Belvedere auf dem Klausberg

Belvedere auf dem Klausberg
Belvedere auf dem Klausberg

Das Belvedere auf dem Klausberg im Norden der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam, wurde 1770 bis 1772 unter Friedrich dem Großen errichtet. Nach Vollendung des Neuen Palais und der Communs 1769 plante Friedrich II. eine Verschönerung der näheren Umgebung des prächtigen Schlossensembles. Auf dem Klausberg ließ er neben dem Drachenhaus ein Belvedere errichten. Der Standort des Gebäudes, das seinem Namen nach eine "Schöne Aussicht" verspricht, war sehr gut gewählt. Auf dem Bornstedter Höhenzug, der an den nördlichen Rand des Parks Sanssouci grenzt, entstand das erste gemauerte Aussichtsgebäude der preußischen Residenzstadt und in friderizianischer Zeit das letzte Bauwerk mit Beziehung zum Park. Es ermöglichte den Ausblick auf den Park von Sanssouci, die Residenzstadt Potsdam und das reizvolle, hügel- und seenreiche Umland. Im Jahr der Fertigstellung des Neuen Palais 1769, am Westrand des Parks Sanssouci, begannen außerhalb des Parkgeländes die Arbeiten für eine gärtnerische Nutzung. Am Südhang des Klausbergs wurden Obstbäume und Weinreben gepflanzt und zur architektonischen Verschönerung mehrere Gebäude geplant, von denen lediglich das Belvedere und das zeitgleich errichtete Drachenhaus zur Ausführung kamen. Neben seiner schmückenden Funktion diente das Belvedere zu Lebzeiten Friedrichs des Großen, seinem Namen entsprechend, der schönen Aussicht auf den Park Sanssouci und das Umland.

Nachdem an der ursprünglich S-förmigen, doppelläufigen Freitreppe an der Nordseite Feuchtigkeitsschäden auftraten, wurde sie 1839 saniert und in die noch heute bestehende Hufeisenform gebracht. Der innere Bereich der Treppenwangen wurde mit Lüftungsöffnungen, Bogenfenstern und Türen versehen. Bei einer umfassenden zweiten Sanierung 1903 ließ Wilhelm II., der letzte deutsche Kaiser, in die Treppenwangen einen Anrichte- und Aufenthaltsraum für Bedienstete, sowie Sanitäranlagen einbauen, um der kaiserlichen Familie kleine gesellige Aufenthalte in dem Aussichtsgebäude zu ermöglichen.

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurde das Belvedere fast vollständig zerstört. Durch Artilleriebeschuss im April 1945 brannte es aus und konnte in den folgenden Jahrzehnten nur notdürftig gesichert werden. Die Münchner Messerschmitt Stiftung entschied 1990, den Wiederaufbau zu finanzieren. 1993 konnte die Restaurierung des Außenbaus abgeschlossen werden. Im September 2002 konnte das Belvedere auf dem Klausberg der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg übergeben werden.

Inhaltsverzeichnis

Architektur

Als Vorlage für die von Georg Christian Unger erstellten Entwürfe für das Aussichtsgebäude diente eine Zeichnung des italienischen Archäologen Francesco Bianchini aus dessen 1738 veröffentlichten Band Del Palazzo de´ Cesari. Biancini hatte den Versuch unternommen, den Kaiserpalast auf dem Palatin im antiken Rom zu rekonstruieren. Er stützte sich dabei lediglich auf Überlieferungen antiker Schriftsteller, Ruinen und die Darstellung eines tempelartigen Brunnengebäudes auf einer Münze, das sich auf dem unter Nero erbauten Marktes marcellum magnum in Rom befand. Das antike Geldstück zeigt einen von Säulen umgebenen, offenen Rundbau mit einem gewölbten Dach, an dem sich zu beiden Seiten offene Säulengänge anschließen.

Äußere Gestaltung

Belvedere auf dem Klausberg. Blick von Südwest

Wie der Brunnentempel aus der Antike erhielt auch das Belvedere einen runden Grundriss. Das geschlossene Gebäude ist im unteren Bereich auf einem umlaufenden Podest von zwanzig ionischen Säulen umgeben. Sie stützen wiederum den darüberliegenden Umlauf mit zwanzig korinthischen Säulen. Der Säulenring öffnet sich nach Westen und Osten durch balkonartige Anbauten. Das letzte Rund um das gewölbte Dach ist bestückt mit zwanzig Götterfiguren aus Sandstein, die in verschiedenen Bildhauerwerkstätten angefertigt wurden. Die Figuren verleihen dem Aussichtsgebäude noch einmal optisch an Höhe. Durch jeweils acht rundbogige Fenstertüren fällt viel Licht in die zwei übereinander liegenden Säle. Über eine doppelläufige Freitreppe in Hufeisenform ist der obere Saal zu erreichen, der untere über ein Podest zwischen den Treppenaufgängen. Die Außenfassade war mit Quader- und Glattputz, gehauenen Lorbeergirlanden und Reliefs geziert. Putten stellten mit entsprechenden Attributen Wissenschaften und Künste dar. Vom oberen Umgang führte eine Holztreppe, die ausschließlich für Wartungszwecke genutzt und 1858 durch eine aus Eisenkunstguss ersetzt wurde, hinauf zu Kuppel.

Innenraumgestaltung

Der untere Rundsaal wurde nach der Zerstörung 1945 noch nicht wiederhergestellt. Bei seiner Ausschmückung im 18. Jahrhundert erhielt er eine Wandverkleidung aus weißem schlesischen Marmor und zwischen sowie über den Fenstertüren Flächen aus rotem Jaspis. Die grauen Marmorplatten des Fußbodens wurden in der Mitte in der Form eines achtstrahligen Sterns verlegt, der von einer Kreisfläche mit trapezförmig zugeschnittenen Platten umgeben war. Diese edlen polierten Gesteine verliehen dem Saal einen besonderen Glanz. An der gewölbten Decke wurde das Sternmotiv des Fußbodens wieder aufgenommen, indem weißer Stuckmarmor in Rahmungen, die zur Mitte hin spitz zuliefen, aufgetragen wurde. Die einfache Möblierung bestand aus sechzehn geschnitzten, vergoldeten Tafelstühlen mit roten Sitzpolstern aus Leder.

Blick in den oberen Raum

Im oberen restaurierten Rundsaal ist die Wandfläche mit zartgrünem (seladon) Stuckmarmor überzogen, der je nach Lichteinfall zartblau schimmert. Vergoldete Ornamente aus Gips umrahmen die Fenstertüren. Der Parkettfußboden hat ein aus verschiedenen Hölzern gelegtes Trapezmuster erhalten. Das ehemals von Karl Christian Wilhelm Baron und Friedrich Wilhelm Bock gemalte Deckenbild, auf dem Wolken und verschiedene Vögel dargestellt waren, konnte nach einem Schwarz-Weiß-Foto ebenfalls wiederhergestellt werden. Die Gestaltung des oberen Saalen verstärkte den Eindruck, sich in luftiger Höhe aufzuhalten. Wie im unteren Saal bestand auch hier die Möblierung lediglich aus sechzehn geschnitzten, vergoldeten Tafelstühlen die, zur Wandfarbe passend, grüne Sitzpolster aus Leder hatten.

Literatur

  • Amtlicher Führer der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg: Der Klausberg. 1. Auflage, Potsdam 2003
  • Paul Sigel, Silke Dähmlow, Frank Seehausen, Lucas Elmenhorst: Architekturführer Potsdam. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-496-01325-7.

Weblinks

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