HÖRZU

HÖRZU
Hörzu
Beschreibung deutsche Programmzeitschrift
Verlag Axel Springer AG
Erstausgabe 11. Dezember 1946
Erscheinungsweise wöchentlich
Auflage
(IVW Q3/2007)
1.508.517 Exemplare
Reichweite
(MA 2005 II)
4,75 Mio. Leser
Chefredakteur Christian Hellmann
Weblink hoerzu.de

Die Hörzu (wahlweise auch HÖRZU geschrieben; bzw. bis 1972 HÖR ZU) ist eine seit 1946 erscheinende deutsche Programmzeitschrift (damals: 250.000 Exemplare, 30 Pfennig, 12 Seiten, nur Hörfunkprogramm). Die Geschichte ist eng mit der des Axel-Springer-Verlags verbunden.

Heute erscheint die Hörzu freitags mit einer Auflage von rund 1,5 Millionen Exemplaren.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Entwicklung

Vorgeschichte

Bereits im Sommer 1945 wurde der Rundfunkbetrieb in Deutschland wieder aufgenommen, und neben lizenzierten Tageszeitungen auch der Verlag von Programmzeitschriften genehmigt. Der 33-jährige Axel Springer plante zusammen mit John Jahr senior und Max Schmeling den Einstieg in das Verlagsgeschäft und erhielt von den Alliierten, nicht zuletzt aufgrund seiner fehlenden NSDAP-Mitgliedschaft, am 11. Dezember 1945 eine Verlagslizenz. Sie galt für den Altonaer Verlag Hammerich & Lesser, in dem Springer gemeinsam mit seinem Vater Hinrich Kalender und Unterhaltungsromane verlegte.

Nachdem mehrere Lizenzanträge, zum Beispiel für die Tageszeitung Hamburger Telegraph oder das Programmblatt Das hört die Welt, abgelehnt oder zurückgezogen wurden, gelang Springer die Übernahme eines rundfunknahen Verlagsprojekts. Die Besatzer, namentlich der Chief Controller Hugh C. Greene, wollten ausgewählte Rundfunkbeiträge zusätzlich in gedruckter Form vertreiben und lieber in die Hände eines unabhängigen Verlegers geben, als es den Rundfunkanstalten selbst zu überlassen. So begann Springer im April 1946 mit der Herausgabe der Nordwestdeutschen Hefte, die Berichte aus dem Programm des NWDR abdruckten.

Lizenzantrag und Erstausgabe

Im Frühjahr 1946 stellte Springer den Antrag an die die britische Press Section, eine Programmzeitschrift herauszugeben. Er argumentierte:

„Über die Notwendigkeit der Veröffentlichung der Programme aus politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und vielen anderen Gründen besteht kein Zweifel. Die Rundfunksender wünschen, wie auch die Bevölkerung, eine Programm-Zeitschrift. Der heutige Zustand der Durchgabe des Programms (B.B.C.-London fordert beispielsweise allwöchentlich seine Hörer auf, mit Bleistift und Papier das Programm der Woche zu notieren) kann nur eine Notlösung sein, die hauptsächlich auf den heutigen Papiermangel zurückzuführen ist. Wir glauben darauf hinweisen zu dürfen, daß das Erscheinen einer Rundfunk-Zeitschrift zu den vordringlichsten Aufgaben der Publikation gehört.“

Daneben wies er auf die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem NWDR bei den Nordwestdeutschen Heften und auf die langjährige Erfahrung des Verlags hin. Im Juni 1946 erhielt er die Lizenz für die Herausgabe einer Programmzeitschrift mit dem Arbeitstitel Radio-Post, und in den folgenden Vertragsverhandlungen mit dem NWDR ließ er sich das ausschließliche Recht zusichern, die Programme vollständig abzudrucken. Neben der kurzfristigen Programmvorschau in den Tageszeitungen sollte der NWDR keinen anderen Programmzeitschriften den Abdruck genehmigen.

