Zechsteinmeer

Zechsteinmeer

Das Zechsteinmeer war ein flaches Randmeer, das sich im Perm vor etwa 258 Mio. Jahren durch Absenkungsvorgänge der Erdkruste zu bilden begann. Innerhalb von ca. 7–30 Mio. Jahren erstreckte es sich mit einer Fläche von ca. 1 Mio. km² (vergleichsweise ca. 1000 km × 1000 km) über weite Teile Europas. Ein Größenvergleich mit dem schwarzen Meer bietet sich an. Das Gebiet reichte von Mittelengland, Norddeutschland über Polen bis nach Litauen, in Nord-Süd-Richtung von Dänemark über Mitteldeutschland bis in die oberrheinische Tiefebene an den Alpenrand.

Ausbreitung des Zechsteinmeers vor 250 Mio. Jahren in Nordeuropa

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Namensgebend für das Meer sind die Schichten des Zechsteins. Die in Deutschland weit verbreiteten Gesteine bildeten sich aus den Ablagerungen des Zechsteinmeeres.

Durch Verschiebungen in der Erdkruste bildeten sich Schwellen (Barren) und wassergefüllte seichte Senken, die weiterhin mit der salzreichen Nordsee verbunden blieben.

Durch Verdunstung des Wassers erhöhte sich darin allmählich die Konzentration der darin gelösten Stoffe. Diese Salze fielen entsprechend ihrer Löslichkeit aus, zunächst die schwer löslichen Calciumsalze (Carbonat und Sulfat), dann das mengenmäßig dominierende Natriumchlorid (als Halit) sowie zuletzt die begleitenden Kalium- und Magnesiumsalze. Über die Barren floss wieder Meerwasser nach und der Untergrund des Beckens sank erneut ab. Die abgelagerten Steinsalzschichten wurden so allmählich mehrere Hundert Meter dick. Kalisalzschichten erreichen nur Flözdicken von 3–8 m.

(Dieses Prinzip wendet man bei der Meersalz-Gewinnung in einem Salzgarten an. Durch Zufluss von Atlantikwasser in das Mittelmeer und stete Wasserverdunstung ist dort die Salzkonzentration schon von 3,0 auf 3,8 % angestiegen. Das Tote Meer als Binnenmeer birgt 28 % Salzgehalt.)

Trocknete ein Becken nach der Hebung einer Barre aber völlig aus, lagerte sich angewehtes Material (Mergel, Tone) über den Salzflächen ab. Der gesamte Zyklus wiederholte sich mehrmals innerhalb von 7–30 Mio. Jahren.

Bedeutung

Norddeutschland ist so das kochsalzreichste Gebiet Europas geworden, es steht quasi ca. 500 m über einer einzigen zusammenhängenden Salzplatte. Dort, wo Salzstöcke bis nahe der Erdoberfläche reichen, gaben sie schon früher Anlass für reichen Handel, wie z. B. in Lüneburg und den typischen historischen Bezeichnungen Salzhausen, Salzstraße u.ä. im Umland.

Auch andere Regionen profitierten vom Kochsalz an den Randausläufern des Zechsteinmeeres, wie zum Beispiel der Salzstock im polnischen Wieliczka.

Leicht zugängliche Kali-Salze der oberen Zechsteinmeer-Schichtungen werden von der Kali und Salz AG im Großraum zwischen Hannover, Hildesheim und Kassel abgebaut. Die deutschen Steinsalzvorkommen werden auf 100.000 km³ geschätzt (entspricht im Mittel einer Fläche von 500 × 500 km mit 400 m Dicke), bei Staßfurt wurden Mächtigkeiten von 1000 m festgestellt.

In Norddeutschland werden zur staatlichen Mineralölbevorratung in 500–2000 m Tiefe zylinderförmige Kavernen mit Wasser aus der Salzschicht herausgespült und dann mit Rohöl bzw. Treibstoffen gefüllt. An den Standorten Heide (Schleswig-Holstein), Lesum (Bremen), Sottorf und Rüstringen (beide Niedersachsen) werden heute von der Nord-West KavernenGmbH (NWKG) ca. 15 Mio. Tonnen in 58 Kavernen gelagert. Jede Kaverne misst ca. 30–35 m im Durchmesser und 250–450 m in der Höhe, das Volumen entspricht dem eines einzigen Supertankers.

In Ohrensen (zwischen Heide und Sottorf) werden Kavernen ausgespült und die so gewonnene Sole per Pipeline direkt in Chlor-Alkali-Elektrolyseanlagen gepumpt.

In Gorleben (östlich von Lüneburg) wird ein Bergwerk errichtet, in dem der Salzstock Gorleben-Rambow auf seine Eignung als Lagerstätte für radioaktive Abfälle untersucht werden soll.

Siehe auch

Weblinks


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