Zoon politikon

Zoon politikon

Zoon Politikon (griech. ζον πολιτικόν, „Lebewesen in der Polisgemeinschaft“; die geläufige Übersetzung „politisches Lebewesen“ trifft nicht den Sinn) ist eine auf den antiken griechischen Philosophen Aristoteles zurückgehende Wesensbestimmung des Menschen. Sie besagt, dass der Mensch ein soziales, auf Gemeinschaft angelegtes und Gemeinschaft bildendes Lebewesen ist.

Inhaltsverzeichnis

Ansätze des Zoon Politikon bei Platon

Platon beschreibt in seinen Werken Politikos und Phaidros den Menschen als naturgemäß politisches Wesen. Durch seine physische Herkunft ist er im weltlich-dämonischen verankert, während seine metaphysisch-göttliche Herkunft ihm die Möglichkeit der Entwicklung der Kardinaltugenden gibt. Durch diesen Prozess kann sich der Mensch vervollkommnen und soziale Gemeinschaften bilden. Im Staatsmann vollendet sich der Mensch als politisches Wesen. So, wie Gott für die Welt Sorge trägt, trägt der Staatsmann Sorge für die Menschen, indem er sie ordnet.

Die höchste Aufgabe des Staatsmannes ist die Gesetzgebung, die mit dem Staat entsteht und dessen Kontinuität gewährleistet. Durch die Erziehung werden die Bürger an die Gesetze gebunden und damit aneinander. In den Gesetzen artikuliert der Staatsmann das Schöne, Gerechte und Gute sowie deren Gegenteil, wodurch er den Menschen integriert.

In der Zwiefalt des menschlichen Daseins liegt somit die Ursache für den Menschen als politisches Wesen: Seine physische Herkunft macht das Sorgetragen für die eigene Existenz notwendig, während seine Herkunft aus dem Göttlichen / Metaphysischen ihn befähigt, tatsächlich Sorge tragen zu können.

Zoon Politikon bei Aristoteles

Die Konzeption des Zoon Politikon basiert auf der aristotelischen Vorstellung der Teleologie. Das jedem Dinge innewohnende Telos beschreibt seinen Daseinszweck und den Weg zur Vervollkommnung desselben. Bezogen auf das Zoon Politikon ist das Telos die Erreichung des "guten Lebens", welches nur in der Polis verwirklicht werden kann. Das Telos ist jedem Menschen von Natur aus eingepflanzt, weshalb er zur Staatenbildung determiniert ist. Eine Determination der Telosentwicklung des individuellen Zoon Politikon lehnt Aristoteles jedoch ab.

"Wie im Samen der ganze Baum veranlagt ist, so ist im Menschen der Staat veranlagt." Der Staat ist demnach auf metaphysischer Ebene bereits während des Naturzustandes existent und wird dadurch ausgebildet, dass das Zoon Politikon sein Telos entwickelt und verwirklicht.

Der Wille zur Staatenbildung ist bei Aristoteles begründet durch den Willen zum Leben, da sich der Mensch trotz aller Leiden im Leben Glück und Freunde erhofft. Die Voraussetzung zur Staatenbildung ist der Besitz von Logos (zoon echon logon), mit Hilfe dessen der Mensch Gutes / Gerechtes und Schlechtes / Ungerechtes benennen kann. Die Fähigkeit zum "Benennen" schließt Erkenntnisfähigkeit und Sprachfähigkeit ein, durch die der Mensch sich (neben seiner Lebensdauer, dem aufrechten Gang und der Unsymmetrie der Hälften) vom Tier unterscheidet.

Das aristotelische Zoon Politikon ist in vielerlei Beziehungen eingebunden: Herrschaftsbeziehungen, Ständebeziehungen, Beziehungen zu den Tugenden und den sechs aristotelischen Verfassungstypen.

Eine gewisse Relativierung erfährt die Beschreibung des Menschen als eines zoon politikon durch Aristoteles selbst in der Nikomachischen Ethik (1162 a), wo er ausführt, der Mensch sei „aufgrund seiner Natur mehr ein zoon syndyastikón (ein für eine Gemeinschaft zu Zweien bestimmtes Lebewesen) als ein zoon politikón“.

Siehe auch

Literatur

  • Fleischer, Margot: Hermeneutische Anthropologie, Berlin-New York, 1976.

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