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Oralverkehr (von lat. os, oris „Mund“) ist ein Sammelbegriff für Sexualpraktiken, bei denen ein Sexualpartner die Genitalien des anderen mit dem Mund (den Lippen, der Zunge, den Zähnen) liebkost und stimuliert.
Inhaltsverzeichnis
Begriffe
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Arten des Oralverkehrs:
- Fellatio, bezeichnet die orale Stimulation des Penis.
- Cunnilingus, bezeichnet die orale Stimulation der Vulva.
Umgangssprache
Manche Menschen benutzen für den Oralsex Umschreibungen, wie zum Beispiel es französisch machen oder blasen. Oft wird inzwischen auch in Europa der vor allem in den Vereinigten Staaten gebräuchliche Ausdruck Blowjob verwendet. Bezeichnungen aus dem Englischen wie to go down on somebody oder to give head werden bei beiden Geschlechtern verwendet. Jedoch bezeichnet „french kiss“ im Englischen lediglich einen Zungenkuss und hat keine genitalen Konnotationen. Die gesellschaftliche Akzeptanz vieler Aspekte der Sexualität hat heute zu einer größeren Unbefangenheit im sprachlichen Umgang mit Oralsex geführt.
Bedeutung
Oralverkehr wird von den meisten Menschen als Möglichkeit, den Partner zu stimulieren und ihn zum Orgasmus zu bringen, als sehr reizvoll empfunden. Außerdem kommt er oft im sexuellen Vorspiel vor, zum Beispiel um beim Mann eine Erektion bzw. bei der Frau den Sekretfluss anzuregen.
Er kann von beiden Partnern als sehr intensiv empfunden werden, weil die Geschlechtsorgane vom Mund und mit der Zunge sehr zielgenau und auf variable Weise stimuliert werden können und weil es sich dabei um eine besonders intime Geste handelt, da der oder die Praktizierende Geruch und Geschmack der Genitalien intensiv wahrnimmt.
Oralsex gehört zu den verbreitetsten Sexualpraktiken neben dem vaginalen Verkehr und wurde zu allen Zeiten praktiziert. Da es nicht zur Penetration kommt, wird Oralverkehr teilweise nicht als „richtiger Sex“ empfunden. In der Lewinsky-Affäre behauptete US-Präsident Bill Clinton, keine sexuelle Beziehung mit Monica Lewinsky gehabt zu haben, da es nur zum Oralverkehr gekommen sei. In der aktuellen deutschen Rechtsprechung wird Oralverkehr nicht als Beischlaf gewertet, siehe Juristische Terminologie des Geschlechtsverkehrs.
Zu den Vorteilen des Oralverkehrs gehört, dass eine Befruchtung dadurch nicht möglich ist und darum keine Empfängnisverhütung erforderlich ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass der jeweils Praktizierende entscheidet, wie weit er oder sie gehen möchte. Diese beiden Sicherheitsaspekte sind die Hauptgründe für die Beliebtheit des Oralverkehrs bei Teenagern und beim Gruppensex. Es gibt allerdings auch Männer und Frauen, die diese Art der Intimität nicht angenehm finden und es ablehnen, die Genitalregionen mit dem Mund zu liebkosen oder solches zu empfangen.
In einigen antiken Kulturen, auch solchen, die sonst bei Sexualpraktiken eher tolerant waren, wurde der Oralverkehr – jedenfalls offiziell – abgelehnt. Möglicherweise lag dies an der damals höheren Infektionsgefahr durch die geringeren Möglichkeiten der Hygiene, wobei Infektionen sehr viel häufiger ernste Krankheiten zur Folge hatten, da moderne Medikamente noch nicht bekannt waren.
Techniken
Fellatio
Die männlichen Genitalien, vor allem der Penis, aber auch die Hoden, werden mit Zunge und Lippen zur sexuellen Stimulation geleckt, geküsst und in den Mund genommen. Dabei ist es möglich, die Eichel mit der Zunge zu stimulieren, indem man mit ihr um diese kreist. Das Gleiche gilt auch für den Schaft und die Hoden. Es ist aber genauso möglich, die Eichel oder Teile des Penis in den Mund zu nehmen und leicht daran zu saugen.
Eine besondere Form der Fellatio ist die tiefe Aufnahme des erigierten Penis bis in den hinteren Rachenbereich, was nur bei (erlernter) absoluter Entspannung der Kehle möglich ist (siehe Deepthroating). Als besonders schwierig gilt diese Variante der Fellatio, wenn dabei der Samenerguss zugelassen werden soll. Dies setzt bei der aufnehmenden Person eine bestimmte Atemtechnik voraus, bei dem stimulierten Partner ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Selbstkontrolle und bei beiden ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Vertrauen.
Cunnilingus
Die weiblichen Genitalien, vor allem die Schamlippen, der Scheidenvorhof und insbesondere die Klitoris, werden mit Zunge und Lippen berührt. Auch der Vaginaleingang kann mit der Zunge stimuliert werden. Mittels Cunnilingus gelingt es leichter, die Frau zu besonders intensiven Orgasmen zu bringen, weil eine direkte Reizung der Klitoris möglich ist.