Am 11. Dezember 1946, ein Jahr nach Erteilung der Verlagslizenz, erschien somit die erste Ausgabe von HÖR ZU. Die Druckauflage der zwölfseitigen Zeitschrift war auf 250.000 Exemplare beschränkt, der Copypreis betrug 0,30 Reichsmark. Der Chefredakteur Eduard Rhein wandte sich in einem Grußwort an die Leser:

HÖR ZU will nicht eine Illustrierte ersetzen, nicht eine Gartenlaube mit Häkelmuster und Rundfunkprogramm sein, nicht mit der Bühne und dem Film kokettieren. [...] HÖR ZU hält den Rundfunk nur für eine Vorstufe des farbigen, plastischen Fernsehrundfunks.“

Inhaltlich boten die ersten Ausgaben der HÖR ZU Berichte über den NWDR, Neuigkeiten aus der Rundfunk- und Fernsehtechnik, Porträts der Kommentatoren und den obligatorischen Technischen Fragekasten, der Lesern bei der Reparatur ihrer Rundfunkempfänger half.

In enger redaktioneller Zusammenarbeit mit den Redakteuren des NWDR wurden neue Sendereihen und Hörspiele vorgestellt, Umfragen und Gewinnspiele geboten. Im vollständigen Programmteil war jedem Wochentag eine Seite gewidmet, die Sendezeit von 20–22 Uhr hob ein Kasten hervor. Neben dem Programm des NWDR stand das Programm der übrigen deutschen Rundfunksender, der BBC, von Paris und Paris Nationale abgedruckt.

Eine Leserbriefrubrik, ein kleines Kreuzworträtsel und Witze rundeten das Heft ab.

Neustrukturierung

Als mit Hilfe des European Recovery Programs die Papierknappheit und die damit verbundene Beschränkung der Druckauflage ein Ende hatte, setzte sich der deutsche Zeitschriftenmarkt in Bewegung. Die Währungsreform von 1948 sorgte für mehr Sparsamkeit in den deutschen Haushalten, und viele Zeitungen und Zeitschriften standen vor dem wirtschaftlichen Aus.

Der Wegfall der Lizenzpflicht öffnete den Markt auch für unpolitische, leserorientierte Produkte. Die Illustrierten lieferten ihren Lesern nicht nur Berichte, sondern auch bunte Bilder. Quick und Revue vervielfachten ihre Auflagen.

Gleichzeitig wurde die bisherige redaktionelle Zusammenarbeit mit dem NWDR immer geringer. Der Rundfunksender gestattete auch anderen Programmzeitschriften den Abdruck seines Hörfunkprogramms, und eine Neuorientierung und -strukturierung sollte für das wirtschaftliche Überleben der HÖR ZU der einzige Ausweg sein.

Ab 1949 erweiterte die HÖR ZU die bisherige Heftstruktur um Elemente aus den Publikumszeitschriften, zum Beispiel Rezepte und Fortsetzungsromane, und strich die technische Berichterstattung. Kinofilme und -stars wurden Teil der Berichterstattung, und mit Klatsch und Tratsch näherte man sich den Illustrierten weiter an. Die Zeitschrift versuchte, eine "Heile Welt" für ihre Leser zu schaffen, und die Titelbilder der 50er und 60er trugen Illustrationen des Malers Kurt Ard, die "typische" Familiensituationen darstellten.

Um die führende Marktposition unter den Programmzeitschriften zu verteidigen und auszubauen , wurde im September 1961 die Berliner „Radio-Fernseh-Revue“, welche der Springer-Verlag 1959 vom aufgekauften Ullstein Verlag übernommen hatte, mit der HÖR ZU vereinigt . Die „Radio-Fernseh-Revue“ war 1946 unter dem damaligen Namen „Radio-Revue“ vom Berliner Verleger Heinz Ullstein als Radio-Programmzeitung für den Westberliner Sender RIAS gegründet worden und wurde dann nach dem Erwerb des Ullstein-Verlags durch Springer vorübergehend als Schwesterzeitschrift der HÖR ZU weitergeführt.

