Zidow

Zidow
Blick über die Seidau
Ein Teil des Ortes im Vordergrund; die Bautzener Altstadt im Hintergrund.
Die Ortenburg und das Suburbium Unterm Schloss

Seidau (auch die Seidau; obersorbisch Židow) war bis 1922 ein eigenständiger Ort im Spreetal bei Bautzen und gehört seitdem zum Stadtgebiet, heute zum Stadtteil Westvorstadt.

Am westlichen Ende der Seidau liegt das ehemalige Einzelgut Schmole, nach dem noch heute der Schmoler Weg, eine Straße in der Westvorstadt, benannt ist.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Seidau liegt vorwiegend am linken Ufer der Spree und schließt direkt nördlich an die Bautzener Altstadt an. Das besiedelte Gebiet liegt größtenteils in den Tälern der Spree (entlang der heutigen Seidauer Straße und der Straße Unterm Schloss) und des Jordanbaches (entlang der Salzenforster Straße) auf etwa 170 m Höhe. Es wird begrenzt von der Anhöhe der Bautzener Altstadt im Süden, dem Protschenberg und Windmühlenberg im Westen und dem Steinberg im Nordosten. Im Süden endet die historische Seidau am ehemaligen Standort der Ratsmühle unterhalb der Mühlbastei. Durch die Lage im Spreetal gehört die Seidau zu den wenigen Stadtteilen Bautzens, die hochwassergefährdet sind.

Geschichte

Der Ort wurde erstmals 1359 als Sydaw erwähnt[1]. Im 16. Jahrhundert gehörte der südliche Teil (die Häuser unterm Schloss) nach dem Oberlausitzer Pönfall als natürliches Suburbium zum Burglehn der Ortenburg. Auch das weiter nördlich gelegene Dorf Seidau zählte um 1550 zum Burglehn und wurde von der Landvogtei verwaltet[2]. Außerdem waren einige Grundstücke am Nordhang des Burgberges in Besitz des Domstiftes[3]. Es galten also 3 verschiedene Rechtsprechungen im Ort, was sich für die Bewohner vor allem in Bezug auf die Brau-, Schlacht- und Brennrechte bemerkbar machte. Erst 1839 wurden der landvogteiliche, der landeshauptmannschaftliche und der domstiftliche Teil der Seidau zu einer Gemeinde zusammengefasst. Schon damals wurden Stimmen laut, die angesichts ihrer geographischen Lage die Eingemeindung der Seidau nach Bautzen verlangten. Dies lehnte der Stadtrat jedoch 1842 ab.

Bis 1804 befand sich der Schießplatz der Stadt auf einem Felsplateau oberhalb der östlichen Seidau, welches noch heute Schützenplatz heißt. Nach wiederholten Beschwerden der Seidauer Bürger über die Bedrohung durch Querschläger und den Lärm wurde der Übungsplatz in den Süden des Stadtgebietes verlegt.

1867 ersuchte der Seidauer Gemeinderat erneut um Eingemeindung, was vom Bautzener Stadtrat 1870 wiederum abgelehnt wurde[4]. Im Zuge der Industrialisierung und des Platzmangels in der Stadt änderte der Stadtrat Anfang des 20. Jahrhunderts jedoch seine Meinung und verfolgte die Eingemeindung der Seidau. Nach zähen Verhandlungen wurde der Ort im November 1922 schließlich durch Beschluss der Kreishauptmannschaft eingemeindet. 1910 hatte Seidau knapp 3500 Einwohner.

Im Zuge der Schlacht um Bautzen wurde der Stadtteil am 21. April 1945 von den Verteidigern in Brand gesteckt, um den sowjetischen Truppen das weitere Vorrücken auf die Ortenburg und den Schützenplatz zu erschweren[5].

Ortsname

Während Muka den Ortsnamen vom sorbischen Wort žid für „Jude“ oder auch von žida für „Seide“ ableiten, was ohne historische Grundlage geschieht, gehen Eichler und Walther vom altslawischen Ursprung žid für „flüssig“ aus (vgl. obersorbisch židki; russisch žiža = „Schlamm“) und beziehen den Namen auf die Lage des Ortes in der sumpfigen Talaue der Spree an der Einmündung des Jordanbaches.[6]

Religion

Im 19. Jahrhundert unterhielt die Herrnhuter Brüdergemeine in der damals zu drei Vierteln sorbisch bewohnten[7] Seidau ihre einzige Sozietät auf dem heutigen Stadtgebiet, da der Stadtrat von Bautzen die Einrichtung von religiösen Konkurrenten zur evangelischen Kirche innerhalb der Stadt nicht zuließ, die Gemeinde Seidau sie jedoch erlaubte.

Verkehr

Die Seidauer Straße bildet heutzutage die kürzeste Verbindung zwischen der Bautzener Innenstadt und der Anschlussstelle Bautzen-West zur A 4, ist jedoch stellenweise sehr schmal und unübersichtlich. Nach Beschwerden von Anwohnern über die Lärmbelästigung wurde „die Seidau“ im Jahr 2007 für den Durchgangsverkehr gesperrt.

Seidau besaß bis 1965 einen Bahnhof an der heute stillgelegten Bahnstrecke Bautzen–Hoyerswerda. Dort zweigte von 1893 und 1994 die sog. Spreetalbahn ab, welche als Industriebahn nur dem Güterverkehr zu den Fabriken im Spreetal diente. Ihr Endpunkt war die Ladestelle Seidau.

Quellen

  1. Digitales Historisches Ortsverzeichnis Sachsen
  2. Karlheinz Blaschke: Die Entstehung der Stadt Bautzen in Von Budissin nach Bautzen, Lusatia, Bautzen 2002 (S. 50)
  3. Roland Baier: Der Militärstandort Bautzen in Von Budissin nach Bautzen, Lusatia, Bautzen 2002 (S. 295)
  4. Felix Wilhelm: Die Häuser unterm Schloss in Bautzen, Bautzen 1934
  5. Bautzener Tageblatt vom 2. Mai 1945, Bericht über die Kämpfe um Bautzen
  6. E. Eichler, H. Walther: Obersorbisches Ortsnamenbuch, Akademie-Verlag Berlin, 1975
  7. Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954. 

51.18694444444414.4172222222227Koordinaten: 51° 11′ N, 14° 25′ O


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