicht zuletzt eine moderat wachsende Wirtschaft aufgrund des hohen Ölpreises und höhere Überweisungen von im Ausland lebenden Ecuadorianern, die inzwischen nach Öl die wichtigste Devisenquelle des Landes sind.[34] Der reale Wechselkurs stieg durch die höhere Inflation als in den USA in den letzten Jahren wieder auf das Niveau der 1990er Jahre, nachdem er 1998–2000 stark abgewertet worden war. Allerdings scheint die Inflation langsam auf internationales Niveau zu konvergieren.
Arbeitsmarkt
Etwa zwei bis drei Millionen Ecuadorianer leben als Arbeitsmigranten im Ausland, mehr als halb so viel wie die arbeitende Bevölkerung in Ecuador zählt. Die wichtigsten Ziele sind die USA, Spanien, Italien, die Benelux-Länder, Großbritannien, Kanada, Chile und die Schweiz. In Spanien leben etwa 800.000 Ecuadorianer und in spanischen Schulen bilden Ecuadorianer noch vor Marokkanern die größte Minderheit. Im US-Bundesstaat New York bilden 600.000 Ecuadorianer die größte lateinamerikanische Bevölkerungsgruppe.[13]
Mikrounternehmen
Einer umfangreichen Studie von USAid[35] zufolge gibt es in Ecuador etwa 700.000 Mikrounternehmen, in denen mehr als eine Million Menschen arbeiten (andere Schätzungen betragen 950.000 bis 1,7 Millionen Menschen). Mehr als ein Drittel aller urbanen Unter- und Mittelschichtsfamilien führt ein Mikrounternehmen. Insgesamt erwirtschaftet der Sektor mehr als ein Viertel des BIP Ecuadors. Nur ein Viertel der Unternehmen sind registriert (besitzen ein RUC) und nur 15 % sind im Sozialversicherungssystem eingeschrieben. Frauen sind in diesem informellen Sektor deutlich überrepräsentiert. 55 % der Mikrounternehmen sind im Bereich Handel tätig, 26 % in Dienstleistungen und 19 % in der Produktion. Die Hälfte aller Händler verkauft Lebensmittel und Getränke. Weibliche Mikrounternehmer im Bereich Dienstleistungen haben insbesondere Restaurants (68 %) oder Friseursalone (17 %), Männer betreiben Bus- oder Taxiunternehmen (35 %), Kfz-Werkstätten (17 %) oder Restaurants (17 %). Frauen im Bereich Produktion stellen meist Textilien her (52 %), Männer Möbel (24 %).
Anders als in zahlreichen anderen Ländern verkaufen Ecuadors Mikrounternehmer fast ausschließlich an Endkunden, und lediglich 0,2 % der Mikrounternehmen produzieren für den Export. Das impliziert eine wenig elastische Nachfrage und schnelle Marktsättigung.
Erdölsektor
1967 wurde von einem US-amerikanischen Konsortium im Oriente Erdöl gefunden. Seitdem fünf Jahre später eine Pipeline zum Pazifik fertig gestellt wurde, ist Ecuador ein wichtiger Erdölproduzent. Ecuador produziert 509.000 Fass Erdöl am Tag (25 Millionen Tonnen pro Jahr). Damit produziert es etwa 0,6 % der Weltproduktion und liegt weltweit an 30. und in Südamerika nach Venezuela, Brasilien und Argentinien an vierter Stelle. Ecuador verbraucht etwa 160.000 Fass am Tag und exportiert damit fast 70 % seiner Produktion. Die gesicherten Reserven betragen 4,5 Milliarden Fass, die theoretische Förderreichweite damit etwa 25 Jahre. Gemessen an den Reserven belegt Ecuador den 25. Platz weltweit und den dritten in Südamerika (noch vor Argentinien).[36] Ecuador ist Mitglied der Organisation erdölexportierender Länder.
