Zentraler Kontrahent

Zentraler Kontrahent

Als Central Counterparty (CCP; auch Zentraler Kontrahent oder Zentrale Gegenpartei) bezeichnet man ein Rechtssubjekt, das an Börsen als Vertragspartei zwischen Verkäufer und Käufer tritt. Die CCP ist dann Käufer für jeden Verkäufer, und Verkäufer für jeden Käufer[1].

Inhaltsverzeichnis

Hintergründe

Auf den ersten Blick bedeutet die Einrichtung einer anonymisierenden Mittelstelle eine unnötige Verkomplizierung der Handelsbeziehungen, da aus einem Geschäft im wirtschaftlichen Sinne zwei Geschäfte im rechtlichen Sinne werden. Die Aufspaltung dient jedoch sowohl der Anonymisierung des Handels als auch der Effizienz der Aufrechnungsmöglichkeiten.

Die Anonymisierung des Handels wird dadurch gewährleistet, dass z. B. im Wertpapierhandel der Käufer nicht zurückverfolgen kann, wer der vorherige Eigentümer der Wertpapiere war, da der Vertragspartner des Käufers nur die CCP ist. Ebenso wenig kann der Verkäufer erkennen, wer die Wertpapiere erworben hat, da auch er unmittelbar nur mit der CCP kontrahiert.

Die Aufrechnungseffizienz (Nettingeffizienz) wird dadurch gesteigert, dass jeder Handelsteilnehmer nur noch mit der CCP in Vertragsbeziehungen steht und daher nur noch einen Vertragspartner hat.

Beispiel

Kauft Person A an einer Börse ohne CCP 10 Kontingente Mehl von Person B, und verkauft man diese danach an Person C, so muss das Mehl zuerst von Person B an Person A, und dann von Person A an Person C geliefert werden.

An einer Börse mit CCP besteht unter sonst gleichen Umständen zwar ebenfalls eine Kauf- wie Verkaufsverpflichtung für Person A. Da Person A nun aber lediglich in Vertragsbeziehungen mit der CCP steht, heben sich die gegenläufigen Verpflichtungen auf, und es entstehen insoweit keine Transaktionskosten. Die tatsächliche Lieferung der Mehlkontingente erfolgt dann unmittelbar von Person B an Person C.

Geschichte

Central Counterparties existieren mittlerweile sowohl an Börsen in den USA als auch in Europa. An der Frankfurter Wertpapierbörse erfüllt seit dem 27. März 2003 die Eurex Clearing AG, eine Tochtergesellschaft der Deutsche Börse AG, die Aufgabe des CCP für alle mittels des elektronischen Handelssystems Xetra und der am Frankfurter Parkett gehandelten Aktien. Seit dem hat die Eurex Clearing AG diese Ausgabe auf die Bereiche Exchange Traded Funds, Eurex Repos und Eurex Bonds erweitert.

Im Rahmen des neuen CCP-Releases werden auch die Lieferverpflichtungen aus Ausübungen und Zuteilungen der Eurex-Terminbörse mit CCP-Funktionalitäten gecleart und abgewickelt.

Siehe auch

Literatur

  • Andre Alfes: Central Counterparty - Zentraler Kontrahent - Zentrale Gegenpartei; Über den Vertragsschluss an der Frankfurter Wertpapierbörse mittels des elektronischen Handelssystems Xetra unter Einbeziehung einer Central Counterparty. Duncker & Humblot, Berlin 2005, Reihe: Untersuchungen über das Spar-, Giro- und Kreditwesen, Abt. B: Rechtswissenschaft, Band 167, ISBN 3-428-11993-2

Einzelnachweise

  1. Deutsche Börse: Zentraler Kontrahent für Aktien – Central Counterparty for Equities (CCP)
Bitte beachte den Hinweis zu Rechtsthemen!

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Central Counterparty — Als Central Counterparty (CCP; auch Zentraler Kontrahent oder Zentrale Gegenpartei) bezeichnet man ein Rechtssubjekt, das an Börsen und manchen OTC Derivaten Handelsplätzen als Vertragspartei zwischen Verkäufer und Käufer tritt. Die CCP ist dann… …   Deutsch Wikipedia

  • Central counterparty — Als Central Counterparty (CCP; auch Zentraler Kontrahent oder Zentrale Gegenpartei) bezeichnet man ein Rechtssubjekt, das an Börsen als Vertragspartei zwischen Verkäufer und Käufer tritt. Die CCP ist dann Käufer für jeden Verkäufer, und Verkäufer …   Deutsch Wikipedia

  • Zentrale Gegenpartei — Als Central Counterparty (CCP; auch Zentraler Kontrahent oder Zentrale Gegenpartei) bezeichnet man ein Rechtssubjekt, das an Börsen als Vertragspartei zwischen Verkäufer und Käufer tritt. Die CCP ist dann Käufer für jeden Verkäufer, und Verkäufer …   Deutsch Wikipedia

  • Kreditrisiko — ist ein im Kreditwesen verwendeter Begriff, worunter allgemein die Gefahr verstanden wird, dass ein Kreditnehmer die ihm gewährten Kredite nicht oder nicht vollständig vertragsgemäß zurückzahlen kann oder will. Allgemein ist das Kreditrisiko für… …   Deutsch Wikipedia

  • European Commodity Clearing — AG Rechtsform Aktiengesellschaft Gründung 2006 Sitz Leipzig Leitung Peter Reitz, Dr. Christoph Mura, Dr. Thomas Siegl Branche …   Deutsch Wikipedia

  • Erfüllungsrisiko — (engl. settlement risk, counter party risk) bezeichnet das Risiko, dass eine getätigte Transaktion nicht oder nicht rechtzeitig abgewickelt wird, d.h. das Risiko, dass der Käufer nicht bezahlt oder der Verkäufer das Transaktionsobjekt nicht… …   Deutsch Wikipedia

  • Avox — Deutsche Börse AG Unternehmensform Aktiengesellschaft …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Börse — AG Rechtsform Aktiengesellschaft ISIN DE0005810055 G …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Börse AG — Unternehmensform Aktiengesellschaft …   Deutsch Wikipedia

  • ECAG — EUREX Zürich AG Unternehmensform Aktiengesellschaft Gründung 1998 Unternehmenssitz …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”