Zündapp Bella

Zündapp Bella
Zündapp Bella R 154, Baujahr 1958
Schwinge mit Federbein

Die Zündapp Bella ist ein Motorroller, den die Zündapp-Werke GmbH von 1953 bis 1964 in Nürnberg und in München bauten. Während der gesamten Bauzeit wurden über 130.000 dieser Roller produziert. Formal ist die Bella an den italienischen Moto-Parilla-Roller angelehnt, den Zündapp ursprünglich in Lizenz herstellen wollte.

Inhaltsverzeichnis

Motor und Getriebe

Der 1-Zylinder-Zweitaktmotor der Bella entspricht weitgehend dem Zündapp-Motorradmotor DB 204, der Hubraum betrug aber zunächst nur 147 cm³. Anfangs wurde der Motor mit einem Kickstarter angelassen; ab 1955 gab es einen elektrischen Starter, der einen Batteriekasten an der Verkleidung unter dem Lenker erforderlich machte, weil nun wegen der auf 12 Volt angehobenen Bordspannung eine zweite 6-V-Batterie untergebracht werden musste.

Der Motor wurde vom Fahrtwind gekühlt. Dazu war der vordere Kotflügel so geformt, dass die Luft durch einen Mitteltunnel (der den bei Rollern üblichen Durchstieg einschränkte) auf den Zylinder gelenkt wurde. Durch ein paar Schlitze hinter der Sitzbank gelangte sie aufgeheizt wieder ins Freie. Es war wichtig, diese Schlitze nicht durch Kleidung oder Gepäck anzudecken.[1]

1954 erschien die Bella (Modell R 200) mit 198-cm³-Motor und 10 PS, die R 200 ist zugleich der meistgebaute Bella-Typ, und der 200er die häufigste Motorgröße aller Bella-Roller. Das letzte, 1958 erschienene 200er Modell R 204 hat einen Motor mit schräg stehendem Zylinder – wie beim analogen Motorradmodell 200S/201S – und auf 12 PS erhöhte Leistung.

Ein 174-cm³-Motor wurde nur rund 2000-mal eingebaut.

Das Viergangziehkeilgetriebe stammt von den damaligen Zündapp-Zweitakt-Motorrädern dieser Hubraumklasse, wird jedoch nicht links, sondern mit einer Schaltwippe auf der rechten Seite geschaltet (links ist die Fußbremse). Die Kraft wird über eine im geschlossenen Kettenkasten laufende Kette auf das Hinterrad übertragen.

Rahmen und Aufbau

Alle Versionen der Zündapp Bella haben einen Brückenrohrrahmen und die für Motorroller typische Vollverkleidung. Abweichend vom allgemeinen Konzept sind die verhältnismäßig großen 12"-Räder und eine große Lufthutze im Fußraum, die den Durchstieg erschwert, aber dem Motor genügend Kühlluft ohne Gebläse bringt. Auch der vordere Kotflügel dient der Kühlluftführung, die vom Motor erwärmte Kühlluft wird unter den Sitzen weitergeleitet und tritt dort aus.

Die Bella hatte von Anfang an eine Hinterradschwinge mit hydraulischem Stoßdämpfer. Das Vorderrad war bei den ersten Modellen (R 150, R 151 und R 200) an einer ungedämpften Teleskopgabel geführt, die 1956 durch eine damals übliche Langarmschwinge ersetzt wurde. Diese Schwinge hat nur ein auf der linken Seite angeordnetes Federbein mit ebenfalls hydraulischer Dämpfung.

Der Tank der Bella befindet sich unter den Sitzen bzw. der wahlweise lieferbaren Doppelsitzbank, die zum Betanken zur Seite geklappt wird. Alternativ zu den in den Seitenblechen angedeuteten Radausschnitten mit dekorativen waagerechten Rillen waren Ziergitter erhältlich, die sich als Gepäckstütze ausklappen ließen. Je eine Klappe in den Seitenteilen links und rechts machten den Vergaser zugänglich und durch eine kleine, mit einem Gitter abgedeckte Öffnung vor dem Sitz konnte die Zündkerze gewechselt werden.

Meist wurde die Bella solo gefahren, sie war jedoch auch mit einem speziellen Seitenwagen für den Gespannbetrieb geeignet.

Technische Daten

Die folgenden Daten beschreiben beispielhaft Modelle der Baujahre 1956 bis 1964 mit den drei verschiedenen Motoren.

Zündapp Bella R 154 R 175 S R 203
Motor:  1-Zylinder-Zweitakt (Zündapp)
Hubraum 147 cm³ 174 cm³ 198 cm³
Bohrung × Hub 57 × 58 mm 60 × 62 mm 64 × 62 mm
Leistung bei 1/min:  5,1 kW (7,3 PS) bei 4700 8,1 kW (11 PS) bei 5400 7,4 kW (10 PS) bei 5200
Vergaser:  Bing 1/20/15 (24 mm Durchlass) Bing 1/22/79
Kühlung:  Luftkühlung (Fahrtwind ohne Gebläse)
Getriebe:  4-Gang-Getriebe mit Fußschaltwippe
Rahmen:  Brückenrohrrahmen
Federung vorn:  Langarmschwinge mit Federbein und hydraulischem Stoßdämpfer
Federung hinten:  Schwinge mit hydraulischem Stoßdämpfer
Radstand 1315 mm
Sitzbankhöhe:  730 mm
Reifen vorn/hinten:  3.00–12/3.50–12 keine Angabe 3.50–12/3.50–12
Bremsen:  Innenbackenbremsen (Ø 150 mm)
Leergewicht 137 kg 146 kg 147 kg
Tankinhalt:  8,5 l
Normverbrauch*:  2,7 l/100 km 3 l/100 km 3,3 l/100 km
Höchstgeschwindigkeit:  75 km/h 90 km/h 90 km/h
Preis:  1545,00 DM 1749,00 DM 1795,00 DM
Baujahre:  1956–1958 1961–1964 1956–1958

* Verbrauch bei gleichbleibend Dreiviertel der Höchstgeschwindigkeit, auf ebener Strecke bei Windstille + 10 %.

Das erste Modell war die Bella R 150 (1953–1955), das letzte die Bella R 204 (1958–1964). Die höchste Verkaufszahl erreichte die Bella R 200 mit 26.900 Stück.

Bilder

Einzelnachweise

  1. Reinhard Ziegler: Brave Bella. In: Motor Klassik. Vereinigte Motorverlage, Stuttgart, Heft 10/1985, S. 58.

Literatur und Quellen

  • Reinhard Lintelmann: Die Motorroller und Kleinwagen der fünfziger Jahre, Verlag Walter Podszun, Brilon 1995, ISBN 3-86133-136-5
  • Zündapp-Prospekt 2265

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