Siehe auch: Erdöl/Tabellen und Grafiken
Das Erdöl wird über zwei Pipelinesysteme zum Pazifik transportiert, die insgesamt 3346 Km lang sind. Die erste Pipeline (Sistema de Oleoductos Trans-ecuatoriano de Petroecuador, SOTE) wurde 1972 eingeweiht und endet am Erdölhafen Puerto Balao bei Esmeraldas. Sie verläuft von Nueva Loja über den Paso de Papallacta vorbei an Quito nach Esmeraldas und hat eine Kapazität von 400.000 bpd. 1987 war die Pipeline wegen eines Erdbebenschadens mehr als sechs Monate außer Betrieb. Die zweite wichtige Pipeline Oleoducto de Crudos Pesados (OCP) wurde 2003 eingeweiht. Das OCP wurde von der WestLB mitfinanziert und steht in der Kritik von Umweltschützern. Es verläuft ebenfalls von Nueva Loja nach Esmeraldas, allerdings nicht die gesamte Zeit parallel zur SOTE. Die Kapazität des OCP beträgt 450.000 bpd, die Gesamtlänge beträgt 503 km.[37] Außerdem wird in kleinerem Umfang das Oleoducto Transandino de Colombia (oder TransAndino) genutzt, das das Öl über Tumaco an den Pazifik bringt.
Im Mai 2006 kündigte die ecuadorianische Regierung einseitig die Förderverträge mit dem US-amerikanischen Unternehmen Occidental Petroleum, das den größten Förderanteil an den nationalen Vorkommen hatte und darüber hinaus der größte Auslandsinvestor in Ecuador war. Die Felder werden der staatlichen Extraktionsfirma Petroecuador überstellt.
Die Erdölförderung in Ecuador führt aber auch zu immer größeren Umweltbelastungen durch aus defekten Pipelines und anderen Leitungen austretendes Erdöl. Auch wird im Zusammenhang mit der Erdölförderung über zahlreiche Menschenrechtsverletzungen an den Ureinwohnern berichtet. Im Jahr 2005 wurden geheime Verträge der meisten Ölfirmen mit der ecuadorianischen Armee bekannt, in denen diese sich zu einer Schutzfunktion für die privaten Unternehmen verpflichtet haben und dazu, indigene Amazonas-Bewohner im Umkreis der Förderanlagen festzunehmen.[38]
Neuerdings werden Modellvorschläge diskutiert, die großen Erdölvorkommen unter dem artenreichen Regenwald des Yasuní-Nationalparks – ca. 900 Millionen Barrel Öl – gegen eine Ausgleichszahlung von Seiten der Staatengemeinschaft in Höhe der Hälfte der zu erwartenden Einnahmen – ca. 3,5 Mrd. US-Dollar – im Boden zu belassen, damit Flora wie Fauna unversehrt bleiben können.[39] Das Geld, verwaltet von einem Treuhandfonds, soll in Klimaschutz und erneuerbare Energien investiert werden.
Blumenproduktion
Seit Ende der 1980er Jahre werden in Ecuador in großem Stil Schnittblumen für den Export angebaut. Heute ist Ecuador nach den Niederlanden, Kolumbien und Kenia weltweit der viertgrößte Exporteur. Nach Erdöl, Bananen, Fischereiprodukten, Metallwaren und Garnelen sind Blumen Ecuadors sechstwichtigstes Exportgut. Seit Ende der 1960er Jahre in Kolumbien eine Blumenindustrie entstand, ist der Weltmarkt für Blumen heute weitgehend globalisiert. Mehr als 60 Länder exportieren Schnittblumen.[40] Nachdem 2002 der Exportanteil von Schnittblumen bereits 6 % betragen hatte und Blumen nach Öl und Bananen auf Platz drei der Exporte standen, ist er heute wieder auf 3 % gesunken. 2006 wurden 114.000 Tonnen Blumen für 400 Mio. Dollar exportiert. Den mit Abstand wichtigsten Produktionsanteil haben Rosen, die etwa drei Viertel aller Exporte ausmachen. 70 % aller Exporte gehen in die USA – dort kommen 70 % aller Schnittblumen aus Südamerika, davon fast die Hälfte aus Ecuador, der Rest fast ausschließlich aus Kolumbien. Auch für Russland, wo vor allem die außergewöhnlich langstieligen Rosen sehr geschätzt sind, Japan und zahlreiche Länder im nahen Osten ist Ecuador der wichtigste Blumenlieferant, nicht aber für Europa. Der Export erfolgt ausschließlich per Flugzeug über den Flughafen Quito.
