Österreichischer Skulpturenpark

Österreichischer Skulpturenpark
Betonboot von Michael Schuster im Österreichischen Skulpturenpark

Der Österreichische Skulpturenpark ist ein 7 Hektar großer Park mit Außenskulpturen zeitgenössischer österreichischer und internationaler Künstler in Unterpremstätten, 7 km südlich der steirischen Landeshauptstadt Graz.

Die Werksammlung Privatstiftung Österreichischer Skulpturenpark ging ursprünglich aus dem Art Park rund um das ORF Landesstudio Steiermark, erweitert um Auftragsarbeiten, Ankäufe und Leihgaben, hervor und wurde 2007 dem steirischen Universalmuseum Joanneum eingegliedert. Die Sammlung umfasst mittlerweile an die 60 Arbeiten von Fritz Wotruba, Franz West, Erwin Wurm, Heimo Zobernig, Michael Kienzer, Nancy Rubins und anderen.

Im Frühjahr 2008 wurde die Sammlung um die Schenkung Painting to Hammer a Nail in / Cross Version von Yoko Ono (2005) erweitert, 2009 wurde ein Werk des im selben Jahr verstorbenen steirischen Künstlers Hartmut Skerbisch hinzugefügt, 2010 werden Arbeiten von Peter Sandbichler und Timm Ulrichs präsentiert.

Das Ambiente wurde vom Schweizer Landschaftsarchitekten Dieter Kienast mit Waldweihern, Lotosteichen, Labyrinthen und Rosengärten abwechslungsreich gestaltet, die in Kommunikation mit der Kunst treten.

Inhaltsverzeichnis

Zur Geschichte

Blick von der Westecke des Österreichischen Skulpturenparks (bis Ende Oktober 2000: Berggarten) zu dem für die IGS – Internationale Gartenschau 2000 errichteten Aussichtsturm[1] (Aufnahme: Oktober 2005)

Ausgehend von der ambitionierten Haltung Emil Breisachs, des ehemaligen Intendanten des Landesstudios Steiermark, zeitgenössischer Skulptur auch außerhalb von Museen im öffentlichen Raum ein Begegnungsfeld mit dem Betrachter zu schaffen und ab 1981 Arbeiten auf dem ORF-Gelände zu platzieren, entwickelte sich die Idee einer adäquaten Positionierung österreichischen skulpturalen Schaffens im internationalen Kontext.
Als im Jahr 2000 in Unterpremstätten, sieben Kilometer südlich von Graz, die von Dieter Kienast, dem prominenten, 1998 verstorbenen Schweizer Landschaftsarchitekten, für ein sieben Hektar großes Areal geplante IGS – Internationale Gartenschau 2000 gezeigt wurde, bestätigte sich kurz darauf dieses vakant gewordene Teilgelände (Berggarten sowie Fasenengarten[2]) als idealer Ort für einen großzügig anzulegenden Skulpturenpark. Mit der Gründung der Privatstiftung Österreichischer Skulpturenpark, seinen Vorständen Nikolaus Breisach, Hermann Eisenköck und Ralph Schilcher und in Kooperation mit der PORR AG und dem Land Steiermark konnte die Basis für ein von Christa Steinle, Leiterin der Neuen Galerie Graz, mitinitiiertes und von Peter Weibel durchformuliertes Konzept für einen internationalen Skulpturenpark ausgearbeitet und im Jahr 2003 der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Um den heute mehr als 50 Skulpturen umfassenden Park abzusichern, ihn in einen fundierten wissenschaftlichen und breiten Kunst- und Kulturkontext zu integrieren und einer noch größeren Öffentlichkeit bekannt und zugänglich zu machen, ermöglichte Kurt Flecker, Kulturreferent des Landes Steiermark, in Abstimmung mit der Privatstiftung nun die Übernahme des Betriebs durch das Universalmuseum Joanneum unter der Leitung von Elisabeth Fiedler. Diskurs werden Vermittlungstätigkeit, spezielle Führungen, aber auch verschiedene Sonderveranstaltungen umfassend ausgebaut. (Elisabeth Fiedler)

Zum Wesen

Wenn Skulptur und Natur in Verbindung treten, reagieren sie aufeinander:

