- Zitronenjette
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Henriette Johanne Marie Müller, genannt „Zitronenjette“, (* 18. Juli 1841 in Dessau; † 8. Juli 1916 in Hamburg) war ein Hamburger Original.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Die Zitronenjette verkaufte in den letzten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts mit dem Ausruf „Zitroon! Zitroon!“ tagsüber Zitronen am Grasbrook und nachts in den Kneipen der Neustadt. Wegen Trunkenheit und geistiger Verwirrung wurde sie im August 1894 in die Anstalt Friedrichsberg eingeliefert.
Ehrung
Ein Denkmal des Bildhauers Hansjörg Wagner in der Ludwig-Erhard-Straße, welches sich in nächster Nähe zum Hamburger Michel befindet, erinnert an die Zitronenjette. Auf der dort angebrachten Gedenktafel steht in Plattdeutsch:
- „Dien Leben wer suur/As de Zitronen, sail/sick dat Erinnern an/di lohnen? Dien Schik-/sol wiest op all de/Lüüd, for de dat Glück/het gor keen Tiet.“
(In heutigem Hochdeutsch etwa: „Dein Leben war sauer wie die Zitronen, soll sich das Erinnern an dich lohnen? Dein Schicksal erinnert an all die Leute, für die das Glück gar keine Zeit gehabt hat“)
Bekanntes Volksstück
Bereits 1900 wurde ein nach ihr benanntes Schauspiel im Ernst-Drucker-Theater auf St. Pauli aufgeführt. Weitere Bearbeitungen folgten.
Paul Möhrings schrieb in den 1920er Jahren sein Volksstück mit Musik Zitronenjette. Die Rolle der Henriette Müller war ursprünglich für den Schauspieler Ernst Budzinski geschrieben. Später wurde traditionell die Titelrolle des Stücks, in dem das Straßenleben Hamburgs zur Zeit Müllers auf humoristische Weise nachgezeichnet wird, männlich besetzt. Die Darstellung der Zitronenjette wurde so auch Henry Vahls letzter schauspielerischer Erfolg im St. Pauli Theater und seine letzte Paraderolle.
Eine in der Hörzu-Diskothek als Nummer 10 erschienene Schallplatte dokumentiert die Aufführung des Hamburger St. Pauli-Theaters. Freddy Quinn vertonte hierfür zwei lyrische Texte von Paul Möhring – Es gibt nur ein St. Pauli und Am Hafen, am Hafen, die den klassischen Liedern des Stücks hinzugefügt wurden und bislang nur auf dieser Schallplatte erschienen. Neben Henry Vahl treten u. a. Gerda Gmelin als Waschfrau, Andreas von der Meden als Segelmacher und Joachim Wolff als Hafenarbeiter auf.
Siehe auch
Weblinks
- Steine der Erinnerung - Garten der Frauen mit Texten zu Zitronenjette und Vogeljette
Literatur
Rita Bake / Brita Reimers: Stadt der toten Frauen. Frauenportraits und Lebensbilder vom Friedhof Hamburg Ohlsdorf, Dölling und Galliz Verlag, Hamburg 1997², S.201/202.
Personendaten NAME Müller, Henriette Johanne Marie ALTERNATIVNAMEN Zitronenjette KURZBESCHREIBUNG Hamburger Original GEBURTSDATUM 18. Juli 1841 GEBURTSORT Dessau STERBEDATUM 8. Juli 1916 STERBEORT Hamburg
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