- Überbuchung
-
Der Begriff Überbuchung (engl. overbooking) bezeichnet den Verkauf oder das Bereitstellen einer Dienstleistung, welche mehrmals, also über der eigentlichen Kapazität der Dienstleistung, verkauft oder bereitgestellt wird. Bei der Konzeption einer Dienstleistung wird davon ausgegangen, dass nicht alle Kunden (z. B. Passagiere) oder Servicebezieher (z. B. IT-Komponenten) die vereinbarte Dienstleistung nutzen, weshalb die Dienstleistung im schlechtesten Fall einigen Beziehern nicht oder nicht zur Gänze bereitsteht. Dabei ergeben sich für den Dienstleister betriebswirtschaftliche Vorteile durch eine nicht auf die Maximallast zu dimensionierende Struktur oder durch die Reduzierung von ungenutzten Restkapazitäten der für die Servicebereitstellung beanspruchten Ressourcen.
Überbuchung in der Informations- und Kommunikationstechnologie
Anwendung findet Überbuchung in der Informations- und Kommunikationstechnologie beispielsweise bei der Bereitstellung einer vereinbarten Datenübertragungsrate (oft als Bandbreite bezeichnet) für ein bestimmtes Service. So werden Netzwerkverbindungen in Firmennetzwerken, Telefonnetze, Internetzugänge und andere WAN-Netze von Providern (bspw. Frame-Relay) überbucht, indem die Summe der einzelnen Datenübertragungsraten höher ist, als die Datenübertragungsrate der Backbone-Anbindung. Zu Zeitpunkten, in denen nicht alle Servicebezieher gleichzeitig die volle Datenübertragungsrate beanspruchen, wird den aktiven Servicebeziehern die volle oder eine zufriedenstellende Geschwindigkeit bereitgestellt. In Kommunikationsnetzen gibt es charakterischerweise Spitzenzeiten (bspw. in Firmennetzen morgens bei Arbeitsbeginn), in welchem es zu einer Serviceeinschränkung für die einzelnen Dienstleistungsnutzer kommt. Dabei kann die Datenübertragungsrate für einzelne oder alle Nutzer beschränkt sein oder die Dienstleistung steht gänzlich nicht zur Verfügung.
Überbucht wird aber auch Rechenleistung von IT-Systemen, dabei wird die Leistung von Server oder Großrechner nicht auf die maximal mögliche Belastung ausgelegt.
Überbuchung in der Tourismusbranche
Der Begriff Überbuchung bezeichnet bei Reisen, Veranstaltungen oder in Hotels den Umstand, dass sie an mehr Personen verbucht wurden, als es Plätze gibt.
Da es immer wieder vorkommt, dass Personen ein bereits gebuchtes Hotel oder eine Reise nicht antreten (no-show), ist es bei Veranstaltern üblich geworden, „zu überbuchen“, d. h. es werden mehr Buchungen bestätigt, als Plätze vorhanden sind in der Hoffnung, dass einzelne Gäste von der Buchung zurücktreten. Muss dann eine bestätigte Buchung wieder zurückgenommen werden, so leistet der Veranstalter in der Regel Schadenersatz. Dieser kann in Form eines sogenannten „Upgrade“ erfolgen, d. h. der Kunde bekommt ein besseres Produkt (z. B. eine höhere Buchungsklasse oder einen Gratisflug, ein höherwertiges Hotelzimmer), das normalerweise teurer wäre und daher oft noch zur Verfügung steht.
Betriebswirtschaftlich abzuwägen sind die Kosten für den Schadensersatz und dessen Wahrscheinlichkeit mit den Mehreinnahmen der 100%igen Belegung. Es handelt sich dabei um ein typisches Problem der Entscheidung unter Risiko. Das Image ist ein weiterer Faktor. Andererseits kann ein Anbieter, der überbucht, sein Produkt billiger anbieten, was ihm im Wettbewerb einen Vorteil verschafft.
Literatur
- Klaus Irmscher, Klaus Fähnrich (Hrsg.): Kommunikation in verteilten Systemen (KiVS). Springer, Berlin u. a. 2003, ISBN 3-540-00365-7.
- Manfred Lipp: Virtuelle private Netzwerke. VPN. Aufbau und Sicherheit. Addison-Wesley, München u. a. 2006, ISBN 3-8273-2252-9.
- Stefan Rehkopf: Revenue-Management-Konzepte zur Auftragsannahme bei kundenindividueller Produktion. Am Beispiel der Eisen und Stahl erzeugenden Industrie. Deutscher Universitäts-Verlag, Wiesbaden 2006, ISBN 3-8350-0587-1 (Gabler Edition Wissenschaft), (Zugleich: Braunschweig, Techn. Univ., Diss., 2006).
- Thomas Bieger: Dienstleistungsmanagement. Einführung in Strategien und Prozesse bei Dienstleistungen. 4. überarbeitete Ausgabe. Haupt, Bern u. a. 2007, ISBN 978-3-8252-2974-0 (UTB 2974).
Wikimedia Foundation.