- Zwei-Fronten-Krieg
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Unter einem Zweifrontenkrieg versteht man die Situation eines kriegführenden Landes, wenn es gleichzeitig an zwei – meist einander entgegengesetzten – Seiten seines Landes Krieg gegen mehrere Gegner führt oder führen muss. Ein solcher Krieg wirft erhebliche logistische Probleme auf; nicht nur müssen Truppen zwischen den beiden Kriegsschauplätzen verteilt werden, auch die Versorgung mit Rohstoffen und Importgütern wird zusätzlich erschwert.
Deutschland
Im Laufe der Geschichte ist Deutschland mehrfach in diese Situation geraten. Als Grund für diese häufige Verwicklung Deutschlands in Zweifrontenkriege wird häufig die zentrale Lage in Europa genannt. Andererseits führte die Politik deutscher Staatsmänner einen solchen Zweifrontenkonflikt 1914 zumindest fahrlässig und im Zweiten Weltkrieg absichtlich herbei. Trotzdem wurden im Verlauf der deutschen Geschichte mehrere Strategien entwickelt, um einen möglichen Zweifrontenkrieg zu vermeiden beziehungsweise siegreich zu beenden.
Bismarck verfolgte zwischen 1871 und 1890 eine politische Strategie gegen einen Zweifrontenkrieg. Da nach der Demütigung Frankreichs im Deutsch-Französischen Krieg eine Aussöhnung unwahrscheinlich und weitere Konflikte wahrscheinlich schienen (französischer Revanchismus), setzte er auf ein kompliziertes Bündnissystem mit allen anderen europäischen Großmächten mit Ausnahme Frankreichs, das international isoliert bleiben sollte.
Nach Bismarcks Entlassung betrieb das Deutsche Reich unter Wilhelm II. eine imperialistische Großmacht-Politik. Die Vernachlässigung der bestehenden Bündnisse und das durch den Aufbau der Reichsmarine ausgelöste Wettrüsten ermöglichte Frankreich, die Situation umzukehren. Anfang des 20. Jahrhunderts war Frankreich in mehrere Bündnisse mit anderen europäischen Großmächten eingebunden (Entente), das Deutsche Kaiserreich dagegen weitgehend isoliert.
In dieser Situation wurde als militärische Strategie zum Führen eines Zweifrontenkriegs der Schlieffenplan von 1905 entwickelt, den das Deutsche Reich 1914 gegen Frankreich und Russland in die Realität umzusetzen versuchte. Der Plan scheiterte jedoch nicht nur, sondern seine Umsetzung war einer der Auslöser des Ersten Weltkriegs, da er einen Erstschlag und einen Angriff auf Belgien erforderte, dessen Neutralität durch Großbritannien garantiert wurde, welches daraufhin in den Krieg eintrat.
Im Zweiten Weltkrieg versuchte Adolf Hitler zunächst einen Zweifrontenkrieg zu verhindern, indem er seine Gegner (hauptsächlich Frankreich, Großbritannien, Sowjetunion und USA) nacheinander schlagen wollte. Als nach dem Polenfeldzug und dem überraschend schnellen Sieg über Frankreich die Luftschlacht um England für Deutschland verloren ging, griff er jedoch 1941 die Sowjetunion an (Fall Barbarossa), obwohl Großbritannien noch ungeschlagen war. Damit führte er selbst die Situation eines Zwei- bzw. Mehrfrontenkrieges herbei. Nach dem Kriegseintritt der USA eröffneten die Westalliierten 1943 in Italien und 1944 in Frankreich (Operation Overlord) weitere Fronten in Europa neben der Ostfront und beschleunigten dadurch den Zusammenbruch des Dritten Reichs erheblich.
Weitere Beispiele
Im Ersten Weltkrieg schaffte der Kriegseintritt Bulgariens die Grundlage für die Niederlage Serbiens 1915. Der kleine Balkanstaat wurde dadurch nicht nur an der nördlichen Front durch Österreich-Ungarn, sondern auch an einer östlichen Front durch den neuen Gegner Bulgarien angegriffen.
Im Zweiten Weltkrieg führten die USA und das Vereinigte Königreich ebenfalls Krieg an zwei Fronten. Im Pazifikkrieg bekämpften sie das imperialistische Japan und in Europa das Dritte Reich Hitlers. Trotz dieser Doppelbelastung blieben sie an beiden Fronten siegreich. Das ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass das Vereinigte Königreich über Kolonien seinen Nachschub regelte. Die USA konnten auf ihre enormen Ressourcen und Industriekapazitäten zurückgreifen.
Auch Israel war nach 1948 im Zuge der Israelisch-Arabischen Kriege mehrfach in Zwei- bzw. Mehrfrontenkriege verstrickt. Auch 2006 führte Israel einen Zweifrontenkrieg gegen die Hisbollah im Norden und die Hamas im Süden.
Siehe auch
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