Paulsberg (Lößnitz)

Paulsberg (Lößnitz)
Gebäudegruppe des Paulsbergs, Hauptansicht von Süden

Der Paulsberg ist einer der Weinberge der Lage Radebeuler Johannisberg. Er liegt im Stadtteil Zitzschewig des sächsischen Radebeul. Auf dem Gelände der ehemaligen Weingutsanlage, einem der bedeutenden Weingüter der Lößnitz im 18. und 19. Jahrhundert,[1] liegt im Paulsbergweg 21 das klassizistische Herrenhaus Paulsberg mit einem Erweiterungsbau von dem Hellerauer Jugendstil-Architekten Richard Riemerschmid. Das Herrenhaus steht heute unter Denkmalschutz[2], das Anwesen gilt als Werk der Landschafts- und Gartengestaltung. Es liegt im Denkmalschutzgebiet Historische Weinberglandschaft Radebeul.[3] Der Paulsberg hat eine Höhe von 212,4 m.[4]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gebäudegruppe des Paulsbergs, Toranlage, am Gebäude das Wappen des Volksweinguts

Einen Teil der Weinberge trat Kurfürst Johann Georg I. 1645 an Georg Götze „käuflich und erblich“[5] ab. Nachkommen Götzes vergrößerten den Besitz: Zwischen 1679 und 1750 wurden auf Zitzschewiger Flur durch den Hofrat Dr. Christoph Ritter beziehungsweise seine Erben acht selbstständige Bergteile zu dem ausgedehnten Weinbergsbesitz am Eingang des Rietschkegrunds zusammengefügt. Einer davon, der Sydenberg beziehungsweise Seydenberg, wurde bereit 1436 als Weinberg benannt.

Das schriftsässige[6] Weingut mit Wohn-, Winzer-, Wirtschafts-, Garten- und Stallgebäude sowie Weinpresse wurde erstmals in einem Kaufvertrag von 1712 beschrieben. 1784 erwarb der Dresdner Weinhändler Klöpffer das Gut, dessen Tochter es 1794 in die Ehe mit dem kurfürstlichen Landweinmeister Johann Martin Fleischmann einbrachte. Dieser wurde durch das Erbe von seiner Frau alleiniger Eigentümer. Er bewirtschaftete das Weingut bis 1828. Fleischmann, der 1801 die Gründung der Weinbau-Gesellschaft im Königreich Sachsen initiiert hatte, baute das Herrenhaus Anfang des 19. Jahrhunderts klassizistisch um und legte einen Park an. Das sich westlich anschließende Wirtschaftsgebäude blieb relativ unverändert. In jenen Jahren soll er dort häufiger durch den Kurfürsten Friedrich August III. besucht worden sein.

Im Jahr 1828 wurde der Besitz an Charlotte Brüning verkauft. Im Vertrag wurde festgehalten, dass „Blumen und Gartengewächse in Kübeln und Gärten, 4 Bienenstöcke, Früchte und die zur Kellerei gehörenden Maschinen und Gefäße sowie Wein in Fässern im Kaufpreis von 5200 Talern mit berechnet wurden.“[5] Den heutigen Namen erhielt das Weingut 1837[3] durch Charlotte Brüning in Erinnerung an ihren verstorbenen Ehemann. Bis etwa 1853 war das Anwesen im Besitz des Kaufmanns Dittmars,[6] ab 1853 von Curt Ewald von Germar, der weitere Umbauten vornahm (so 1871 durch die Gebrüder Ziller)[7] und 1856 ein oben am Waldrand gelegenes neogotisches Lusthäuschen errichtete. Dieses wurde nach 1945 wieder zerstört. Ab 1897 war das Weingut im Besitz von Carl Oskar v. Friesen.

Gebäudegruppe des Paulsbergs, Innenhofansicht von Norden, links der Riemerschmid-Anbau

Ab 1911 ließ der Regierungsrat Adolph Gleitsmann größere Umbauten vornehmen. So erhielt das Herrenhaus 1913 einen Erweiterungsbau von dem Hellerauer Jugendstil-Architekten Richard Riemerschmid. 1931 trennte Gleitsmann einen Teil des Anwesens für einen Gartenbaubetrieb ab. Seine Witwe verkaufte das Weingut 1940 an die sächsische Landesregierung, die es der Staatsgüterverwaltung unterstellte. Die in den 1920er Jahren begonnene Wiederaufrebung nach der Reblauskatastophe wurde in den Jahren des Zweiten Weltkriegs durch französische und sowjetische Kriegsgefangene weitergeführt. Ab 1950 diente der Paulsberg als Sitz des, aus dem zusammengelegten Staatsweingut und Stadtweingut Radebeul entstandenen, Volksweinguts.

