Belschazzar

Belschazzar

Bel-šarru-usur bzw. Belšazar (auch Belsazar; spätbabylonisch Bel-šarru-us.ur) war babylonischer Kronprinz, der von 552 bis 543 v. Chr. an Stelle seines Vaters Nabonaid die Regierungsgeschäfte führte. Sein Name bedeutet: „Bel beschütze den König“.

Inhaltsverzeichnis

Historische Quellen

Zahlreiche Wirtschaftsurkunden aus Babylonien bezeugen Belsazars Regentschaft. In der Nabonid-Chronik wird unter anderem auch die Abstammung Belsazars von Nabonid bezeugt: „Der Sohn des Königs ... war im Lande Akkad (Babylonien), während sich Nabonid in Tema (in Arabien) aufhielt“. Der Abstammungsgrad - leiblicher Sohn - belegt das "Gebet des Nabonid":

„Bewahre mich, Nabonid, König von Babel, vor Sünde gegen deine große Gottheit, und verleihe mir ein langes Leben! Senke Belsazer (Bel-šarru-usur), meinem erstgeborenen leiblichen Sohn, Ehrfurcht vor deiner großen Gottheit in sein Herz. Er möge keine Sünde auf sich laden, an Lebensglück möge er sich sättigen.“

Gebet des Nabonid

Buch Daniel

Biblische Überlieferung

In der biblischen Erzählung im Alten Testament der Bibel (Das Gastmahl des Belšazar: Buch Daniel, Kapitel 5), wird Belšazar als Sohn des Nebukadnezar II. genannt, dem eine geisterhafte Schrift an der Wand seines Palastes erscheint. Belšazar lässt sofort seine Schriftgelehrten herbeirufen, die jedoch den Sinn der Worte nicht verstehen.

Daraufhin wird der Prophet Daniel herbeigeholt: Er liest Mene mene tekel u-pharsin: Gott hat dein Königtum gezählt und beendet. Du wurdest auf einer Waage gewogen und für zu leicht befunden. Dein Reich wird geteilt und den Medern und Persern gegeben. Daniel wird als Belohnung für seine Übersetzung zum dritten Mann im Land erhoben. Noch in derselben Nacht wird Belšazar getötet.

Historischer Bezug

Das Wortspiel mene mene tekel u-pharsin ist höchstwahrscheinlich ein Rebus und stellt eine Ableitung der akkadischen Worte manû šiqlu parsu dar, die als Bezeichnungen im Zusammenhang von Gewichtseinheiten benutzt wurden. Vor diesem Hintergrund ist klar, warum niemand von den Anwesenden den Sinn dieser Worte erklären konnte, obwohl die Begriffe zur Umgangssprache gehörten. Der Autor des Daniel-Buches macht hieraus ein Wortspiel in aramäischer Sprache, dessen wörtliche Übersetzung heute wie damals unklar bleibt.

Im Text stecken einige Auslegungsprobleme, die mit der dem Deutschen fremden hebräischen Ausdrucksweise zusammenhängen. Die biblische Bezeichnung Belšazar, Sohn des Nebukadnezar ist im Sinn von "Nachkomme Nebukadnezars" zu verstehen, da Nabu-na'id der Vater von Belšazar war. Im Hebräischen bezeichnet Vater bzw. Sohn nicht immer den direkten Vorfahr (siehe z.B. Sohn Davids in Bezug auf Jesus). Auch war mit dem Tod von Belšazar das babylonische Reich nicht beendet. Nabu-na'id regierte nach seiner Rückkehr noch weitere drei Jahre. Auch war Belšazar zu keinem Zeitpunkt König von Babylon, sondern übte nur das Amt des Königs im Namen seines Vaters aus. Deshalb konnte er auch nur den dritten Platz im Reich versprechen (Dan 5,16).

Es ist nicht ausgeschlossen, dass ein historischer Bezug besteht und Belšazar tatsächlich von der Marduk-Priesterschaft umgebracht wurde. Letztmalig wird er als Stellvertreter im 13. Regierungsjahr des Nabonaid genannt, den er seit dem 4. Regierungsjahr vertrat. Nach Rückkehr des Babylonierkönigs aus Tayma wurde Belšazars Name auch in anderen Dokumenten nicht mehr erwähnt.

Bearbeitungen

Rembrandts Belsazar

Der Stoff des Belsazar ist Grundlage für zahlreiche künstlerische Bearbeitungen:

„… Und sieh! und sieh! an weißer Wand, / da kam's hervor wie Menschenhand. // Und schrieb und schrieb an weißer Wand / Buchstaben von Feuer und schrieb und schwand. // … // Belsazar ward aber in selbiger Nacht / von seinen Knechten umgebracht.“

Heinrich Heine: Belsazar

Literatur

  • Josef Wiesehöfer: Das antike Persien 550 v. Chr bis 650 n. Chr. 1. Auflage. Patmos, Düsseldorf Juni 2005, ISBN 3-491-96151-3, S. 426. 
  • Albert Kirk Grayson: Assyrian and Babylonian Chronicles. Eisenbrauns, Toronto 1975, S. 104-111 (Chronik 7)
  • P.-A. Beaulieu: The reign of Nabonidus, King of Babylon. New Haven 1989.
  • Dietz-Otto Edzard: Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie (RLA) - Bd. 2 Ber - Ezur und Nachträge - , de Gruyter, Berlin 1978, ISBN 3-11-004450-1, S. 118
  • Kurt Galling: Textbuch zur Geschichte Israels. Tübingen 1968.  S. 81

Weblinks


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