Die Blumenproduktion in Ecuador basiert auf den günstigen Produktionsfaktoren Land, Wasser und Arbeit, vor allem aber auf der für den Blumenanbau perfekten Kombination der Äquatorsonne und dem besonderen Klima des Andenhochlandes, sowie der vielfältigen Topographie, die perfekt abgestimmte Bedingungen für jede Blumensorte erlauben. Hauptanbaugebiete sind dort der Norden der Provinz Pichincha um die Stadt Cayambe sowie die Provinzen Cotopaxi, Tungurahua und Chimborazo. Die Produktion ist sehr arbeits-, kapital- und technologieintensiv. Die Blumen werden in Folien-Gewächshäusern mit zum Teil aufwändigen Bewässerungsanlagen und viel Einsatz von Pestiziden, Kunstdüngern und Fungiziden produziert. Pro Hektar Anbaufläche werden etwa 10 Arbeitskräfte benötigt. Angebaut werden die Blumen von etwa 400 ecuadorianischen hacendados oder internationalen Firmen, viele davon aus Kolumbien. Eine typische Plantage hat etwa 25—50 ha und 250–500 Arbeitskräfte.
Die Arbeitsbedingungen in einem Teil der Plantagen sind noch immer schlecht, die Belastung mit Chemikalien extrem hoch und die Arbeitszeiten lang und flexibel. Gewerkschaften werden nicht zugelassen. Die Bezahlung nach einem Akkord-System sorgt für extrem unsolidarische Arbeitsbedingungen.[41] Kinderarbeit ist dagegen kaum vorzufinden.
Außenhandel
Der Export Ecuadors basiert vor allem auf Erdöl. Im Jahre 2006 wurden Waren im Wert von insgesamt 12,7 Mrd. US$ (FOB) exportiert. Davon waren 6,6 Mrd. $ Rohöl, 1,2 Mrd. $ Bananen, 0,7 Mrd. $ Fischereiprodukte, 0,6 Mrd. $ Erdölderivate, 0,6 Mrd. $ Shrimps, 0,6 Mrd. $ Metalle und Maschinen, 0,4 Mrd. $ Schnittblumen, 0,2 Mrd. $ Kakao und 0,1 Mrd. $ Kaffee.[42] Der Erdölsektor macht damit 59 % aller Exporte aus. Von den traditionellen Exporten, Bananen, Kakao und Kaffee, spielen nur noch die ersten eine wichtige Rolle. Nicht-traditionelle Exporte wie Metallwaren, Shrimps und Schnittblumen sind zwar seit den 1980er Jahren stark angewachsen, jedoch gegenüber den Erdöleinnahmen immer noch weitgehend bedeutungslos. Die wichtigsten Märkte sind die USA (54 %), Peru (9 %), Kolumbien (5 %) und Chile (4 %).[43]
Da Ecuador keine ausreichenden Raffineriekapazitäten besitzt, muss es Erdölderivate wie Benzin und Diesel einführen. Diese machten 2006 fast ein Fünftel aller Importe aus. Die wichtigsten Lieferanten sind die USA (25 %), Kolumbien (15 %), Venezuela (8 %) und Brasilien (7 %).[43]
Ecuador erlebte zwischen 1989 und 1994 eine Periode radikaler Handelsliberalisierung. Unter Präsident Rodrigo Borja wurde der durchschnittliche Zollsatz von über 40 % auf unter 12 % gesenkt. Der maximale Zollsatz fiel von 290 % auf 20 % (nur Autos, insbesondere Gebrauchtwagen, wurden höher verzollt). Des Weiteren wurden zahlreiche nicht-tarifäre Handelshemmnisse beseitigt, der Sucre drastisch abgewertet und ausländische Direktinvestitionen erleichtert. Unter Borjas Nachfolger Sixto Durán Ballén trat Ecuador in den Andenpakt und die WTO ein.
Ecuador ist Mitglied der International Cocoa Organization.
