- Neues Palais
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Das Neue Palais ist ein Schloss an der Westseite des Parks Sanssouci in Potsdam. Der Bau wurde 1763 nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges unter Friedrich dem Großen begonnen und bereits 1769 fertiggestellt. Es gilt als letzte bedeutende Schlossanlage des preußischen Barocks. Friedrich plante es nicht als königliche Residenz - als solche diente es erst im Deutschen Kaiserreich (1871-1918) -, sondern als Schloss für Gäste seines Hofes. Heute beherbergt ein Teil des Gebäudekomplexes die Philosophische Fakultät sowie die Institute für Mathematik, Physik und Sport der Universität Potsdam.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines
Der Bau des Neuen Palais fällt nicht zufällig in das Jahr nach dem für Preußen günstig ausgegangenen Siebenjährigen Krieg, oder auch Dritter Schlesischer Krieg genannt. Mit dem Schlossgebäude sollte auch architektonisch die Vormachtstellung Preußens demonstriert werden. Friedrich der Große selbst konnte der Prunkanlage nicht viel Sympathie entgegenbringen und nannte sie „fanfaronnade“ (de: Prahlerei, Angeberei). Den fürstlichen Gästen standen 200 Räume, vier Festsäle und ein Rokokotheater zur Verfügung. Für gelegentliche Aufenthalte ließ sich Friedrich den südlichen Seitenflügel, die so genannte Königswohnung oder Friedrichswohnung, herrichten.
Nach dem Tod Friedrichs des Großen im Jahr 1786 wurde das Neue Palais nur noch selten bewohnt oder für größere Festlichkeiten genutzt. 1859 bezog Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere Kaiser Friedrich III., das Barockschloss mit seiner Familie. Während der nur 99 Tage dauernden Regierungszeit - vom 9. März bis 15. Juni 1888 - erhielt das Palais vorübergehend den Namen Schloss Friedrichskron. In dieser Zeit wurde ein Wassergraben zugeschüttet, der um das Palais herumführte, und einige Modernisierungsmaßnahmen ergriffen, die sein Sohn Wilhelm II. fortführte, wie die Installation einer Dampfheizung, elektrisches Licht, Badezimmer und Toiletten in den einzelnen Quartieren sowie 1903 ein Fahrstuhl im Nordtreppenhaus. Bis 1918 blieb das Palais für den letzten deutschen Kaiser und seine Gemahlin Auguste Viktoria bevorzugte Residenz.
Nach der Novemberrevolution 1918, der formellen Abdankung Wilhelms II. und dem Thronverzicht des Kronprinzen Wilhelm 1919 diente das Neue Palais als Museumsschloss. Bis zum Zweiten Weltkrieg und der danach erfolgten Plünderung durch die Sowjetarmee war das Schloss im Wesentlichen wie zu Zeiten Friedrichs des Großen im friderizianischen Rokoko ausgestattet.
Architektonische Gestaltung
Anders als das im Stil des Rokoko errichteten Schlosses Sanssouci bevorzugte Friedrich der Große in der Architektur des Neuen Palais die Formen des Barock, jedoch mit einigen Abweichungen. Der König hielt bis an sein Lebensende an diesen beiden Baustilen fest, obwohl in Europa bereits der Frühklassizismus bevorzugt wurde. Johann Gottfried Büring - der bereits das Chinesische Haus und die Bildergalerie errichtete - erhielt den Auftrag zur Planung des Gästeschlosses. Ihm zur Seite stand Heinrich Ludwig Manger. Nach Unstimmigkeiten mit dem schwierigen Bauherrn und dem anschließenden Weggang Bürings übernahm Carl von Gontard ab 1764 die Gesamtleitung. Sein Anteil am Hauptgebäude war vor allem die Anlage und Gestaltung der Innenräume, da der Außenbau weit fortgeschritten war.
