Zungenanal

Zungenanal
Illustration einer Frau, die Anilingus mit einer Partnerin vollzieht

Der Anilingus (Kunstwort aus lat. anus: After und lingere: lecken; engl. Rimming oder Rim-Job; häufig auch als Oroanalkontakt[1], Zungenanal, Afterlecken[2] oder lateinisch inkorrekt als Analingus bezeichnet) stellt eine orale Sexualpraktik dar, bei welcher der Anus, meist inklusive Dammregion, mit Lippen und Zunge stimuliert wird, und kann sowohl oberflächlich als auch durch Penetration des Anus mit der Zunge erfolgen. Die Analregion ist mit zahlreichen Nervenenden besetzt und gehört zu den erogenen Zonen vieler Menschen.

Neben Küssen ist es eine der wenigen Sexualpraktiken, die unabhängig von dem jeweiligen Geschlecht der Partner ist, da kein primäres oder sekundäres Geschlechtsmerkmal involviert ist. Entsprechend existieren heterosexueller Anilingus und homosexueller Anilingus zwischen Männern und zwischen Frauen gleichermaßen.

Inhaltsverzeichnis

Stellungen beim Anilingus

Anilingus kann in vielen unterschiedlichen Positionen und Stellungen praktiziert werden. Eine Ausführungsform des Anilingus kann beim so genannten Facesitting eingebracht werden, bei dem der Empfangende über dem Gesicht des auf dem Rücken liegenden gebenden Partners hockt. Möglich ist grundsätzlich jede Stellung, bei welcher der Anus des Empfängers problemlos von der Zunge erreicht werden kann.

Gesundheitliche Risiken

Bezüglich der gesundheitlichen Risiken muss zunächst die grundlegende Unterscheidung zwischen einem „sauberen Anilingus“ und einem „unsauberen/dreckigen Anilingus“ hingewiesen werden. Beim sauberen Anilingus, wie er in vielen kommerziellen Pornofilmen praktiziert wird, spielt die Analhygiene eine entscheidende Rolle. Dabei wird der Anus meist nicht nur äußerlich gründlich gereinigt, sondern oft noch zusätzlich eine Darmspülung vorgenommen, um die Hygiene auch bei tieferem Eindringen der Zunge gewährleisten zu können. Bei dieser Vorgehensweise ist das Ansteckungsrisiko relativ gering. Als alternative (oder ergänzende) Schutzmaßnahme kann auch ein Lecktuch (spezielle Folie, ähnlich wie Klarsichtfolie) benutzt werden, wie es speziell für den Schutz bei Cunnilingus vertrieben wird. Bei "dreckigem" Anilingus, der Parallelen zur Koprophilie zeigt, wird besonderer Wert auf einen schmutzigen Anus gelegt, von dem dann etwaige Kotreste abgeleckt werden und der mit der Zunge gesäubert wird. Dies ist für den aktiven (ausführenden) Partner wegen der großen Menge Darmbakterien, die sich im Kot gemeinhin ansammeln, mit einem deutlich höheren Gesundheitsrisiko verbunden.

Besondere Spielweisen

Die meisten besonderen Spielweisen des Anilingus fokussieren sich darauf, dass vor dem Leckvorgang etwas auf den Anus aufgetragen oder auch in Darmgang eingeführt wird. Denkbar sind hierbei verschiedenste Objekte, bei Nahrungsmitteln wird jedoch ein Kondom oder eine anschließende Darmspülung dringend empfohlen, da Nahrungsrückstände im Darmtrakt ein hohes Infektionsrisiko in sich bergen können.

Mitunter finden im Rahmen der Praktik auch Smotherboxes Verwendung.

Verwandte Sexpraktiken

In naher Verwandtschaft zum Anilingus steht das so genannte „Ass-To-Mouth“ (A2M). Dabei wird das erigierte Glied (alternativ auch Sexspielzeug) unmittelbar nach dem Analverkehr in den Mund des passiven Partners eingeführt, wodurch sozusagen ein indirekter Anilingus stattfindet. Da das Glied (Spielzeug) dabei in der Regel tiefer in das Rektum eindringt, als es der Zunge gemeinhin möglich ist, empfiehlt es sich auch hier, zuvor eine Darmspülung bei dem Empfänger durchzuführen, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Felching bezeichnet eine Sexualpraktik, bei der eine Person nach der Ejakulation Samen (meist eigenen) aus oder von dem Anus des Partners ableckt.

Anilingus als „Bestrafung“

Erzwungener und zumeist öffentlicher Anilingus diente seit alters her als Demütigung und Bestrafung, zumeist von Gefangenen. So fand es einige Verbreitung im Dreißigjährigen Krieg, wie von Grimmelshausen in „Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch“ beschreibt [3].

Heutzutage findet Anilingus als Bestrafung überwiegend in der BDSM-Szene Verwendung.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. vgl. Stephan Dressler, Christoph Zink: Pschyrembel Wörterbuch Sexualität, S. 22, 375 Gruyter, 2003, ISBN 3-11-016965-7
  2. Meyers Lexikonredaktion: Schülerduden, Sexualität, Bibliographisches Institut, Mannheim 1997, ISBN 3-411-05491-3
  3. Der Abenteuerliche Simplicissimus Teutsch: Kapitel 14

Weblinks

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