Es entwickelt sich eine Wechselbeziehung, die im Laufe der Zeit eine Geschichte erzählt und sich permanent ändert. Der Garten als vom Menschen gestaltete und doch ständig wachsende Natur korrespondiert im Österreichischen Skulpturenpark in besonderem Maße mit den der Witterung ausgesetzten Skulpturen, die sich der Landschaft einfügen oder auf diese reagieren. Das Vokabular der zeitgenössischen Skulptur reicht von abstrakter Bildhauerei bis zu Alltagsgegenständen, von anthropomorphen Figurationen bis zu Gebrauchsobjekten. Der Dialog zwischen Standort und Skulptur soll dieses Vokabular sichtbar machen, also Aussagen über die Kunst, aber auch über die Gesellschaft, ihre Konflikte und Träume treffen und Begegnungsräume schaffen. Eine Gemeinschaftsarbeit von Franz West und Otto Zitko, die zwischen gebrauchsfähigem Möbel und abstrakter Skulptur schwankt, wiederholt in ihrer Platzierung genau diese Ambivalenz. Am Wegrand stehend befindet sie sich aber auf einer Art Sockel, der Respekt gebietet, den Gebrauch des Gegenstandes verweigert und zur Abstraktion rückverweist. Oswald Oberhubers Skulptur an der Wand verweist darauf, dass seit Minimal Art jede Skulptur nicht nur auf dem Boden stehen, sondern auch an der Wand hängen kann, dass Skulptur also auch im Dialog zum Bild steht. Der kunstinhärente Dialog, z. B. zwischen Bild und Raum, kann auch durch einen Dialog zwischen Formen der Kunst und der Natur erweitert werden, wie die Gegenüberstellung der Skulpturen von Fritz Hartlauer und Jörg Schlick, die sich mit Regeln der Form, Algorithmen und Wachstum beschäftigen, zeigt. Zu dieser Kategorie gehören auch die Skulpturen von Christa Sommerer und Michael Kienzer. Arbeiten sogenannter Altmeister finden sich auf einer dem Himmel zugewandten Stufenlandschaft, die als Pantheon fungiert. Diese Macht des Ortes unterstützt auch die Bedeutung von Heimo Zobernigs Turm am Eingang des Skulpturenparks oder die „Rad“-Skulptur von Susana Solano, die den Hang herunterzurollen scheint. Dasselbe gilt für die sich aufblähende und wieder in sich selbst zusammenfallende, in einer Mulde gelegene Skulptur Werner Reiterers, den zwischen Hecken platzierten Polster Hans Kupelwiesers oder die Arbeit Peter Weibels, die den Globus als Koffer erfahrbar macht. Bewegungsmaschinen wie Autos (Erwin Wurm), Schiffe (Michael Schuster), Segel (Martin Walde) und aus Resten zusammengefügte, flugunfähige Maschinen (Nancy Rubins) erzählen vom Schicksal der Apparate, von Scheitern und Stillstand, Hoffnung und Depression, sozialen und technischen Träumen und verwandeln die Landschaft in ein Meer oder einen Flughafen. Dazu korrespondierend erscheinen Heinz Gappmayrs Hinweise auf „noch nicht Sichtbares“ und „nicht mehr Sichtbares“ je nach Position der BetrachterInnen und steigert sich die Beziehung zwischen BesucherIn und Kunstwerk ein weiteres Mal in der interaktiven Wasserskulptur von Jeppe Hein. So wird der Skulpturenpark als Plattform benutzt, um den Dialoghorizont der zeitgenössischen Skulptur zu eröffnen und deren Sprache besser verstehen zu können. (Elisabeth Fiedler und Peter Weibel)

Literatur

  • Österreichischer Skulpturenpark Privatstiftung (Hrsg.): Garten der Kunst. Österreichischer Skulpturenpark. = Art Garden. Sculpture Park Austria. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2006, ISBN 3-7757-1728-5.

Einzelnachweise

  1. Architekten: Hermann Eisenköck, Peter Zinganel. — Aus: [IGS 2000, ÖAV], Zauber der Gärten, S. 12
  2. [IGS 2000, ÖAV]: Zauber der Gärten. Der offizielle Ausstellungskatalog zur Internationalen Gartenschau 2000. Österreichischer Agrarverlag, Leopoldsdorf (Bezirk Wien-Umgebung) 2000

Weblinks

 Commons: Österreichischer Skulpturenpark – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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