Das Neue Palais ist eine Dreiflügelanlage mit einer Frontlänge von 220 Meter. Der Mittelteil des dreigeschossigen Gebäudes wird von einer mächtigen, 55 Meter hohen Kuppel bekrönt. Auf ihr tragen drei Grazien auf einem Kissen die Königskrone. Die Kuppel ist lediglich architektonische Dekoration, um die Außenwirkung des Schlosses zu steigern, es gibt keinen kuppelüberwölbten Saal unter ihr, und das Innere besteht lediglich aus dem Gebälk, das sie trägt. Goldfarbene Adler auf Laternen bekrönen kleinere Kuppeln der eingeschossigen Nebengebäude im Süden und Norden. Der überwiegende Teil der Außenwände bekam einen Anstrich, der rotes Backsteinmauerwerk vortäuscht. Da der Ziegelnachschub zeitweise ins Stocken geriet und das saubere Verfugen zu viel Zeit raubte, wurde diese täuschend echt aussehende Methode angewandt. Nur der südliche Seitenflügel, die Königswohnung, ist aus rotem Backstein gemauert. Über 400 Sandsteinfiguren schmücken das Schloss und die Nebengebäude, die von zahlreichen Bildhauern geschaffen wurden, namentlich Johann Peter Benkert, Johann Mathias Gottlieb Heymüller, den Brüdern Johann David Räntz und Johann Lorenz Räntz und einigen mehr.
Im Innern
Neben den prachtvoll ausgestatteten Fürstenwohnungen befinden sich vier Festsäle im Mittelteil des Schlosses. Der Grotten- oder Muschelsaal im Erdgeschoss bekam an den Wänden und Pfeilern einen Belag aus Muscheln, Glas und glänzenden Steinchen. Als Vorbild diente vermutlich Pöppelmanns Grottensaal von 1712/13 im Dresdner Zwinger. Im 19. Jahrhundert wurden die Wände durch Mineralien, Fossilien und Halbedelsteine bereichert. So unter anderem mit der Spitze des Kilimanscharos des um 1890 höchsten Berges Deutschlands.
Die südlich angrenzende Marmorgalerie führte zu den Gemächern des Königs. Roter Jaspis und weißer Marmor aus Carrara bestimmen das Bild in diesem langgestreckten Saal. Fenstertüren lassen viel Licht in das Innere. Drei Deckenbilder, durch eine reiche Goldornamentik verbunden, versinnbildlichen die Tageszeiten - Die Nacht, Der Morgen und Der Mittag. Es sind Werke des Malers Bernhard Rode. Die Feldereinteilung und rahmenden Stuckaturen lehnen sich in ihrer Art an die Deckengestaltung der wesentlich kleineren Galerie im Schloss Sanssouci an.
Über dem Grottensaal liegt im Obergeschoss der Marmorsaal. Der Hauptfestsaal, der sich über zwei Etagen erstreckt, ist an Wänden und Fußboden mit edlen Marmorsorten verkleidet, bzw. ausgelegt. Große Wandgemälde mit Szenen aus der antiken Mythologie und zwölf Marmorstatuen schmücken den Saal. Die Plastiken stellen acht brandenburgische Kurfürsten und vier Kaiser, Julius Caesar, Kaiser Konstantin, Karl der Große und Rudolf II. von Habsburg dar. Friedrich der Große wollte seinerzeit den Saal möglichst schnell fertigstellen lassen, weshalb der Marmorboden bei der Errichtung zu schnell hintereinander abgeschliffen wurde. Dabei drang das zum Schleifen benötigte Wasser bis in das Gebälk aus Holz ein. In der Folge fing es sehr schnell zu schimmeln an und die Feuchtigkeit zog zudem auch in die Wände. Der Saal war deshalb schon öfter einsturzgefährdet, was auch heute noch ein großes Problem im Neuen Palais darstellt. Der Marmorsaal ist deswegen für Besuchergruppen gesperrt. Das in goldfarbener Ornamentik reich eingefasste Deckengemälde von Charles Amédée Philippe van Loo, zeigt die zum gemeinsamen Mahl versammelten olympischen Götter. Es ist mit 240 m² Fläche das größte Leinwanddeckengemälde nördlich der Alpen. Die Kronleuchter lieferte die schlesische Glashütte Friedrichsgrund.