Tourismus
In den letzten Jahren hat sich auch der Tourismus zu einem wichtigen Wirtschaftszweig entwickelt, auch weil Ecuador als eines der Länder mit der höchsten Biodiversität der Welt gilt. Ecuador bietet darüber hinaus eine Vielfalt an Landschaften, die ihresgleichen suchen. Genannt seien die Galápagos-Inseln, die Straße der Vulkane und der tropische Bergwald am Osthang der Anden. Darüber hinaus wurde das koloniale Zentrum der Hauptstadt Quito als erster Ort überhaupt in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.
Staatshaushalt
Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von 17,9 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von 15,68 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 4,0 % des BIP.[44]
Die Staatsverschuldung betrug 2009 18 Mrd. US-Dollar oder 32,3 % des BIP.[44]2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:
Infrastruktur
Lange Zeit waren die beiden wichtigsten Landesteile Costa und Sierra aufgrund ihrer schwierigen Topographie und der sehr schlechten Infrastruktur weitgehend voneinander isoliert. Selbst innerhalb der Sierra waren Handel und Kommunikation zwischen den verschiedenen Talkesseln mit großen Schwierigkeiten verbunden. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Guayaquil mit Mais und Kartoffeln aus Peru und Kolumbien versorgt, und Importwaren für Quito wurden per Träger und Maultier angeliefert. Noch 1920 dauerte die 220 km lange Reise von Quito bis zur Grenzstadt Tulcán (an der kolumbianischen Grenze) fünf Tage, das entspricht durchschnittlich 2,2 km/h. Erst 1908 wurde während der Amtszeit des Präsidenten Eloy Alfaro die erste Eisenbahn zwischen den beiden Zentren fertiggestellt. Während die Eisenbahntrassen von San Lorenzo im Norden bis Loja im Süden und die Stichstrecke nach Guayaquil bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts fertig gestellt wurden, gab und gibt es bis heute keine Schienenverbindung nach Peru, nach Kolumbien oder in den Oriente. Heute sind vom gesamten 965 km langen Streckennetz nur einige Abschnitte für Touristen in Betrieb, die restlichen Gleisanlagen können wegen ihres schlechten Zustands nicht mehr benutzt werden. Wie in Südamerika üblich, wird der Personenfernverkehr weitgehend durch Busse abgewickelt. Das gesamte Bahnnetz wird jedoch seit 2007 wieder Stück für Stück hergestellt.
- Siehe auch: Ecuadorianische Eisenbahn
Das Straßensystem in seiner heutigen Form wurde erst ab den 1960er Jahren errichtet. Die wichtigsten Straßen sind Tucán–Macará (Panamericana), Riobamba–Huaquillas (Panamericana), Guayaquil–Riobamba, Quito–Santo Domingo und Guayaquil–Santo Domingo–Esmeraldas. Die alte Straße Guayaquil–Guaranda–Quito wird nur noch wenig genutzt. Insgesamt sind nur 8000 km von 43.000 km Straßen befestigt.
Es gibt zwei internationale Flughäfen in Quito und Guayaquil. Neben dem Personentransport spielt der Flughafen Quito auch für den Export von Schnittblumen eine große Rolle. Da der Flughafen inmitten der Hauptstadt liegt und nur eine extrem kurze Landebahn besitzt, wird derzeit ein neuer Flughafen außerhalb der Stadt gebaut. Im ganzen Land gibt es darüber hinaus eine Reihe von Regionalflughäfen und unzählige Landepisten. Die wichtigsten Fluggesellschaften des Landes sind TAME, AeroGal und Icaro Air.
Ecuador produziert etwa 11 Milliarden Kilowattstunden Elektrizität pro Jahr. Fast zwei Drittel davon stammen aus Wasserkraftanlagen, der Rest aus Ölkraftwerken. Das geschätzte Potential an Wasserkraft beträgt 100.000 Megawatt, genutzt werden 1720 MW.[46]
Die wichtigsten Kraftwerke sind das Werk Amaluza-Talsperre am Río Paute (Wasserkraft, 1100 MW, etwa 60 % der Stromproduktion aus Wasserkraft), Daule Peripa (Wasser, 210 MW), Zevallos (Vap/Gas, 175 MW) und Agoyán (Wasser, 156 MW).[47]
Der Erdölexport wird über zwei transandine Pipelines abgewickelt. Die Verschiffung erfolgt in der Provinz Esmeraldas im Norden. Die wichtigsten Häfen befinden sich in Guayaquil (Übersee), Manta (Fischerei) und Machala (Bananen).
