Zechstein (Lößnitz)

Zechstein (Lößnitz)
Zechstein: Herrenhaus mit Weinbergen, gleich rechts davon liegt das Hohenhaus
Zechstein: Herrenhaus
Zechstein: Zechsteinweg unterhalb des Herrenhauses

Das ehemalige Weingut Zechstein mit Weinbergs- und Waldbesitz liegt auf Zitzschewiger Flur in der sächsischen Stadt Radebeul, in der Barkengasse 17. Das heutige zweistöckige Herrenhaus entstand 1852 anstelle eines bereits 1706 erwähnten Vorgängergebäudes. Der oberhalb gelegene Weinberg Zechstein gehört zur Weinbau-Einzellage Radebeuler Johannisberg innerhalb der Großlage Radebeuler Lößnitz. Der Zechstein liegt im Denkmalschutzgebiet Historische Weinberglandschaft Radebeul.[1]

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Das Herrenhaus des Weinguts Zechstein, dessen heutiger Name seit etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts bezeugt ist, ist ein stattliches, dreigeschossiges Gebäude durch ein hohes Sockelgeschoss zur Talseite, auf der Bergseite jedoch ist es durch den Berganstieg nur zweigeschossig. Das Gebäude hat in der Talansicht eine Breite von sieben Fensterachsen und ist drei Achsen tief. Das Dach ist ein flachgeneigtes Walmdach ohne Dachausbauten. Das Gebäude ist schlicht verputzt, die Geschosse werden durch ein dazwischenliegendes Gesims gegliedert. In der Talansicht befindet sich darüber hinaus ein breiter Söller auf Pfeilern.

Die beiden Nebengebäude rechts und links sind zweigeschossig mit Krüppelwalmdächern.

Das Anwesen liegt direkt auf der anderen Straßenseite vom Hohenhaus.

Geschichte

Das Weingut existierte bereits im 17. Jahrhundert. Im Jahr 1699 beginnt die urkundlich bezeugte Besitzerfolge mit dem kursächsischen Steuersekretär Johann Michael Findekeller, der zu jener Zeit auch im Besitz der Bischofspresse war. 1706 wurde ein Weinbergsgebäude an der Stelle des heutigen Herrenhauses beschrieben. Ab 1795 war es im Besitz des Reichsgrafen Friedrich Magnus zu Solms-Wildenfels (1743–1801), Herr über die reichsunmittelbare Herrschaft Wildenfels im westlichen Erzgebirge. Die heutigen Nebengebäude stammen etwa von 1800. Die Witwe des 1801 verstorbenen Reichsgrafen behielt den Besitz bis 1825.

Seine letzten Lebensjahre soll der 1850 gestorbene Raugraf August Josef Ludwig von Wackerbarth auf dem Weingut Zechstein verbracht haben. 1852 wurde das heutige Herrenhaus durch Heinrich Friedrich Laßius (Ferdinand Lasius)[2] umgebaut, der das heutige Fassadenbild herstellen ließ. 1892 musste der Weinbau wegen der Reblauskatastrophe eingestellt werden. 1910 erfolgten weitere Anbauten. 1918 ging der Besitz an Ernst Böhm über, der auf dem etwa 6 Hektar großen Anwesen Landwirtschaft betrieb.

Im Jahr 1946 rebte das Landesweingut Paulsberg die brachliegenden Rebflächen wieder auf. Nachdem 1970 die VEG Weinbau Radebeul die Bewirtschaftung aufgegeben hatte, übernahmen nebenberufliche Winzer den Weinbau. 1973 übersiedelte die betagte Eigentümerin Charlotte Böhm nach Westdeutschland, während die Gebäude immer mehr verfielen. Diese wurden durch die Gebäudewirtschaft Radebeul verwaltet und aufgrund des schlechten Bauzustandes bis 1988 leergezogen. Danach wurden die Fenster vermauert und das Dach blieb undicht. 1979 verstarb die Besitzerin und hinterließ das Anwesen ihren Erben in Westdeutschland.

Seit 2003 ist das denkmalgeschützte[3] Anwesen wieder in privater Hand und wurde seitdem von seinem Besitzer saniert, einem Angehörigen der Familie Hessen-Philippsthal-Barchfeld[2], der aus beruflichen Gründen nach Radebeul kam. Es ist unter anderem Sitz der Prinz von Hessen GmbH.[4]

Der unterhalb des Guts entlangführende Zechsteinweg ist der Lehrpfad des sächsischen Weinbaus, kurz Weinlehrpfad. Entlang des Weges werden alle im oberen Elbtal angebauten Rebsorten mit kurz gefasster Charakteristik und ihren Anbauansprüchen dargestellt. Am 15. Juni 2008 fand dort die 1. Internationale Weltmeisterschaft im Weinkorkenweitwurf statt[5], die unter anderem vom Winzer des Weinguts im Meinholdschen Turmhaus veranstaltet wurde, der den Weinberg gepachtet hat.

Oberhalb im Weinberg liegt am Weg Am Zechstein die Zechstein-Aussicht, ein traditioneller Aussichtspunkt über diesen Teil der Lößnitz.

Literatur

  • Frank Andert (Redaktion); Große Kreisstadt Radebeul. Stadtarchiv Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2. Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9. 
  • Matthias Donath, Jörg Blobelt (Fotos): Sächsisches Weinland. Historische Weingüter und Weinberghäuser im Elbtal. 1. Auflage. Redaktions- und Verlagsgesellschaft Elbland, Dresden 2010.
  • Volker Helas (Bearb.); Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Stadt Radebeul (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen: Stadt Radebeul. SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Volker Helas (Bearb.); Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Stadt Radebeul (Hrsg.): Stadt Radebeul. [Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen]. SAX-Verlag, Beucha 2007, S. 74 sowie beiliegende Karte.
  2. a b Matthias Donath, Jörg Blobelt (Fotos): Sächsisches Weinland. Historische Weingüter und Weinberghäuser im Elbtal. 1. Auflage. Redaktions- und Verlagsgesellschaft Elbland, Dresden 2010, S. 112–114.
  3. Verzeichnis der Kulturdenkmale der Stadt Radebeul. Große Kreisstadt Radebeul, 17. April 2008, S. 5, abgerufen am 15. Juni 2009 (PDF).
  4. Prinz von Hessen GmbH
  5. Weltmeisterschaft im Weinkorkenweitwurf
51.12173611111113.610416666667

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