Zenobia

Zenobia
Königin Zenobias Letzter Blick Richtung Palmyra,
von Herbert Schmalz

Septimia Zenobia (* um 240 in Palmyra; † nach 274 in Rom) war von 267/68 bis 272 n. Chr. die Herrscherin Palmyras und des römischen Orients. Sie war die zweite Gemahlin des Exarchen der Oasenstadt Palmyra, Septimius Odaenathus. Ihr aramäischer Name lautete Bat-Zabbai (al-Zabba' bint Amr ibn Tharab ibn Hasan ibn 'Adhina ibn al-Samida' oder (الزباء بنت عمرو بن الظرب بن حسان ابن أذينة بن السميدع)).

Inhaltsverzeichnis

Politisches Wirken

Nach der Ermordung des Konsulars und Kaiserstellvertreters Odaenathus wohl Ende 267 übernahm sie die Vormundschaft für ihren minderjährigen Sohn Vaballathus und regierte als Königin über einen Großteil des römischen Orients, vor allem die Provinz Syrien. Die Herrscherin des palmyrenischen Teilreichs erkannte die Kaiser in Rom zwar an, andererseits nutzte sie aber auch die Krise im Römischen Reich geschickt aus, um das Einflussgebiet Palmyras bis auf Arabien und Ägypten auszudehnen. Zudem nannte sie sich "Augusta" und ihren Sohn "Augustus", was für Rom eine Provokation ohnegleichen darstellen musste. Die beiden Provinzen wurden im Jahr 270 von ihren Truppen besetzt. Ihr wird die Gründung der beiden benachbarten Festungen Halabiya und Zalabiya am Euphrat zugeschrieben. Auch Teile Anatoliens, so etwa Kilikien und die Stadt Tyana, wurden ihrem Machtbereich angeschlossen. Ein Vorstoß in das westliche Kleinasien scheiterte allerdings. An ihrem Hof war der Philosoph Longinos als Berater tätig, möglicherweise hielten sich hier auch die Geschichtsschreiber Kallinikos von Petra und Nikostratos von Trapezunt auf. Zenobia pflegte Beziehungen zum Bischof von Antiochia, Paulus von Samosata; auch Manichäer besuchten ihren Hof in Palmyra.

Im Frühjahr 272 eröffnete Kaiser Aurelian schließlich einen Feldzug gegen Zenobia, sie musste daher zur offenen Usurpation schreiten und ihren Sohn zum Augustus und sich zur Augusta ausrufen. In zwei Schlachten bei Antiochia (Immae) und Emesa besiegte Aurelian die Truppen des palmyrenischen Teilreiches. Im August 272 nahm er schließlich die Oasenstadt Palmyra ein. Zenobia wurde auf der Flucht gefangengesetzt, in Emesa vor Gericht gestellt und schließlich nach Rom gebracht, wo sie Aurelian im Jahre 274 zusammen mit dem gallischen Usurpator Tetricus I. im Triumphzug vorführte. Nach der spätantiken Historia Augusta und mehreren anderen Quellen verbrachte sie ihren Lebensabend in einer Villa unweit von Tivoli bei Rom und starb als Matrona in Rom. Der um 500 n. Chr. lebende Historiker Zosimos, der allerdings nicht immer zuverlässig ist, berichtet hingegen, die Königin habe auf dem Transport nach Rom jegliche Nahrung verweigert und sei dabei gestorben. In der Forschung wird jedoch meistens angenommen, dass Zenobia ihr restliches Leben in Rom verbrachte und möglicherweise sogar noch einmal heiratete.

Rezeption

Antoninian der Zenobia als Augusta.

Eine Frau, die sich Rom entgegenstellte, inspirierte auch die Fantasie späterer Generationen; ihre Lebensgeschichte wurde teils zum Mythos verklärt.

  • Die (anonyme und höchst umstrittene) Historia Augusta um 400 n. Chr. schmückt die Geschichte bereits beträchtlich aus.
  • Geoffrey Chaucer gab in seinen Canterbury Tales ein legendäres Bild des Mittelalters der Königin von Palmyra.
  • Das Viktorianische Zeitalter stilisierte Zenobia zu einer tugendhaften Landesmutter.
  • Film: Im Zeichen Roms. USA 1959. Der Monumentalfilm beschreibt die Regentin als unter der Last Ihres Amtes leidend.
  • Im heutigen Syrien wird sie für die Emanzipation der Frau instrumentalisiert.
  • 1995 schrieb Nick Dear ein in London uraufgeführtes Stück mit Zenobia als Titelheldin.
  • Die Leipziger Studentinnenverbindung ADV Zenobia ist nach der Königin von Palmyra benannt.

Literatur

  • James G. Février: Essai sur l’histoire politique et économique de Palmyre. Vrin, Paris 1931.
  • Thorsten Fleck: Das Sonderreich von Palmyra. Seine Geschichte im Spiegel der römischen Münzprägung. In: Geldgeschichtliche Nachrichten (GN), 199 (September 2000), S. 245–252. ISSN 0435-1835
  • Udo Hartmann: Das palmyrenische Teilreich. Stuttgart 2001 (Oriens et Occidens 2).
  • Ted Kaizer: The religious Life of Palmyra. A study of the social patterns of worship in the Roman period. Steiner, Stuttgart 2002, ISBN 3-515-08027-9
  • Theodor Kissel: Amazone der Wüste. in: Abenteuer Archäologie. Heidelberg 2006, 1, S. 72ff. ISSN 1612-9954
  • Tadeusz Kotula: Aurélien et Zénobie. L’unité ou la division de l’Empire? Wydawn. Uniwersytetu Wrocławskiego, Wrocław 1997, ISBN 83-229-1638-8
  • Eugenia Equini Schneider: Septimia Zenobia Sebaste. Rom 1993
  • Michael Sommer: Roms orientalische Steppengrenze. Palmyra - Edessa - Dura-Europos - Hatra. eine Kulturgeschichte von Pompeius bis Diocletian. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2005 (Oriens et Occidens 9).
  • Anja Wieber: Die Augusta aus der Wüste – die palmyrenische Herrscherin Zenobia. In: Thomas Späth, Beate Wagner-Hasel (Hrsgg.): Frauenwelten in der Antike. Geschlechterordnung und weibliche Lebenspraxis. Metzler, Stuttgart 2006, S. 281–310, ISBN 3-476-02175-0
  • Ernest Will: Les Palmyréniens. La Venise des sables (Ier siècle avant–IIIème siècle après J.-C.). Colin, Paris 1992, ISBN 2-200-21224-0

Weblinks

 Commons: Zenobia – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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