Kultur
Medien
Bis zum 29. November 2007 bestand die Fernsehlandschaft Ecuadors ausnahmslos aus privaten Fernsehstationen, die auch heute noch die bei weitem bekanntesten und meistgesehenen sind. Der bekannteste nationale Fernsehsender ist Ecuavisa, das auch einen internationalen Kanal unterhält, der vor allem in Kabelnetze der USA eingespeist wird.
Am 29. November 2007 nahm Ecuador TV, der erste staatliche Fernsehsender des Landes, seinen Sendebetrieb auf.
Die größten Zeitungen des Landes sind El Universo in Guayaquil und El Comercio in Quito.
Sport
Die ecuadorianische Fußballnationalmannschaft ist der bedeutendste sportliche Vertreter Ecuadors. Sie konnte sich für die Weltmeisterschaften 2002 und 2006 qualifizieren. Im Jahr 2006 erreichte die Mannschaft das Achtelfinale.
Der bisher einzige Olympiasieger Ecuadors ist der Geher Jefferson Pérez, der bei den Olympischen Sommerspielen 1996 in Atlanta das 20-km-Gehen gewann. Der ecuadorianischen Version der TV-Sendung Unsere Besten zufolge ist Pérez nach Ex-Präsident Eloy Alfaro der „zweitbeste“ Ecuadorianer aller Zeiten.[48]
Die bekanntesten Fußballmannschaften in der Serie A des Landes sind Liga de Quito, die bisher als einziger ecuadorianischer Verein die Copa Libertadores gewinnen konnte, sowie CD El Nacional, Barcelona SC Guayaquil, CS Emelec und Deportivo Quito. Unter den bekanntesten Spielern des Landes sind Edison Méndez von Liga de Quito, Agustín Delgado von CS Emelec, der derzeit vereinslose Iván Kaviedes, Cristian Benítez von Birmingham City und Luis Antonio Valencia, der bei Manchester United spielt.
Siehe auch: Kategorie:Fußball in Ecuador
Ecuadorianische Literatur
Feiertage
Offizielle Feiertage Ecuadors Datum Spanischer Name Deutscher Name 1. Januar Año Nuevo Neujahr Februar Carnaval Karneval März-April Jueves Santo Gründonnerstag März-April Viernes Santo Karfreitag 1. Mai Día del Trabajo Tag der Arbeit 24. Mai Batalla de Pichincha Schlacht am Pichincha (1822) 24. Juli Nacimiento de Simon Bolivar Geburtstag von Simon Bolivar 25. Juli Fundación de Guayaquil Gründung Guayaquils 10. August El primer grito de la Independencia „Erster Schrei nach Unabhängigkeit“ (1808/09 in Quito) 9. Oktober Independencia de Guayaquil Unabhängigkeit Guayaquils 2. November Día de los Difuntos Allerseelen 3. November Independencia de Cuenca Unabhängigkeit von Cuenca 6. Dezember Fundación Quito (Conquista) Spanische (Neu)Gründung Quitos 25. Dezember Navidad Weihnachten 31. Dezember Año viejo (Noche Vieja) Silvester Homosexualität
Homosexualität ist seit 1997 straffrei. Zudem existiert ein Antidiskriminierungsgesetz, seit 2008 besteht auch die gesetzliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften.
Siehe auch
Portal:Ecuador – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Ecuador
Literatur
Allgemein
- Rafael Sevilla, Alberto Acosta (Hrsg.): Ecuador. Welt der Vielfalt. Horlemann, Bad Honnef 2005, ISBN 3-89502-210-1.
- Ecuador. In: Merian. Nr. 1, Jahreszeiten-Verlag, Hamburg 2008, ISBN 978-3-8342-0801-9.
- The Ecuador Reader: History, Culture, Politics (Latin America Readers) (Taschenbuch), hrg. von Carlos De La Torre, Steve Striffler und Carlos De La Torre, Duke University Press, 2009, ISBN 0-8223-4374-6.
