Zentrum für humanitären Dialog

Zentrum für humanitären Dialog

Das Zentrum für humanitären Dialog, englisch Centre for Humanitarian Dialogue oder kurz HD Centre (HDC), ist eine in der Schweizer Stadt Genf ansässige unabhängige und unparteiliche humanitäre Organisation. Hauptziel der als private Stiftung organisierten Einrichtung ist die Verhinderung und die Beendigung von Kriegen und bewaffneten Konflikten sowie die Verringerung des mit militärischen Auseinandersetzungen verbundenen Leids durch Vermittlung und direkte Verhandlungen zwischen den beteiligten Konfliktparteien. Das Zentrum ist 1998 hervorgegangen aus dem 1965 gegründeten Henry-Dunant-Institut.

Inhaltsverzeichnis

Aktivitäten

Entsprechend seinem Ziel agiert das Zentrum für humanitären Dialog zum einen selbst als neutraler Vermittler in bewaffneten Konflikten. Es hilft darüber hinaus den Verhandlungspartnern bei der Organisation humanitärer, diplomatischer sowie politischer Unterstützung und leistet logistische und finanzielle Unterstützung bei der Organisation von Verhandlungen. Für internationale politische Organisationen, Regierungen und humanitäre Organisationen wirkt das HDC als Berater in Fragen der Mediation. So stellt es beispielsweise ein „Handbuch für humanitäre Vermittlung“ (Humanitarian Negotiation Manual) zur Verfügung und organisiert Konferenzen und Schulungen für Mitarbeiter humanitärer Organisationen.

Im Jahr 2005 war das HDC weltweit in acht Konfliktregionen in Form verschiedener Aktivitäten involviert. Im Darfur-Konflikt wirkt das Zentrum in Zusammenarbeit mit der Afrikanischen Union als Hauptvermittler. Im Jahr 2004 konnte das Zentrum hier die Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens vermitteln. In der indonesischen Provinz Aceh, wo das HDC seit 2000 vermittelnd aktiv ist, gelang nach dem zwischenzeitlichen Scheitern der Verhandlungen im Jahr 2003 die Vermittlung eines Friedensabkommens im August 2005. Weitere Regionen, in denen das HDC aktiv ist, sind Nepal, Myanmar, die Philippinen und Uganda.

Organisation und Finanzierung

Dem Zentrum für humanitären Dialog, das seinen Hauptsitz in der Villa Plantamour in der Genfer Rue de Lausanne am Ufer des Genfer Sees hat, gehören 25 bis 40 Personen an. Oberstes Organ ist das Board, das aus sieben bis elf Mitgliedern besteht und viermal im Jahr zusammentritt. Es ernennt den Direktor, legt die strategische Ausrichtung des Zentrums fest und überwacht die Arbeit sowie das Budget des HDC. Die Angehörigen des Stiftungsrates (Foundation Council) nehmen vor allem beratende Funktionen wahr. Seit Dezember 2004 verfügt das HDC in Singapur über ein Regionalbüro für Asien, das vor allem für die Aktivitäten des Zentrums in Indonesien und den Philippinen zuständig ist.

Das HDC hat ein Budget von rund zehn Millionen Schweizer Franken. Zur Verfügung gestellt werden diese Mittel vorwiegend durch die Regierungen verschiedener Länder sowie durch internationale Organisationen. Zu den Geldgebern gehören unter anderem Australien, Kanada, Dänemark, Japan, die Niederlande, Norwegen, Schweden, die Schweiz, Großbritannien, die USA, die Europäische Union, verschiedene Einrichtungen der Vereinten Nationen, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), die Stadt Genf, die Rockefeller-Stiftung und einige andere Organisationen sowie private Spender.

Geschichte

Das Zentrum für humanitären Dialog entstand mit Beginn des Jahres 1999 aus dem Henry-Dunant-Institut, einer am 5. November 1965 als Forschungs-, Informations- und Ausbildungszentrum der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung vom IKRK, der Liga der Rotkreuz-Gesellschaften und dem Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) gegründeten Einrichtung. Erster Präsident der Einrichtung wurde der Zürcher Arzt Ambrosius von Albertini.

In der Generalversammlung und im Exekutivkomitee des Institutes waren alle drei beteiligten Organisationen jeweils durch einen Vertreter repräsentiert. Dem Institut kam innerhalb der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung die Rolle einer Akademie zu. Es betrieb neben einer Bibliothek und einem Archiv seit 1974 auch ein Museum zur Rotkreuz-Geschichte. Ein Teil der Exponate bildete später die Ersteinrichtung des 1988 eröffneten Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondmuseums. Bekannte Personen in leitenden Positionen des Instituts waren beispielsweise die Juristen Hans Haug, Pierre Boissier, Jean Pictet und Jiří Toman.

Nachdem insbesondere das IKRK und die Föderation für die Bereiche Information und Ausbildung in zunehmendem Maße eigene Aktivitäten entwickelten, beschloss das Henry-Dunant-Institut zum 31. Dezember 1998 eine Neuausrichtung seiner Aufgaben, die Umwandlung der zugrundeliegenden Vereinigung in eine private Stiftung und eine darauf basierende Umbenennung. Das Archiv des Institutes wurde größtenteils vom IKRK-Archiv übernommen, ein Teil auch vom Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondmuseum sowie vom Archiv der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften als Nachfolgeorganisation der Liga.

Literatur

  • Direct Involvement in Peace Processes: The Center for Humanitarian Dialogue. In: Jacob Bercovitch, I. William Zartman: The SAGE Handbook of Conflict Resolution. SAGE Publications, London 2008, ISBN 1-41-292192-9, S. 402/403
  • Centre for Humanitarian Dialogue (HD Centre). In: Dominique Dembinski-Goumard, Isabelle Dembinski: International Geneva Yearbook 2009. 21. Ausgabe. United Nations Publications, New York 2009, ISBN 9-21-000161-3, S. 252/253

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