Zweikasusflexion

Zweikasusflexion

Die Zweikasusflexion ist eine Reduzierung des lateinischen Kasussystems während der Entstehungszeit der romanischen Sprachen. Von den ursprünglich sechs Kasus bleiben nur der Nominativ Rektus und der Akkusativ Obliquus bestehen. Beispiele einer Zweikasusflexion finden sich im Altfranzösischen und im Altokzitanischen sowie im Altfriaulischen. Inschriften lassen aber vermuten, dass in weitaus mehr altromanischen Sprachen und Dialekten eine Zweikasusflexion existiert hat. So sind unterschiedliche Rektus- als auch Obliquusformen im Altkatalanischen und Altvenezischen belegt.

Außerhalb der romanischen Sprachen verfügen auch das Kurmandschi und Zaza über eine Zweikasusflexion.

Die Zweikasusflexion ist in der Entwicklung der Reduzierung der indogermanischen Kasus ein Stadium vor dem vollständigen Verlust der Kategorie Kasus. Dabei fallen der Nominativ und der Vokativ im Rektus zusammen, alle anderen Kasus im Obliquus.

Beispiel:

  • Nom: muri → mur Rektus
  • Gen: murorum –
  • Dat: muris → murs Obliquus
  • Akk: muros → murs Obliquus
  • Abl: muris → murs Obliquus

Das Rumänische, ebenfalls eine romanische Sprache, verfügt auch über eine Zweikasusflexion (wenn man den für die Satzsyntax unbedeutenden Vokativ ausklammert). Die Opposition ist hier jedoch anders, da hier Nominativ und Akkusativ sowie Genitiv und Dativ gleich sind. Innerhalb der Romanistik ist umstritten, ob es sich dabei um eine Neubildung oder um eine Fortführung der vulgärlateinischen Verhältnisse handelt.

Beispiel: Nominativ/ Akkusativ Singular: rumänisch casă "das Haus", Genitiv/ Dativ Signular: rumänisch case "des Hauses, dem Hause"

Literatur

  • Wilhelm Meyer-Lübke: Grammatik der romanischen Sprachen. Band 2: Romanische Formenlehre. Hildesheim: Olms, 1972 (Erstausgabe 1894).
  • Hans Rheinfelder: Altfranzösische Grammatik. 2. Teil: Formenlehre. München: Hueber, 1967.
  • Laura Vanelli: „La formazione del plurale in friulano e la ricostruzione diacronica“ in: Laura Vanelli: I dialetti italiani settentrionali nel panorama romanzo. Rom: Bulzoni, 1999, Seite 153-168.
  • Lorenzo Renzi: Nuova introduzione alla Filologia romanza. Bologna: il Mulino, 1994, insbesondere das Kapitel „Il sistema casuale e la sua evoluzione“, Seite 139-144.

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