Geographie
- Volker Feser: Ecuador. Michel Müller, Erlangen 2005, ISBN 3-89953-189-2..
- Nelson Gómez E.: Nuevo Atlas del Ecuador. Eduguias, Quito 2004, ISBN 9978-89-009-2. (spanisch).
- Karl-Dieter Hoffmann: Ecuador. In: Dieter Nohlen und Franz Nuscheler (Hrsg.): Handbuch der Dritten Welt. 2 (Südamerika), J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 1995, ISBN 3-8012-0189-9..
- Günter Schmudlach: Bergführer Ecuador: Wanderungen um Quito, Trekking-Touren, mittlere Bergtouren, Schneeberge, Kletterberge, kombinierte Touren, Dschungelberge. Panico-Alpinverlag, Köngen, Schweiz 2001, ISBN 3-926807-82-2..
- David W. Schodt: Ecuador: an Andean enigma. Westview Press, Boulder 1987, ISBN 0-8133-0230-7..
Wirtschaftsgeschichte
- David W. Schodt: Ecuador: an Andean enigma. Westview Press, Boulder 1987, ISBN 0-8133-0230-7..
Blumenindustrie
- Larry Sawers: Nontraditional or New traditional Exports: Ecuador’s Flower Boom. In: Latin American Research Review. 40, Nr. 3, Oktober 2005 (http://muse.jhu.edu/login?uri=/journals/latin_american_research_review/v040/40.3sawers.pdf).
- Tanya Korovkin: Cut-Flower Exports, Female Labor, and Community Participation in Highland Ecuador. In: Latin American Perspectives. 30, Nr. 3, Juli 2003, S. 18–42, doi:10.1177/0094582X03030004005.
- Ginger Thimpson: Behind Roses’ Beauty, Poor and Ill Workers. In: New York Times. 13. Februar 2003 (http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9D04EFDF143AF930A25751C0A9659C8B63&sec=health).
Informeller Sektor
- USAid (Hrsg.): Microempresas y Microfinanzas en Ecuador. März 2005 (164 Seiten; spanisch).
Weblinks
Wiktionary: Ecuador – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenCommons: Ecuador – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikimedia-Atlas: Ecuador – geographische und historische Karten- Links zum Thema Ecuador im Open Directory Project
- Portal der Ecuadorianische Zentrale für Tourismus
- Landeskundliche Informationsseite deutscher Entwicklungshilfe-Organisationen zu Ecuador
- Informationszentrum für Reisende
- Statistiken von Unicef zu Ecuador
- Statistische Datenbank der WHO
Zeitungen
- El Universo, auflagenstärkste Zeitung des Landes, erscheint in Guayaquil (spanisch)
- El Comercio, wichtigste Zeitung in Quito (spanisch)
- La Hora, wichtigste Regionalzeitung in allen Provinzen (spanisch)
- Diario Hoy, weitere Zeitung in Quito (spanisch), auf den Seiten finden sich die Inhalte umfangreicher Beilagen zu Geschichte, Kultur, usw.
- El Mercurio, wichtigste Tageszeitung in Cuenca (spanisch)
Politische Gliederung Südamerikas13 südamerikanische Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen:
Argentinien | Bolivien | Brasilien | Chile | Ecuador | Guyana | Kolumbien | Paraguay | Peru | Suriname | Trinidad und Tobago1 | Uruguay | VenezuelaAbhängige Gebiete
Falklandinseln | Französisch-Guayana | Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln1 Wird kulturgeographisch meist Nord- und Mittelamerika zugerechnet.
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ecuador — sustantivo masculino 1. Círculo imaginario formado por todos los puntos de la Tierra situados a la misma distancia del Polo Norte y del Polo Sur. 2. Punto medio en la duración de algo: el ecuador de un curso escolar, el ecuador de una carrera, el … Diccionario Salamanca de la Lengua Española
Ecuadōr — (s. Karte bei Artikel »Peru«), südamerikan. Republik, so genannt, weil der Äquator (span. ecuador) dieselbe durchschneidet, liegt zwischen 1°23´ nördl. und 4°45´ südl. Br. und zwischen 73°10´ und 81° westl. L., grenzt im S. an Peru, im W. an den… … Meyers Großes Konversations-Lexikon