Die Obere Galerie südlich neben dem Marmorsaal ist mit sechs großen Wandgemälden italienischer Barockmalerei ausgestattet. Goldfarbene Girlanden, Rundmedaillons an und über den Türen zeigen hingegen Motive des Frühklassizismus.
Theater
Das Theater im Neuen Palais wird zu den schönsten noch erhaltenen Theaterräumen des 18. Jahrhunderts gerechnet. Es nimmt die beiden oberen Stockwerke des gesamten Südflügels ein. Die Farben rot und weiß dominieren, geschmückt von goldfarbenen Hermen und Ornamentik. Die Sitzreihen sind im Halbrund, ähnlich einem antiken Theater, angeordnet. Eine Königsloge findet sich nicht; Friedrich der Große wohnte den Aufführungen in der dritten Parkettreihe bei. Da der König die deutsche Kunst gering schätzte, wurden hauptsächlich italienische und französische Künstler engagiert. Die alte Bühnentechnik ist nicht mehr vorhanden. Bis in die heutige Zeit finden hier Vorstellungen statt.
Communs
Der Ehrenhof an der Frontseite des Neuen Palais und der daran angrenzende Platz, die sogenannte „Mopke“, wird nach Westen von den Communs (vom französischen „communs“, zu Deutsch „Wirtschaftsgebäude“, „Nebengebäude“) abgeschlossen. Die ehemaligen Wirtschaftsgebäude dienten neben der Unterbringung der Küchen und anderer Wirtschaftsräume des Neuen Palais' ebenso als Unterkünfte für Gäste und Beamte des Königs sowie von deren Dienerschaft. Den durch die Errichtung der Communs entstandenen Platz nutzte der Hof als Veranstaltungsort von groß angelegten Festen und zur Abhaltung von feierlichen Militärzeremonien. Von den Treppen und Säulenhallen der Communs aus konnten zahlreiche Zuschauer die Darbietungen verfolgen. Wilhelm II. ließ die Pavillonbauten 1896 durch einen unterirdischen Gang mit dem Schloss verbinden. Neben ihrer wirtschaftlichen Funktion gaben sie dem Platz den erwünschten Abschluss, um das dahinterliegende sumpfige Ödland zu verdecken.
Nach von ihm verbesserten Entwürfen des Architekten Jean Laurent Legeay errichtete Carl von Gontard diese repräsentativen Bauten in den Jahren 1766 bis 1769. Große, doppelläufige Freitreppen, Säulengänge, Kuppeln und eine reiche Verzierung lassen den ehemals praktischen Zweck nicht erkennen. Die Verbindung durch Kolonnadengänge lassen sie zu einem einheitlichen Ganzen werden und geben dem Neuen Palais ein wirkungsvolles Gegenüber. Heute werden die Communs von der Universität Potsdam genutzt. Häuser für die Garde im Süden und den Kastellan im Norden wurden 1769 errichtet.
Park
Das Neue Palais befindet sich am westlichen Ende des Schlossparks von Sanssouci (Park Sanssouci), zum Schloss führt die Große Allee. Zu seiner Erbauungszeit war es noch in einen barocken Gartenbereich integriert, der jedoch bei der Umgestaltung durch Lenné dem heutigen Landschaftspark weichen musste. In unmittelbarer Nähe liegen hier der Freundschaftstempel und der Antikentempel.
Siehe auch
Literatur
- Gert Streidt, Klaus Frahm. Potsdam. Die Schlösser und Gärten der Hohenzollern. Könemann Verlagsgesellschaft mbH, Köln 1996. ISBN 3-89508-238-4
- Amtlicher Führer der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg: Das Neue Palais von Sanssouci. 1. Auflage, Potsdam 2001
Weblinks
Commons: Neues Palais, Potsdam – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Virtueller Rundgang rund um das Neue Palais. 360° Panorama der vier bedeutendsten Säle
- Restaurierung des Marmorsaals im Neuen Palais
- Artikel und Bilder anlässlich einer Sonderführung
52.40121213.015773Koordinaten: 52° 24′ 4″ N, 13° 0′ 57″ OKategorien:- Bildung und Forschung in Potsdam
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