Generationenwechsel

Neben einem Einbruch der Auflage 1962 wirkte die HÖR ZU unter der Feder des inzwischen über 60-jährigen Eduard Rhein bei weitem nicht mehr so frisch und ungezwungen wie in den Anfangsjahren, sondern gesetzt und altbacken. 1965 wechselte der Bild-am-Sonntag-Chefredakteur Hans Bluhm an die Spitze der Redaktion. Bluhm schaffte es ohne eine wesentliche Änderung des familiären Charakters, die Zeitschrift an den Markt der späten 60er anzupassen und dem neuen Unterhaltungsmedium Fernsehen gerecht zu werden.

So verleiht die HÖR ZU seit 1965 jährlich die Goldene Kamera und konzentrierte sich nicht länger nur auf Film-, sondern auf Fernseh-Schauspieler. Die Überschriften und Fotos wurden größer, die Zeitschrift noch visueller und großzügiger gestaltet.

1979 betrug die Druckauflage 4.438.600 Exemplare.

Hörzu heute

Heute zeigt sich die HÖRZU, inzwischen Springer-typisch in Versalien benannt, in einem fast unveränderten Format. Neben der altbewährten Programm-Berichterstattung sind Interviews und harmlose Klatsch-Nachrichten über Fernsehstars und -persönlichkeiten das zentrale Element, Rezepte, Rätsel und Witze runden ab.

Weiterer, fester Bestandteil ist ein vierseitiges Feature, das das Thema einer aktuellen Fernsehdokumentation aufgreift. Häufig finden sich Tipps und Ratgeber zu Reisezielen, Recht und Gesundheit. Seit 1995 zeichnet der Cartoonist Wolf-Rüdiger Marunde jede Woche einen spöttischen Blick auf das Leben auf dem Lande.

Neben der Hörzu verlegt die Axel Springer AG die Programmzeitschriften TVneu, Funk Uhr, Bildwoche und TV digital, die sich inhaltlich mit der Hörzu geringfügig überschneiden. In Bereichen, die bei der Produktion Synergiepotential aufweisen, zum Beispiel der Fotoredaktion, dem Layout, der Schlussredaktion und dem Marketing, wird eng zusammengearbeitet oder eine Zusammenarbeit geplant. Das Fernseh- und Radioprogramm entsteht in einer eigenen Redaktion für alle Zeitschriften.

Ein Igel als Markenzeichen

Mit der Ausgabe 49/1949 hatte die HÖR ZU ein Redaktions-Maskottchen: den Igel Mecki. Basierend auf Werbematerial zum Trickfilm Der Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel (1937) sollte Mecki redaktionelle Themen kommentieren und über mögliche Missstände im Rundfunk "meckern".

Da er bei den Lesern sehr schnell beliebt war, erschien ab Herbst 1951 ein zweiwöchentlicher Comic mit Mecki und seinen Freunden Charly Pinguin und dem Schrat. Er wurde zum Markenzeichen und zentralen Werbeträger der HÖR ZU und erscheint heute sogar wieder in sehr beliebten, spannenden und farbigen Fortsetzungsgeschichten (des Zeichners Johann Kiefersauer).

Chefredakteure

  • 1946–65: Eduard Rhein
  • 1965–74: Hans Bluhm
  • 1974–85: Peter Bachér
  • 1985–87: Felix Schmidt
  • 1987–89: Helmut Reinke
  • 1989–97: Klaus Stampfuss
  • 1997–99: Andreas Petzold
  • 1999–2001: Michael Lohmann
  • 2001–03: Jörg Walberer
  • 2003–09: Dr. Thomas Garms
  • seit 1. Februar 2009: Christian Hellmann

Siehe auch

Literatur

  • Lu Seegers: Fernsehstars und „freie Liebe“. Zur Karriere der Programmzeitschrift „HÖR ZU“ (1965–1974). In: Zeithistorische Forschungen, Heft 2/2004 (Volltext)
  • Lu Seegers: Hör zu! Eduard Rhein und die Rundfunkprogrammzeitschriften (1931–1965). Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2001, ISBN 3-935035-48-9

Weblinks


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