Neunundsechzig
Die gegenseitige Anwendung von oraler Stimulation bei beiden Partnern wird als „Neunundsechzig“ bezeichnet – entsprechend der Form der beiden arabischen Ziffern 69.
Grundsätzlich gibt es bei dieser Technik zwei Varianten: Ein Partner liegt oben der andere unten. Die Position oben gilt gewöhnlich als die bequemere, da man in dieser Position eine bessere Kontrolle hat. In einer für beide Partner gleich bequemen Stellung liegen beide auf der Seite.
Anilingus
Auch wenn der Anus nicht ursprünglich zu den Geschlechtsorganen zählt, gehört die Stimulation des Afters mit Mund oder Zunge, der so genannte Anilingus, doch zu den oralen Sexualtechniken. Sie wird auch als „zungenanal“ oder englisch als „Rimming“ oder „Rimjob“ bezeichnet. Der Anilingus reicht von ganz flüchtiger Berührung der Umgebung des Anus mit den Lippen bis hin zu intensiver Penetration mit der Zunge. Der Reiz besteht darin, dass der Anus ein hochsensibles, von vielen Nervenenden belegtes Körperteil ist, dessen Stimulation direkt oder durch die Nähe zu den Genitalien von vielen als sehr erotisch empfunden wird.
Hygienische und medizinische Aspekte
Eine französische Studie legt den Schluss nahe, dass die beim Oralsex übertragbaren Papilloma-Viren Krebs der Mundschleimhaut (Plattenepithel-Ca) verursachen können. So haben Patienten, bei denen dieses Virus in der Mundschleimhaut nachgewiesen wurde, zehnmal häufiger Oralsex als der Durchschnitt. Da aber Alkohol- und Zigarettenkonsum der Hauptverursacher des Mundkrebses bleibt, raten die Wissenschaftler der Studie nicht zur Oralsexabstinenz.[1]
Auch Geschlechtskrankheiten wie Gonorrhoe und Syphilis können durch Oralsex übertragen werden. Die durch Fellatio im Rachen übertragenen Primärläsion heißt Angina specifica. Weiterhin kann Oralverkehr Hepatitis B und besonders Anilingus Hepatitis A übertragen sowie natürlich alle Krankheiten, die bereits ohne direkten Körperkontakt ansteckend sind.
Die Wahrscheinlichkeit einer HIV-Infektion ist gering, trotzdem wird nach allgemeiner Lehrmeinung empfohlen, beim Fellatio kein Sperma im Mund aufzunehmen und auf Cunnilingus während der Regelblutung zu verzichten oder ein Lecktuch zu benutzen. Um die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung mit HIV weiter zu minimieren, sollte der Verkehr nicht durchgeführt werden, wenn gröbere Verletzungen am Körper im allgemeinen oder den Verkehrsorganen im speziellen bestehen.
Position der Religionen
Christentum
Nach der Überzeugung einiger christlicher Glaubensrichtungen dient Sex ausschließlich der Zeugung von Kindern. Daher werden abweichende sexuelle Praktiken aller Art oft als unerwünscht angesehen. Die Folgen dieser Überzeugung findet z.B. ihren Ausdruck in manchen Gesetzen von US-Staaten, auch wenn diese seit wenigen Jahren außer Kraft gesetzt sind.
Islam
Im Islam ist der orale Geschlechtsverkehr erlaubt, gilt jedoch als „makruh“ (eine Tat, die nicht empfohlen, aber geduldet wird).
Rechtliche Situation
In vielen Ländern gibt es keine gesetzlichen Einschränkungen oder Vorschriften zu den beschriebenen Praktiken.
In Singapur ist derzeit sowohl Oral- als auch Analverkehr verboten. Dies soll allerdings demnächst, zumindest für heterosexuelle Paare über 16 Jahre, erlaubt werden.[2]
Siehe auch
Kondom, Pornografie, Deepthroating, Cumshot
Quellen
- ↑ wissenschaft.de: Studie: Oraler Geschlechtsverkehr erhöht Mundkrebsrisiko
- ↑ spiegel.de: Singapur legalisiert Sexpraktiken
Literatur
- Susan Crain Bakos: Sex-Geheimnisse für den ultimativen Lust-Trip. ISBN 3442165385 (Autorin hat weltweit recherchiert, unter anderem bei Edelprostituierten, Gigolos und Meistern des Tantra, und viel Wissenswertes zum Thema Sex, besonders zum Thema Oralsex zusammengetragen.)
- Laura Duberstein Lindberg, Rachel Jones, John S. Santelli: Noncoital Sexual Activities Among Adolescents, In: Journal of Adolescent Health, Volume 43, Issue 3, S. 231-238, September 2008, doi:10.1016/j.jadohealth.2007.12.010
Weblinks
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