- Benjamin Ferencz
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Benjamin Berell Ferencz (* 11. März 1920 in Siebenbürgen) ist ein US-amerikanischer Jurist. Er war Chefankläger im Einsatzgruppen-Prozess, einem der Nachfolgeprozesse im Rahmen der Nürnberger Prozesse nach dem Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Jugend und Ausbildung
In einem kleinen Dorf in den Karpaten geboren, siedelte seine Familie mit Ferencz in die USA um, als er zehn Monate alt war. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte Ungarn das Gebiet an Rumänien abgegeben. Die Familie floh als Teil der ungarischen jüdischen Minderheit vor möglichen Nachstellungen der Rumänen.[1] Ferencz wuchs unter anderem in New York City auf.
1943 erhielt er seinen Abschluss von der Harvard Law School.
Wirken
Ferencz kämpfte an verschiedenen Schauplätzen des Zweiten Weltkrieges in Europa. Als Teil der neu gegründeten War Crimes Branch der US-Armee sammelte er Beweismaterial für Kriegsverbrechen der Deutschen. Ende 1945 nahm er seinen Abschied von der Armee, im Rang eines Sergeant. Ferencz kehrte nach New York zurück, um dort als Jurist zu arbeiten. Kurz darauf wurde er rekrutiert, um für die Anklage der Nürnberger Prozesse Beweismaterial zu finden. Ferencz wurde, erst 27-jährig, zum Chefankläger eines der Nachfolgeprozesse ernannt, dem Einsatzgruppen-Prozess. Alle Angeklagten wurden schließlich schuldig gesprochen. Ferencz arbeitete danach als Anwalt und schrieb Bücher über Völkerrecht. Er lehrte an der Pace University in New York. Er setzt sich seit Jahrzehnten intensiv für den Internationalen Strafgerichtshof ein.
In einem ZDF-Interview äußerte er 2007, dass „Guantánamo mit Folter durch die Amerikaner genauso verbunden sein wird wie Auschwitz mit Deutschland.“[2]
2009 wurde Ferencz gemeinsam mit Antonio Cassese mit dem Erasmuspreis ausgezeichnet.
Am 27. Mai 2010 wurde ihm für seinen lebenslangen Einsatz für das Völkerrecht das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen.[3]
Familie
Ferencz lebt mit seiner Frau Gertrude in New Rochelle im US-amerikanischen Bundesstaat New York. Sie haben vier erwachsene Kinder.
Werke (Auszug)
- New Legal Foundations for Global Survival: Security Through the Security Council, Oceana 1994; ISBN 0379212072.
- Mit K. Keyes Jr: Planethood, Vision Books 1988. Reprint 1991; ISBN 0915972212.
- A Common Sense Guide to World Peace, Oceana 1985.
- Enforcing International Law: A Way to World Peace, Oceana 1983.
- Less Than Slaves: Jewish Forced Labor and the Quest for Compensation, Harvard 1979. Reprint 2002, Indiana University Press & USHMM; ISBN 0253215307.
- An International Criminal Court: A Step Toward World Peace, Oceana 1980. ISBN 0379203898.
- Defining International Aggression: The Search for World Peace, Oceana 1975. ISBN 037900271X.
Quellen
- ↑ http://www.questia.com/PM.qst?a=o&se=gglsc&d=5001891544&er=deny
- ↑ ZDF-Magazin Frontal 21: / Folter in Guantanamo – Kriegsverbrechen im Regierungsauftrag? / Ehemaliger US-Ankläger bei den Nürnberger Prozessen: "Im Krieg gegen den Terror wird das Völkerrecht gebrochen" http://www.presseportal.de/story_rss.htx?nr=958429 Mainz, 20. März 2007. Abgerufen am 22. März 2007.
- ↑ Leidenschaftlicher Kämpfer für das Völkerrecht. Auswärtiges Amt, 27. Mai 2010, abgerufen am 22. März 2011.
Weblinks
Commons: Benjamin Ferencz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Website von Benjamin Ferencz
- Literatur von und über Benjamin Ferencz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Auszüge aus dem ZDF-Interview mit Benjamin Ferencz vom 20. März 2007: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/inhalt/29/0,4070,5254397-0,00.html
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