Fast der gesamte Weinberg wird heute vom städtischen Weingut Hoflößnitz bewirtschaftet, ein kleiner Teil ist in der Bewirtschaftung durch die Zitzschewiger Steillagenwinzer.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Frank Andert (Redaktion); Große Kreisstadt Radebeul. Stadtarchiv Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2. Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9, S. 148–149. 
  2. Verzeichnis der Kulturdenkmale der Stadt Radebeul. Große Kreisstadt Radebeul, 17. April 2008, S. 21, abgerufen am 15. Juni 2009 (PDF).
  3. a b Volker Helas (Bearb.); Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Stadt Radebeul (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen: Stadt Radebeul. SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3, S. 245–246 sowie beiliegende Karte. 
  4. C. C. Meinhold & Söhne (Hrsg.): Meinholds Plan der Lössnitz mit den Ortschaften der Umgebung. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden um 1903 (Maßstab 1:12.500).
  5. a b Liselotte Schließer (Erarb.): Radebeul - Stadtführer durch Vergangenheit und Gegenwart. 1. ergänzte Auflage. Edition Reintzsch, Radebeul 2008, ISBN 978-3-930846-05-4, S. 153 ff. 
  6. a b Karl Julius Hofmann: Das Meißner Niederland in seinen Naturschönheiten und Merkwürdigkeiten oder das sächsische Italien in den Meißner und Dresdner Gegenden mit ihren Ortschaften. Ein Volksbuch für Natur und Vaterlandsfreunde topographisch historisch und poetisch dargestellt. Louis Mosche, Meißen 1853, S. 691. (Online-Version)
  7. Schriftliche Information des Stadtarchivs Radebeul zu den Bauten der Gebrüder Ziller an Benutzer:Jbergner vom 15. Juli 2011.
51.12674166666713.603138888889

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Paulsberg — bezeichnet: Paulsberg (Lößnitz), ein Weinberg, ein denkmalgeschütztes Herrenhaus und ein historischer Weinbergsbesitz in der Großlage Lößnitz Paulsberg (Wuppertal), ein Bergrücken bei Wuppertal Siehe auch: Paulusberg …   Deutsch Wikipedia

  • Lößnitz (Großlage) — Radebeuler Lößnitz bezeichnet eine Großlage im deutschen Weinbaugebiet Sachsen in der gleichnamigen Landschaft Lößnitz. Sie gehört zur Stadt Radebeul und liegt im Bereich Meißen direkt an der Sächsischen Weinstraße sowie am Sächsischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Lößnitz (Landschaft) — Johann Alexander Thiele, Blick von den Lößnitzhöhen auf Dresden Die Lößnitz ist die Landschaft flussabwärts von Dresden im Elbtalkessel auf der rechten Elbeseite. Sie entspricht heute der Radebeuler Flur mit ihren zehn ehemaligen Ortschaften… …   Deutsch Wikipedia

  • Großlage Lößnitz — Das Wappen Radebeuls zeigt im oberen Teil eine grüne Weintraube mit Laub Radebeuler Lößnitz bezeichnet eine Großlage im deutschen Weinbaugebiet Sachsen in der gleichnamigen Landschaft. Sie gehört zur Stadt Radebeul und liegt im Bereich Meißen… …   Deutsch Wikipedia

  • Radebeuler Lößnitz — Das Wappen Radebeuls zeigt im oberen Teil eine grüne Weintraube mit Laub Radebeuler Lößnitz bezeichnet eine Großlage im deutschen Weinbaugebiet Sachsen in der gleichnamigen Landschaft. Sie gehört zur Stadt Radebeul und liegt im Bereich Meißen… …   Deutsch Wikipedia

  • Zechstein (Lößnitz) — Zechstein: Herrenhaus mit Weinbergen, gleich rechts davon liegt das Hohenhaus …   Deutsch Wikipedia

  • Lößnitzlied — Johann Alexander Thiele, Blick von den Lößnitzhöhen auf Dresden Die Lößnitz ist die Landschaft flussabwärts von Dresden im Elbtalkessel auf der rechten Elbeseite. Sie entspricht heute der Radebeuler Flur mit ihren zehn ehemaligen Ortschaften.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Straßen und Plätze in Radebeul — Radebeuls Wappen: Die Weintraube steht für die Wein und Gartenstadt Die Liste der Straßen und Plätze in Radebeul gibt eine Übersicht über die Straßen und Plätze der sächsischen Stadt Radebeul. Angeführt werden neben den Namen auch die Stadtteile …   Deutsch Wikipedia

  • Radebeuler Johannisberg — Evelyn Schmidt, die Deutsche Weinkönigin 2007/08 Der Radebeuler Johannisberg ist die westliche der drei Einzelweinlagen der Großlage Lößnitz. Sie liegt in den Stadtteilen Niederlößnitz, Naundorf und Zitzschewig der Stadt Radebeul im Weinbaugebiet …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Schlösser und Herrenhäuser in Radebeul — Radebeuls Wappen zeigt für den Weinbau im oberen Teil eine grüne Weintraube mit Laub Die Liste der Schlösser und Herrenhäuser in Radebeul stellt die Schlösser, Lustschlösschen/Lusthäuser und Herrenhäuser dar, die in der sächsischen Stadt Radebeul …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”