- Éva Besnyő
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Éva Marianna Besnyő (* 29. April 1910 in Budapest; † 12. Dezember 2003 in Laren, Niederlande) war eine ungarisch-niederländische Fotografin. Neben Emmy Andriesse, Cas Oorthuys und Carel Blazer gilt sie als eine Vertreterin der Strömung Nieuwe Fotografie („Neue Fotografie“).
Inhaltsverzeichnis
Leben
Éva Besnyő wuchs als eine von drei Schwestern in einer liberalen jüdischen Budapester Familie auf. Sie lebte im selben Haus wie Endre Friedmann, der sich später, inspiriert durch Éva, der Fotografie zuwenden und sich Robert Capa nennen wird.[1] Mit achtzehn Jahren ging sie für zwei Jahre in die Lehre im Bereich Architektur- und Portraitfotografie bei dem Budapester Fotografen József Pécsi (1889–1956). Er gab Besnyő den Rat, nach ihrer Ausbildung nach Berlin zu gehen, den sie 1930 befolgte.
Bis Anfang des Jahres 1931 arbeitete Éva Besnyő im Labor des Werbefotografen René Ahrlé, anschließend unter dem Pressefotografen Peter Weller, der viele ihrer Aufnahmen unter seinem eigenen Namen u.a. an die Berliner Illustrirte Zeitung verkaufte.[2] Zum Ende des Jahres 1931 mietete sie sich ein eigenes Studio in der Nachodstraße in Berlin-Wilmersdorf, arbeitete aber weiterhin auch an journalistischen Reportagen, die sie über die Agentur Neofot anbot. In ihrer Berliner Zeit pflegte sie weiterhin ihre enge Freundschaft mit dem Fotografen und Designer György Kepes (1906–2001), der im häufigen Kontakt mit László Moholy-Nagy stand, sowie zu Robert Capa, der inzwischen als Student in Berlin lebte.
Vor dem Hintergrund des wachsenden Antisemitismus im Deutschen Reich emigrierte Éva Besnyő nach Amsterdam. Sie heiratete dort 1933 den holländischen Filmemacher John Fernhout (Johannes Hendrik Fernhout/John Ferno; 1913–1987), den Sohn der Malerin Charley Toorop. Sie knüpfte in Amsterdam u.a. Kontakte zu dem Grafiker Paul Schuitema, dem Fotografen Carel Blazer und dem Architekten Alexander Bodon.[3]
1937 war sie, zusammen mit Cas Oorthuys und Carel Blazer, im Komitee für die internationalen Ausstellung „foto '37“ die im Amsterdamer Stedelijk Museum stattfand. Für die Vorbereitung der Ausstellung besuchte sie Henri Cartier-Bresson, Brassaï und Florence Henri in Paris.
Zwischen 1942 und 1944 tauchte Éva Besnyő unter, während ihr Mann sich zu dieser Zeit in China und den USA aufhielt. Besnyő arbeitete während der deutschen Besetzung der Niederlande, zusammen mit ihrem späteren zweiten Ehemann, für den niederländischen Widerstand. Sie fertigte Paßfotos für gefälschte Papiere an. Sie bemühte sich außerdem um eine „Arisierung“, die sie mit Hilfe eines gefälschten Geburtszeugnisses, das ihre Mutter ihr beschafft, auch erlangte.[4]
1945 ließ sich das Paar Besnyő/Fernhout scheiden. Im Jahr 1946 heiratete sie den niederländischen Grafiker Wim Brusse, mit dem sie den Sohn Bertus (1945) und die Tochter Yara (1948) bekam.
Durch ihre Vorliebe für Reportagen wurde Éva Besnyő in den 1960er und 1970er Jahren eine bekannte Fotografin der niederländischen Frauenbewegung.
1987 wurde in Berlin ihr Buch „Mit anderen Augen. Berlin 1930–1932“ publiziert. Es enthält Fotografien aus Besnyős Berliner Zeit. 1991 wurde Éva Besnyős Werk in einer Einzelausstellung, ebenfalls in Berlin, präsentiert. Im Jahr 1999 erhielt sie den renommierten Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie.
Ausstellungen (Auswahl)
- 2011/2012: Eva Besnyö, Fotografin 1910–2003. Budapest – Berlin – Amsterdam. Das verborgene Museum / Berlinische Galerie, Berlin. [5][6]
- 2007: Onbekende Foto's – Eva Besnyö. Jüdisch Historisches Museum, Amsterdam[7]
- 2005: Seelenverwandt. Ungarische Fotografen 1914–2003. Martin-Gropius-Bau, Berlin[8]
- 2003: De Keurcollectie – Eva Besnyö. FOAM, Fotografiemuseum, Amsterdam
Literatur
- Marion Beckers, Elisabeth Moortgat (Hrsg.): Eva Besnyö 1910–2003. Budapest – Berlin – Amsterdam. Ausstellungskatalog Berlin 2011/2012. Hirmer, München 2011, ISBN 3-7774-4141-4.
- Tineke de Ruiter: Eva Besnyö. Voetnoot, Amsterdam 2007, ISBN 978-90-78068-01-3.
- Hennie van der Zande: Eva Besnyö – 'n halve eeuw werk. Feministische Uitgeverij Sara, Amsterdam 1982, ISBN 90-6328-073-4.
Film
- Eva Besnyö, de keurcollectie, Dokumentarfilm von Leo Erken; Tjitze Vogel, 51 min., 2003
Weblinks
- Literatur von und über Éva Besnyő im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Das Verborgene Museum, Berlin → Ausstellung Eva Besnyö (Bilder und Texte)
- Marion Beckers: Eva Besnyö Biografie auf Jewish Women's Archive (engl.)
- Eva Besnyö auf photography-now
Einzelnachweise
- ↑ Richard Whelan: Robert Capra: A Biography. Bison Books, 1994, S. 11
- ↑ Whelan, S. 24
- ↑ Marion Beckers, Elisabeth Moortgat (Hrsg.): Eva Besnyö. Das Verborgene Museum, Berlin 1991, S. 14
- ↑ Beckers und Moortgat, S. 16
- ↑ Ausstellungsbeschrieb auf der Website der Berlinischen Galerie, abgerufen am 2. November 2011.
- ↑ Anette Schneider: Einklang von Anliegen, Form und Inhalt. Deutschlandradio Kultur am 27. Oktober 2011, abgerufen am 2. November 2011.
- ↑ Onbekende Foto's - Eva Besnyö, Jüdisch Historisches Museum, 2007 (engl.)
- ↑ Seelenverwandt. Ungarische Fotografen 1914–2003, Martin-Gropius-Bau, 2005
Kategorien:- Fotograf
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